Alt 01.07.15, 10:05
Standard Börsen weiter erholt - Später Absturz in Schanghai
Beitrag gelesen: 385 x 

TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Die Börsen in Ostasien sind freundlich in die zweite Hälfte des Jahres gestartet. Händler sprachen von einer Beruhigung nach den vorangegangenen holprigen Börsenwochen, geprägt von Korrekturbewegungen und vom Griechenland-Drama ausgehenden Unsicherheiten.

Erneut extrem volatil ging es in Schanghai zu - anders als am Vortag diesmal aber mit negativem Ende. Hielten sich die Bewegungen bis zur Mittagspause noch in zuletzt ungewohnt engen Grenzen, stürzten die Kurse im späten Handel ab. Der Shanghai-Composite verlor am Ende 5,2 Prozent, womit sämtliche Gewinne vom Vortag wieder verlorengingen. Am Dienstag war das Marktbarometer mit einem Minus von 5 Prozent gestartet und hatte nach einer Rally in der zweiten Handelshälfte 5,5 Prozent fester geschlossen. In Shenzen stürzten die Kurse am Mittwoch um 4,8 Prozent ab, der ChiNext-Index der Startup-Unternehmen gab um 3,5 Prozent nach, nachdem er anfangs um 5,2 Prozent zugelegt hatte.

Zunächst hätten die jüngsten Maßnahmen Pekings und der chinesischen Notenbank noch für eine Fortsetzung der Entspannung gesorgt, hieß es. So sollen am Dienstag staatliche Pensionsfonds Aktien gekauft haben und möglicherweise die Stempelsteuer auf Aktiengeschäfte gesenkt werden. Außerdem senkte die chinesische Notenbank gerade erst am Wochenende die Zinsen.

Im Späthandel gewann aber die Skepsis jener Marktteilnehmer wieder die Oberhand, die nicht an eine nachhaltige Erholung von den massiven Verlusten der beiden Vorwochen glauben. Sie befürchten, dass weiter Luft aus der Spekulationsblase entweicht, die die Bewertungen am Aktienmarkt aufgebläht haben in den vergangenen Monaten. Anleger, die Aktien auf Pump gekauft haben, dürften nach dem Einbruch der Kurse zu weiteren Notverkäufen gezwungen sein, um Nachsschusspflichten zu erfüllen, so die Befürchtung.

"Längerfristig werden wir den psychologischen Schaden des zweiwöchigen Absturzes noch spüren. Deswegen wird jegliche Erholung wahrscheinlich nicht allzu stark ausfallen", glauben die Analysten der Bank of America-Merrill Lynch. Seit seinem Hoch Mitte Juni hat der Shanghai-Composite 22 Prozent verloren. Seit Jahresbeginn liegt der Index aber immer noch mit 25 Prozent im Plus.

Keine entscheidende Rolle bei dem Kursabsturz spielten die neuesten Konjunkturdaten aus China. Der offizielle Einkaufsmanagerindex wie auch der HSBC-Einkaufsmanagerindex fielen im Rahmen der Erwartungen aus, lieferten dem Markt damit aber auch keine Unterstützung.

An den anderen Plätzen der Region setzte sich die Erholung vom Vortag fort, nachdem weitere negative Überraschungen rund um das Griechenland-Drama zunächst ausblieben. Dass Griechenland als erstes Industrieland eine fällige Tranche über 1,55 Milliarden Euro an den IWF nicht gezahlt hat, sorgte für keine Aufregung mehr. Auch nicht, dass das Land erfolglos unmittelbar vor Fälligkeit der Zahlung noch einmal versuchte, einen Aufschub zu erhalten und neue Verhandlungsvorschläge unterbreitete. "Der Ausfall wurde nach der Entwicklung vom vergangenen Wochenende ohnehin erwartet und schockiert niemanden mehr", meinte Marktstratege Hideyuki Ishiguro von Okasan Securities. Gleichwohl lasse die weiter schwelende Unsicherheit um Griechenland auch keine starke Kaufneigung aufkommen.

Der Nikkei-Index in Tokio gewann 0,5 Prozent auf 20.329 Punkte, gestützt von einem gut ausgefallenen Wirtschaftsbericht "Tankan" der japanischen Notenbank. Der entsprechende Vertrauensindex ist mit einem Wert von 15 deutlich besser ausgefallen als mit 12 erwartet. "Der Tankan zeigt, dass die Fundamentaldaten ziemlich gut sind und mit Blick auf den Aktienmarkt keine Sorgen bereiten", kommentierte Kazuyuki Terao, CIO bei Allianz Global Investors. Den Yen bewegten die Daten kaum, der Dollar notierte mit 122,52 Yen auf dem Vortagesniveau.

Sony erholten sich nur minimal um 0,3 Prozent nach dem über 8-prozentigen Absturz am Dienstag. Das Unternehmen hatte die Ausgabe von Aktien und Wandelanleihen im Milliardenhöhe angekündigt, was den Kurs stark belastete.

Shiseido stiegen um 7,6 Prozent, befeuert von einem 23-prozentigen Umsatzanstieg des Kosmetikunternehmens im Mai. Sugi Holdings gewannen 5,8 Prozent. Der Drogerieriese hatte für sein erstes Quartal einen Anstieg des operativen Gewinns um 16 Prozent auf umgerechnet 56 Millionen Dollar gemeldet, was deutlich über der Erwartung lag.

In Sydney stand die Aktie des Hafenbetreibers Asciano im Fokus. Sie schoss um 17 Prozent nach oben, nachdem das Unternehmen ein Übernahmeangebot über umgerechnet 6,8 Milliarden US-Dollar von Brookfield Infrastructure Partners erhalten hat. Im Sog von Asciano zogen auch andere Kurse aus dem Transport- und Infratsruktursektor an. Aurizon, Qube und Transurban legten zwischen 4,5 und 5,5 Prozent zu.

Abwärts ging es während des asiatischen Handels vor dem Hintergrund der eher mauen Konjunkturdaten des wichtigen Ölnachfragers China mit den Ölpreisen, die am Vortag in den USA noch deutlicher gestiegen waren. Das Barrel der Nordseesorte Brent verbilligte sich von rund 63,30 auf zuletzt 62,55 Dollar.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/gos/ros

Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 03:42 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]