Alt 13.07.15, 20:29
Standard Andauernde Erholung in China macht Anleger mutig
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SCHANGHAI/TOKIO (Dow Jones) - Die Anleger an den ostasiatischen Börsen haben sich am Montag in Kauflaune präsentiert, die in erster Linie von China ausging. Dort erholten sich die Kurse bereits den dritten Tag in Folge. Dabei nahm die Zahl der vom Handel ausgesetzten Aktien weiter ab, was zusätzlich für Zuversicht sorgte. In der vergangenen Woche waren phasenweise über 50 Prozent der in Schanghai gelisteten Papiere nicht gehandelt worden. Rückenwind kam erneut von kreditfinanzierten Aktienkäufen und weiteren von Peking initiierten Maßnahmen gegen den Verfall der Kurse, aus Sorge vor einem Übergreifen auf die Realwirtschaft.

An der chinesischen Leitbörse in Schanghai ging um 2,4 Prozent auf 3.971 Punkte nach oben. Die Börse in Shenzhen wie auch das zuletzt ebenfalls schwer gebeutelte Marktsegment ChiNext lagen noch deutlicher im Plus. In Hongkong stiegen die Kurse nach anfänglichen Verlusten ebenfalls kräftig.

Daneben wurden die jüngsten Informationen zu den Schuldenverhandlungen mit Griechenland aus Brüssel dahingehend interpretiert, dass eine Einigung unmittelbar bevorstand. Die tatsächliche Einigung kam für viele Börsen zu spät, weil diese schon geschlossen hatten. Etwas Unterstützung lieferten auch positive Juni-Handelsdaten aus China. Einem stärker als gedacht gestiegenen Export stand ein weniger stark als befürchtet gesunkener Import gegenüber.

Tokio verbuchte die höchsten Aufschläge seit drei Wochen. Der Nikkei-225 legte dank chinesischer Unterstützung um 1,6 Prozent auf 20.090 Punkte zu, nachdem in der vergangenen Woche das höchste Wochenminus seit Mitte Oktober eingefahren worden war. Der Yen zeigte sich während des Börsenhandels ungeachtet der zunächst verfahrenen Situation in Brüssel mit 122,66 zum US-Dollar kaum verändert. Nachbörslich geriet der Yen mit der Griechenlandeinigung aber gehörig unter Abgabedruck, der Dollar schoss bis auf 123,40 Yen in die Höhe. Mit der Abwendung einer griechischen Staatspleite habe die japanische Währung, die als typische "Fluchtwährung" in Krisenzeiten gehandelt wird, an Attraktivität verloren, hieß es.

"Die fundamentale Unterstützung sowie die institutionelle bleiben kräftig. Sollte Griechenland in der Eurozone verbleiben, kann mit einer Rally gerechnet werden", sagte ein Händler in Tokio. In Sydney belastete der schwache Energiesektor angesichts fallender Rohölpreise. Der S&P/ASX-200 schloss etwas leichter. Allerdings kam insbesondere für Sydney die Meldung über eine Einigung im Schuldenstreit zu spät, denn die australische Börse hatte zuletzt sehr stark auf die Meldungslage um Griechenland reagiert.

Trotz der andauernden Erholung in China war dort weiter Skepsis spürbar. Von einer völligen Normalisierung der Situation könne keine Rede sein, merkten kritische Stimmen an, unter anderem mit Blick auf die weiter hohe Zahl ausgesetzter Aktien. Zudem seien die Aufschläge in erster Linie das Werk staatlicher Interventionen. Die Maßnahmen umfassten den Kauf von Aktien durch staatliche Stellen, eine erleichterte Kreditaufnahme zum Kauf von Aktien auf Pump und eine in ihrer Wirkung nicht zu unterschätzende Warnung von Polizei und Staatsanwaltschaft, nicht auf fallende Kurse zu spekulieren.

Die Gesamtsumme, die chinesische Fonds zum Kauf von Aktien fremdfinanziert haben, war am Freitag auf umgerechnet 231,83 Milliarden US-Dollar geklettert. "All diese dilettantische Unterstützungspolitik findet ihren Weg an den Markt in Schanghai und scheint dort nun auch die Blue Chips zu stützen. Aber natürlich werden die Hilfen irgendwann auslaufen, daher sollte man die Sicherheitsgurte überprüfen", warnten die Analysten Michael Parker und Derek Lam von Alliance Bernstein.

Die immer wahrscheinlicher werdende Einigung im iranischen Atomstreit mit einer damit verbundenen Aufhebung der Sanktionen gegen den persischen Staat drückte unterdessen auf die Ölpreise. Das global gehandelte europäische Referenzöl der Sorte Brent ermäßigt sich um 1,8 Prozent auf 57,62 Dollar je Barrel. Iran hatte angekündigt, bei einem Wegfall der Sanktionen seine Erdölexporte verdoppeln zu wollen.

Unter den Einzelwerten ging es in der gesamten Region mit den Kursen der Fluglinien kräftig aufwärts angesichts der sinkenden Ölpreise. Cathay Pacific, JAL und Qantas gewannen zwischen 1 und über 3 Prozent. Toshiba gaben in Tokio um weitere 1,2 Prozent nach. Medienberichten zufolge könnte der Bilanzskandal Präsident Hisao Tanaka das Amt kosten. Sony legten vor Bekanntgabe des Ausgabepreises für neue Aktien um 3,1 Prozent zu. Offenbar stoßen die Titel auf eine starke Nachfrage. Der plötzliche Krebstod von Nintendo-Präsident Satoru Iwata sorgte für eine hohe Volatilität bei der Aktie des Spieleherstellers. Sie schloss 1,5 Prozent fester. In Sydney sanken im Energie- und Rohstoffsektor Woodside Petroleum, Oil Search und Santos zwischen 1 und 1,8 Prozent.

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