Alt 30.06.15, 13:01
Standard Börsen beruhigt - 10% Tagesschwankung in Schanghai
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - An den Börsen in Ostasien ist am Dienstag nach dem Schreck über die Zuspitzung im griechischen Schuldendrama wieder Ruhe eingekehrt. Im Verlauf des Handels erholten sich viele Indizes sogar deutlicher von den Vortagesverlusten. In Tokio legte der Nikkei-Index um 0,7 Prozent zu auf 20.235 Punkte.

Spektakulär verlief der Handelstag in Schanghai angesichts einer Handelsspanne von über 10 Prozent. Zum Start am Dienstag war der Shanghai-Composite um rund 5 Prozent abgerutscht, um dann kaum verändert in die mittägliche Handelspause zu gehen. In der zweiten Handelshälfte schossen die Kurse dann noch weiter nach oben und bescherten dem Shanghai-Composite ein Plus von 5,6 Prozent zum Vortag. In den vergangenen zwei Wochen war das Marktbarometer in einer Korrekturbewegung massiv eingebrochen, wenngleich es im Vergleich zum Jahresbeginn zuletzt immer noch deutlich mit über 25 Prozent im Plus lag.

Für die Erholung von den Tagestiefs sorgten unter anderem Kreisemeldungen, wonach Peking erwägen soll, die Stempelsteuer auf Aktiengeschäfte zu senken, um damit die Nachfrage nach Aktien anzukurbeln. Zudem pumpte die Zentralbank am Dienstag Liquidität in das Finanzsystem, um die Kreditvergabe anzukurbeln. Erst am Wochenende hatte sie mit gleicher Zielsetzung die Zinsen gesenkt, damit aber an der Börse den Kurssturz nicht bremsen können.

Das Finanzministerium des Landes hatte außerdem am Montag angekündigt, dass staatliche Pensionsfonds nun bis zu 30 Prozent ihres Vermögens in Aktien anlegen dürfen. Marktbeobachter schließen nicht aus, dass weitere Stützungsmaßnahmen folgen werden. So könnte beispielsweise die Liquidität absorbierende Flut an Börsengängen für einige Zeit gestoppt werden.

Für Zuversicht sorgten auch Aussagen der Finanzaufsicht, wonach das kreditfinanzierte Aktiengeschäft bei den Brokerhäusern "kontrollierbar" sein soll. Zuletzt hatten Nachsschusspflichten bei derlei Krediten viele Marktteilnehmer zu panikartigen Notverkäufen gezwungen und damit den Abwärtsdruck verstärkt.

Die Analysten der ING warnten unterdessen davor, dass die Schwäche des chinesischen Aktienmarktes auch auf die Börsen anderer Länder übergreifen könnte. Zwar schotteten Kapitalverkehrskontrollen den chinesischen Markt vor Ansteckungen aus dem Ausland ab, umgekehrt sei dies aber nicht gegeben. Noch ist davon aber nichts zu spüren, und sogar die Börse in Hongkong zeigte sich zuletzt meist wenig beeindruckt von der Entwicklung in Schanghai.

Dass Griechenland angekündigt hat, eine am 30. Juni fällig werdende Kreditrate des IWF über knapp 1,6 Milliarden Euro nicht zurückzuzahlen, sorgte für keine negative Überraschung mehr. Damit wurde im Vorfeld bereits gerechnet, weil die Kassen in Griechenland ganz offenkundig leer sind.

Die Märkte schienen ganz auf die EZB zu vertrauen, und deren früheres Versprechen, "alles zu tun, was nötig ist", den Euro zu schützen - egal wie das Finale um Griechenland aussehe, kommentierte Devisenexpertin Kymberly Martin die rasche Erholung.

Andere Marktteilnehmer wollten die Erholungstendenz aber noch nicht überbewerten. Noch sei die Situation in Griechenland ungeklärt, und auch nach der Volksabstimmung zum Hilfspaket der Gläubiger am kommenden Wochenende dürfte noch nicht klar ersichtlich sein, wohin der Weg führe, auch weil der Austritt eines Landes aus der Eurozone grundsätzlich nicht vorgesehen sei.

Bei den Einzelwerten rückten in Tokio im späten Handel Sony in den Fokus. Die Ankündigung der Ausgabe gewinnverwässernder Wandelanleihen und neuer Aktien im Gesamtvolumen von 3,23 Milliarden Dollar brachte die Aktie unter Druck. Sie schloss 8,3 Prozent schwächer.

Sharp markierten ein Jahrestief. Der Kurs gab um 3,2 Prozent nach. Händler sprachen von Verkäufen im Nachklapp auf die Hauptversammlung. Es sehe so aus, als hätten große institutionelle Anteilseigner beschlossen, Verluste in der Aktie mitzunehmen so Analyst Tomoichiro Kubota von Matsui Securities. Seit Jahresbeginn ist der Sharp-Kurs um 44 Prozent gesunken.

In Sydney gehörten Fortescue mit einem Minus von 1 Prozent zu den Verlierern. Der Eisenerzförderer litt unter gesenkten Preisprognosen Australiens für Eisenerz wegen befürchteter negativer Rückwirkungen des chinesischen Stahlmarktes.

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