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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - An den Börsen in Ostasien hat sich am Freitag Vorsicht breitgemacht. Fast überall gaben die Kurse einen Teil ihrer Gewinne der Vortage ab, weil die Anleger vor dem Wochenende mit der Volksabstimmung in Griechenland über den Euro auf Nummer sicher gingen und Positionen abbauten. In Tokio schaffte der Nikkei-Index im Späthandel allerdings noch den Dreh knapp ins Plus auf 20.539 Punkte. In Sydney ging es dagegen um 1,1 Prozent stärker abwärts nach enttäuschend ausgefallenen Einzelhandelsumsätzen und belastet von einem stark gesunkenen Eisenerzpreis.
Am meisten tat sich erneut in Schanghai, wo die Kurse ihre panikartige Talfahrt nach der monatelangen Rally fortsetzten - in einem wieder einmal extrem volatilen Handel. Der Shanghai-Composite brach zunächst um über 7 Prozent ein, drehte dann kurz ins Plus, um am Ende dann doch mit einem derben Abschlag von 5,8 Prozent bei 3.684 Punkten aus dem Tag zu gehen. Der Index der Börse in Shenzhen gab in ähnlicher Größenordnung nach und erlebte damit seine schwärzeste Börsenwoche seit Dezember 1996. Seit dem Hoch am 12. Juni hat Schanghai inzwischen annähernd 30 Prozent oder rund 1.500 Punkte eingebüßt, und das trotz einer Reihe von Maßnahmen der Regierung in Peking und der chinesischen Notenbank zur Verringerung der extrem hohen Volatilität. Laut einigen Teilnehmern wurden die neuerlichen heftigen Verluste ausgelöst vor allem von höheren Nachschusspflichten von Brokerhäusern. Akteure, die Aktien auf Pump gekauft haben, geraten dadurch unter Druck, Aktien notverkaufen zu müssen, um diesen Nachschusspflichten nachkommen zu können. Das verstärkt den Abwärtsdruck. "Die Panik weitet sich aus, weil immer mehr Anleger zu Liquidierungen von Positionen gezwungen werden wegen fremdfinanzierter Geschäfte", sagte Analyst Zhou Xu von Nanjing Securities. "Je weiter der Markt fällt, umso stärker wird der Druck. Das ist ein Teufelskreis". Das Volumen dieser Kredite beläuft sich aktuell auf umgerechnet rund 322 Milliarden Dollar, was etwa fünfmal so hoch ist wie vor Jahresfrist. Genauso wie die kreditfinanzierten Käufe den Aktienmarkt nach oben getrieben hatten, ziehen sie ihn nun wieder nach unten. Im Jahresvergleich hat der Index in Schanghai aber immer noch um rund 80 Prozent zugelegt. Was in diesem Umfeld die Stimmung noch verschlechterte war eine am Donnerstag von der Finanzaufsicht angekündigte Untersuchung wegen des Verdachts auf Manipulationen am Aktien - und Futures-Markt. Dort habe man Unregelmäßigkeiten festgestellt und werde bei Verdacht auf kriminelle Machenschaften die Polizei einschalten, so ein Sprecher der Aufsicht. Die Börse in Hongkong konnte sich den starken Verlusten in Festlandchina erneut weitgehend entziehen und gab um 1 Prozent nach. Allenfalls eine untergeordnete Rolle spielt an den Plätzen in China der auf ein Einjahrestief gesunkene Einkaufsmanagerindex von HSBC für den Dienstleistungssektor. Ziehe man die jüngsten anderen Daten zur Konjunktur in China hinzu, zeichne sich insgesamt ein unverändertes Wachstumsmomentum zur Jahresmitte ab, das ein Gesamtjahreswachstum zwischen 6,5 und 7 Prozent erwarten lasse, so Ökonom Bill Adams von PNC Financial Services Group. Die Regierung in Peking hat als Wachstumsziel für 2015 rund 7 Prozent ausgegeben. An den übrigen Aktienmärkten der Region wurden die Anleger mit Blick auf das mit Spannung erwartete Referendum in Griechenland über den Euro am Sonntag zurückhaltender. Gebremst wurde die Kauflaune der vergangenen Tage außerdem von eher enttäuschend ausgefallenen US-Konjunkturdaten am Donnerstag, wenngleich diese eine rasche Zinserhöhung in den USA wieder etwas unwahrscheinlicher gemacht haben. "Die Lage in Griechenland ist hochdramatisch und es wird ganz sicher am Montag die Gelegenheit zu 'Event Trades' geben", sagte Lorne Steinberg, CEO bei Lorne Steinberg Wealth Management. Aber längerfristig sei klar das Zinsthema in den USA das wichtigere Thema. Unter Verkaufsdruck standen Ölwerte, nachdem die Ölpreise unter Schwankungen ihre zuletzt zu beobachtende Talfahrt fortsetzten und in den Bereich von Zweimonatstiefs gesunken sind. Die Hauptbelastung gehe weiter vom globalen Überangebot aus, hieß es. Das Barrel der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 61,58 Dollar, verglichen mit einem Vortageshoch in den USA von über 63 Dollar. In Seoul gaben Hyundai Motor um gut 3 Prozent nach. Der südkoreanische Autobauer hatte mit seinem Absatzzahlen im ersten Halbjahr ein Fragezeichen hinter das Erreichen der Jahresziele gesetzt. Der Juni war der dritte Monat in Folge mit sinkenden Absatzzahlen. Insbesondere in China läuft es für Hyundai schlecht. Das Nikkei-Schwergewicht Fast Retailing büßte 3,7 Prozent ein, belastet von einem Umsatzrückgang bei der Bekleidungstochter Uniqlo. Ebenfalls im Einzelhandelssektor legten United Arrows dagegen um 8,1 Prozent zu, nach besser als erwartet ausgefallenen flächenbereinigten Umsätzen im Juni. Dazu trug besonders das Online-Geschäft bei. Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com DJG/DJN/gos/ros Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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