Alt 09.07.15, 10:54
Standard China-Börsen weiter hoch volatil und am Ende sehr fest
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SCHANGHAI/TOKIO (Dow Jones) - Die chinesischen Börsen haben sich erneut als die Handelsplätze der Extreme präsentiert. Denn auch die Sitzung am Donnerstag war von enormer Volatilität geprägt, ebenso die Kursveränderungen auf Schlusskursbasis. Gleichwohl schien sich vor allem die zuletzt arg gebeutelte Leitbörse in Schanghai zu stabilisieren. Der Leitindex drehte nach zwischenzeitlichen Verlusten von knapp 4 Prozent ins Plus und gewann letztlich 5,8 Prozent auf 3.710 Punkte - auch Shenzen legte um 3,8 Prozent zu. Die Erholung vollzog sich unter tatkräftiger Mithilfe der staatlichen Stellen in China.

Die chinesische Regierung stemmte sich mit aller Kraft gegen einen weiteren Absturz der Börsen, über die zuletzt panikartige Verkaufswellen geschwappt waren. Peking fürchtet, dass die Realwirtschaft vom jüngsten Ausverkauf in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Schanghai und Shenzhen büßten im vergangenen Monat rund ein Drittel ihres Wertes ein, Händler sprachen vom Platzen einer Blase.

Gestützt wurden die chinesischen Börsen in erster Linie durch Maßnahmen gegen den massiven Kursverfall. Die Zentralbank des Landes hatte der staatlichen China Securities Finance Corp (CSF) weitere Gelder bewilligt. Die CSF stellt Gelder für kreditfinanzierte Aktienkäufe zur Verfügung. Darüber hinaus gab es Berichte über staatliche Ermittlungen, die sich gegen Leerverkäufe von Einzelwerten und Indizes richten. Regierungsmedien sprachen von "heimtückischen" Manövern, die nun untersucht würden.

Die staatlichen Interventionen verfehlten ihre erhoffte Wirkung nicht, denn auch in Hongkong, wo die Börse zuletzt mit in den Abwärtsstrudel geraten war, stieg das Börsenbarometer. Der HSI legte um 3,8 Prozent auf 24.408 Punkte zu und verbuchte den höchsten Tagesgewinn seit April, nachdem der Index allein in den vergangenen fünf Tagen um 12 Prozent eingebrochen war.

Bereits am Vortag hatte die Regierung Notfallmaßnahmen zur Eindämmung der Börsenverluste verkündet, allerdings hatten dies den Kursverfall zunächst nicht gestoppt. Über hundert weitere Unternehmen hatten Handelsaussetzungen ihrer Aktien durchgesetzt, damit wurden zuletzt 51,1 Prozent aller in Schanghai und Shenzhen gelisteten Werte nicht gehandelt. Die Unternehmen wollen so Einbrüche ihrer Aktienkurse verhindern. "Der Markt scheint sich zu stabilisieren, weil die Regulierungsbehörden vor allem kleinere Werte an der ChiNext vor dem Ausverkauf schützen. Die Schritte mildern die Liquiditätskrise und sorgen für eine Portion an Vertrauen", sagte Analyst Tang Yonggang von Shenyin Wanguo Securities.

Etwas Unterstützung erfuhr der chinesische Aktienmarkt auch von einer weiterhin niedrigen Inflation. Zwar seien die Verbraucherpreise etwas stärker als erwartet gestiegen, gleichwohl bleibe die Geldentwertung auf einem Niveau, welches die Tür für weitere geldpolitische Lockerungen offen halte, hieß es im Handel.

Dank der Kursentwicklung in China drehte auch Tokio ins Plus - gestützt von positiven Auftragseingängen im Maschinenbau. Auch ein etwas abwertender Yen half dem Aktienmarkt. Der US-Dollar stieg bis Börsenschluss auf 121,50 Yen nach Wechselkursen deutlich unter der Marke von 120 Yen im späten US-Handel. Allerdings lag die japanische Währung auf Tagessicht noch immer deutlich im Plus, denn im späten Asiengeschäft des Vortages hatte der Dollar rund 122 Yen gekostet. Auch zu anderen Leitwährungen neigte der Yen zur Schwäche. "Die Risikoaversion lässt etwas nach", sagte ein Devisenhändler. Der Yen gilt in Krisenzeiten als typische Fluchtwährung.

Am Aktienmarkt stieg der Nikkei-225 um 0,6 Prozent auf 19.856 Punkte, nachdem der japanische Leitindex im Tagesverlauf bereits mit 3,2 Prozent im Minus gehandelt worden war. Händler interpretierten die hohe Volatilität als Beleg für eine mögliche Intervention der japanischen Notenbank. Es sei aber noch zu früh, das Ende des Abwärtstrends einzuläuten, hieß es mit Verweis auf den ungewissen Ausgang des griechischen Schuldendramas. "Nach dem Absturz des Vortages griffen Schnäppchenjäger heute aggressiv zu", sagte Analyst Yutaka Miura von Mizuho Securities.

Toshiba büßten 2,1 Prozent ein. Laut Medienberichten soll der Elektronik-Konzern Verluste bei Infrastrukturprojekten verspätet verbucht haben. Nun drohe Ungemach mit den Regulierungsbehörden, hieß es. Der Konzern hatte zuletzt in mehreren Geschäftsbereichen Unregelmäßigkeiten bei der Bilanzierung entdeckt, deren Folgen derzeit untersucht werden. Nach überzeugendem Geschäftsausweis und erhöhtem Ausblick schnellten die Titel des Einzelhändlers Ryohin Keikaku um 9,2 Prozent nach oben.

Nach einer gesenkten BIP-Wachstumsprognose durch die südkoreanische Nationalbank fielen die Kurse in Seoul zunächst, erholten sich dann aber dank chinesischer Mithilfe und schlossen 0,6 Prozent fester. Die Zentralbank hatte zudem das Leitzinsniveau bestätigt. In Sydney stagnierten die Kurse, womit auch sie sich von ihren Tagestiefs im Minus erholten. Vor allem die Entwicklung in China sowie positive Arbeitsmarktdaten stützten. Gebremst wurden die Kurse aber vom unverändert niedrigen Niveau bei den zuletzt stark gefallen Rohstoffpreisen. So sank der Kupferpreis in der laufenden Woche auf ein Sechsjahrestief. Auch Eisenerz verbilligte sich weiter. Dennoch zählten Minenwerte zu den festesten, was mit der Erholung in China und den Arbeitsmarktdaten erklärt wurde.

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