Alt 10.04.15, 10:54
Standard Rally führt Schanghai und Tokio an Tausendermarken
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Tag der runden Marken an den Börsen in Ostasien: Während an der chinesischen Festlandbörse der Shanghai-Composite erstmals seit 2008 die Marke von 4.000 Punkten erfolgreich knackte, erklomm der Nikkei-Index in Tokio zumindest kurz erstmals seit 15 Jahren wieder den 20.000er Gipfel. In der dünnen Höhenluft setzten nach dem bereits guten Lauf des Marktes an den Vortagen dann aber Gewinnmitnahmen ein, so dass am Ende des Tages ein kleines Minus von 0,2 Prozent auf 19.907 Punkte zu Buche stand. Der Tokioter Markt beendete damit zehn der vergangenen zwölf Börsenwochen mit einem Plus.

Marktexperten messen der 20.000er Marke eine hohe symbolische Bedeutung bei - speziell für Investoren mit einem langen Anlagehorizont. Für internationale Fonds werde es zunehmend riskant, dann nicht dabei zu sein, so ein Fondsexperte.

Für das mittlerweile 15-prozentige Indexplus seit Jahresbeginn hätten unter anderem anhaltende Käufe staatlicher japanischer Pensionsfonds gesorgt, hieß es. In den vergangenen Monaten haben sie im Zuge der extrem lockeren japanischen Geldpolitik ihre Aktienquoten in den Portfolios erhöht und ihre Anleihequoten gesenkt.

"Global sind die Märkte 'notenbankgetriebener' denn je; das hat die Aktienbewertungen in den Himmel getrieben und die Anleiherenditen negativ werden lassen", sagte Marktexperte Lorne Steinberg von Lorne Steinberg Wealth Management. "Vor diesem Hintergrund überraschen die 20.000 im Nikkei nicht. Aber was den japanischen Aktien noch extra zugute kommt, sind günstigere Bewertungen als in anderen Industrienationen, denn die Gewinne wachsen schneller und auch die Rückflüsse an die Aktionäre verbessern sich".

Etwas Rückenwind kam auch wieder von der Währungsseite, wenngleich der Dollar in den vergangenen Wochen zum Yen insgesamt eher in einer Seitwärtsbewegung ist. Am Freitag kostete er mit zuletzt 120,50 Yen aber mehr als am Vortag zur gleichen Zeit mit etwa 120,25. "Ein stabiler Dollar-Yen-Wechselkurs ist für internationale Anleger der Schlüssel", unterstrich Marktstratege Daisuke Uno von Sumitomo Mitsui Banking die Bedeutung des Yen-Kurses für das Kaufinteresse ausländischer Anleger.

"Die Käufe, die den Nikkei-Index zuletzt so nach oben gezogen haben, kamen nicht nur aus dem Inland; auch ausländische Investoren sind dabei", ergänzte der Handelsexperte einer ausländischen Bank. Er verwies dazu auf Daten der Börse, wonach allein in der Vorwoche netto umgerechnet 3,7 Milliarden Dollar aus dem Ausland nach Japan flossen.

Bei den Einzelwerten standen die Einzelhändler im Fokus. Fast Retailing gewannen nach besser als erwartet ausgefallenen Halbjahreszahlen sowie einer Dividendenerhöhung 2,5 Prozent. Der Kurs des Einkaufszentrenbetreibers Aeon gewann sogar 5,5 Prozent, nachdem das Ergebnis für das abgelaufene Geschäftsjahr den zuvor gesenkten Erwartungen entsprach, mithin keine weitere negative Überraschung enthielt. Bei Ryohin Keikaku kam der robuste Ausblick gut an, die Aktie legte um 12 Prozent zu. Lawson litten dagegen unter enttäuschenden Gewinnen, Umsätzen, Margen und dem Ausblick und verloren 4,3 Prozent.

Perfektes Timing für GF-Börsendebüt

Die gute Stimmung an den chinesischen Finanzmärkten wurde am Freitag von neuen Preisdaten gestützt, weil sie Spekulationen über weitere bevorstehende geldpolitische Lockerungen neue Nahrung verliehen. Die Verbraucherpreise sind mit einem Plus von 1,4 Prozent im März zum Vorjahr wie prognostiziert auf einem erneut recht niedrigen Niveau geblieben. "Der Raum für Lockerungsmaßnahmen ist da - sowohl in der Fiskal- als auch der Geldpolitik -, da Inflation und Wirtschaftswachstum schwach sind", sagte Ökonom Shen Jianguang von Mizuho Securities Asia.

Nach den fulminanten Gewinnen der beiden Vortage, ausgelöst von der nach dem Osterwochenende massiv verstärkten Nutzung des sogenannten Stock-Connect der Börsen in Schanghai und Hongkong, legte der Hang-Seng-Index nach zwischenzeitlich kleinen Einbußen erneut zu, diesmal um 1,2 Prozent. Es war bereits das siebte Tagesplus in Folge. Mit nach oben gezogen wird Hongkong von der Rally in China, die wieder Fahrt aufnahm. In Schanghai stieg das Marktbarometer um 1,9 Prozent auf 4.034 Punkte.

Die Hoffnung auf weitere Maßnahmen Pekings zur Stimulierung der für Südkoreas Exporte wichtigen chinesischen Wirtschaft half auch dem Kospi in Seoul auf die Sprünge. Er gewann 1,4 Prozent. Für Kaufstimmung in Südkorea sorgte aber auch, dass die Ratingagentur Moody's den Ausblick des Landes erhöht hat auf "positiv". Damit könnte Südkorea in naher Zukunft eine bessere Note als das derzeitige "Aa3" erhalten.

Im Mittelpunkt an der Hongkonger Börse stand aber am Freitag weniger die anhaltende Aufholjagd gegenüber Schanghai, als vielmehr das Börsendebüt von GF Securities. An ihrem ersten Handelstag gewann die Aktie des viertgrößten Wertpapierhändlers Chinas in der Spitze 42 Prozent. Zur Schlussglocke lag das Papier mit 25,40 Hongkong-Dollar immer noch 34,7 Prozent über dem Ausgabekurs. GF Securities war bereits zuvor in Shenzhen gelistet und erlöste mit seinem Börsengang in Hongkong weitere 3,6 Milliarden Dollar. Aktien anderer Wertpapierhändler, die an den Vortagen sehr gut gelaufen waren, wurden dagegen vernachlässigt.

Auch an der Börse in Australien sorgte eine psychologisch bedeutsame Tausendermarke für Gesprächsstoff. Nach einem Plus von 0,4 Prozent ist der S&P/ASX-200 nicht mehr weit von der 6.000er Marke entfernt. Sollte er diese überwinden, könnte das für einen neuerlichen Schub sorgen, hieß es. Zuletzt lag der Index im Januar 2008 oberhalb der runden Marke. Am Freitag kam der Schub vor allem von Spekulationen über weitere Zinssenkungen in Australien und günstigen Daten aus dem Immobiliensektor. Gestützt wurde der Index daneben von Gewinnen bei Aktien aus dem Energiesektor nach der Stabilisierung der Ölpreise am Vortag in den USA. Woodside Petroleum gewannen 2,3 Prozent, Santos 2 Prozent.

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