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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Erneut im Sturzflug haben sich die Börsen in Schanghai und Shenzhen zum Wochenausklang gezeigt. Dort saß den Anlegern weiter die Angst vor dem Platzen einer Spekulationsblase im Nacken angesichts der Kursrally der vergangenen Monate. Auch an den anderen ostasiatischen Börsen überwogen - wenngleich in deutlich geringem Ausmaß - negative Vorzeichen. Vor dem Wochenende zogen sich die Anleger vorsichtshalber zurück, denn für die griechische Schuldenkrise ist noch immer keine Lösung gefunden. Eine Entscheidung soll nun am Samstag fallen, denn die Zeit drängt.
An den chinesischen Märkten dürften kritische Analystenkommentare die Anleger in ihre Sorge bestärkt haben. So ist Morgan Stanley überzeugt, dass die festlandchinesischen Börsen ihre Höchststände hinter sich haben. Die Analysten der Bank raten Anlegern dringend davon ab, den jüngsten Rücksetzer zum Kauf zu nutzen. Auch die Experten von IG glauben, dass chinesische Aktien heißgelaufen sind. Sie sprechen von Ermüdungserscheinungen des Marktes, die Vorboten einer massiven Korrektur seien. Der Shanghai-Composite-Index brach um 7,4 Prozent ein, womit sich das Plus seit Jahresbeginn auf jetzt knapp 30 Prozent von ehemals rund 55 Prozent deutlich verringert hat. In Shenzhen gingen die Kurse im Schnitt um 7,9 Prozent niedriger aus dem Handel. Das Minus der Technologiebörse ChiNext betrug 8,9 Prozent. Sie hat sich mittlerweile um 27 Prozent von ihrem Rekordhoch entfernt, das sie erst am 3. Juni erreicht hatte. In Hongkong verloren die Kurse im Schnitt 1,6 Prozent. Schon in der vergangenen Woche war es an den Börsen in Schanghai und Shenzhen kräftig nach unten gegangen. Verstärkt wurde der Ausverkauf durch das Bemühen der Finanzaufsicht, gegen illegal kreditfinanzierte Aktiengeschäfte vorzugehen. Außerdem absorbiere die Flut an Neuemissionen Liquidität vom Sekundärmarkt, heißt es immer wieder. Am Dienstag und Mittwoch dieser Woche hatten die chinesischen Börsen eine Zwischenerholung verbucht, die viele Investoren neue Hoffnung schöpfen ließ. Diese wich am Donnerstag aber schon wieder der Enttäuschung darüber, dass die chinesische Zentralbank sehr zurückhaltend agiert. Zwar verpasste sie dem Markt eine Liquiditätsspritze, zu kraftvolleren geldpolitischen Maßnahmen konnte sie sich bisher aber nicht entschließen. An den Börsen, an denen "nur" das Griechenland-Drama Grund für den Rückzug der Anleger war, hielten sich die Verluste meist in Grenzen. So gab der Nikkei-225-Index in Tokio lediglich um 0,3 Prozent nach auf 20.706 Punkte. In Seoul legten die Kurse sogar um durchschnittlich 0,4 Prozent zu. Sie profitierten von dem Programm zur Förderung der heimischen Wirtschaft, das die südkoreanische Regierung am Donnerstag angekündigt hatte. In Sydney ging es um 1,5 Prozent abwärts. Zwar ist China wichtigster Abnehmer australischer Rohstoffe, einen Zusammenhang mit dem Einbruch der chinesischen Börsen wollte Analyst Chris Weston von IG dennoch nicht sehen. Der australische Index S&P/ASX-200 habe in den vergangenen 30 Tagen negativ mit den chinesischen Börsen korreliert, sagt er. Weston führte die Verkäufe in Sydney eher auf Portfolioanpassungen zum Ende des australischen Fiskaljahrs zurück. Überdurchschnittlich stark verloren Aktien des Bergbausektors. BHP Billiton und Rio Tinto verbilligten sich um 3,5 und 2,8 Prozent. Fortescue gingen um 6,1 Prozent niedriger aus dem Handel. Der Rückgang des Ölpreises vom Donnerstag belastete die Aktien des Sektors. Santos verloren 2,1 Prozent und Oil Search 3,4 Prozent. Für Woodside ging es um 2,4 Prozent nach unten. Der Ölpreisrückgang drückte auch andernorts die Kurse von Unternehmen der Branche. In Tokio ermäßigten sich Inpex um 1,7 Prozent und Showa Shell Seikiyu um 5 Prozent. In Hongkong gaben Petrochina und CNOOC um 3,1 und 1,8 Prozent nach. Der Ölpreis zeigte sich nach dem Preisrutsch vom Vortag stabil. Das Barrel der US-Sorte WTI kostet mit 59,62 Dollar kaum weniger als zum US-Settlement am Vorabend. Am Donnerstag hatten das bestehende Überangebot und Furcht vor einer rückläufigen Nachfrage den Ölpreis belastet. Am Devisenmarkt profitierte der Yen vor dem Hintergrund der Griechenlandkrise von seinem Ruf als Fluchtwährung. Der Dollar sank auf rund 123,40 Yen. Am Donnerstag um die gleiche Zeit kostete er noch rund 123,70 Yen. Der festere Yen drückte die Aktien exportorientierter japanischer Unternehmen. TDK gaben um 1,4 Prozent nach und Kyocera um 1,1 Prozent. Dem standen Kursgewinne in Finanzwerten gegenüber. Mizuho Financial Group legten um 1,4 Prozent zu. Dai-ichi Life Insurance gewannen 2,1 Prozent. Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com DJG/DJN/cln/smh Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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