Alt 05.02.15, 13:56
Standard Härte der EZB sorgt für Kursdebakel in Athen
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Die Stimmung an den europäischen Börsen ist am Donnerstag von der neuesten Entwicklung um Griechenland geprägt. Während die Börse in Athen um knapp 6 Prozent einbricht, zeigen sich die meisten anderen Plätze davon relativ abgeschirmt. Der DAX gibt lediglich um 0,4 Prozent nach auf 10.861 Punkte. Wegen teils deutlicherer Kursabschläge in der Europeripherie, teils auch bedingt durch die laufende Berichtssaison, geht es im Euro-Stoxx-50 um 0,7 Prozent auf 3.390 Punkte etwas deutlicher nach unten. Die Nachricht, dass die EU-Kommission die Wachstumsprognose angehoben hat, kann die Stimmung an der Börse nicht bessern.

Wie die EZB am Mittwochabend mitteilte, akzeptiert sie ab 11. Februar keine griechischen Staatsanleihen oder andere, vom griechischen Staat garantierten Papiere mehr als Sicherheit für die Versorgung der Banken mit Liquidität. Die dadurch entstehende Liquiditätslücke muss die griechische Zentralbank dann über Notkredite auf eigene Rechnung schließen. Das schürt an den Finanzmärkten Unsicherheit über die Zukunft Griechenlands in der Eurozone.

Die von der EZB nun ausgeschlossenen Papiere haben schon länger nicht mehr das für geldpolitische Operationen der EZB notwendige Mindestrating von "BBB-". Darüber hatte die EZB bisher nur deshalb hinweggesehen, weil sich Griechenland in einem Anpassungsprogramm von EU, IWF und EZB befand. Diese Annahme gilt aber nicht mehr, nachdem die neue Regierung in Athen die Zusammenarbeit mit der Troika aufgekündigt hat.

Das gestiegen Risiko von Zahlungsausfällen lässt die Renditen griechischer Staatsanleihen kräftig stiegen; bei dreijährigen Staatsanleihen beispielsweise um 175 Basispunkte auf 18,25 Prozent. Als sicher geltende Bundesanleihen sind in dem Umfeld gesucht. Ihre Rendite fällt um einen Basispunkt auf 0,36 Prozent.

Der Euro reagierte am Mittwochabend mit deutlichen Einbußen auf die EZB-Maßnahme. Von gut 1,1410 Dollar rutschte er zunächst um 1 Cent ab. Diesen Abschlag holte er inzwischen wieder auf und handelt mit 1,4306 Dollar kaum verändert. Für Erleichterung sorgt, dass das Problem Griechenland offenbar isoliert gesehen wird. Zumindest zeigen sich die Anleihen in anderen Peripheriestaaten der Eurozone davon kaum beeindruckt.

Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank betont, dass zunächst kein unmittelbarer Kollaps der griechischen Banken droht, denn diese könnten sich mit Notkrediten (Emergency-Liquidity-Assistance - ELA) der eigenen Notenbank über Wasser halten. Allerdings könne die EZB die Vergabe dieser ELA jederzeit untersagen, was einem Rausschmiss Griechenlands aus dem Euroraum gleichkäme.

Der Bankensektor außerhalb Griechenlands leidet auch unter einem WSJ-Bericht über neue Untersuchungen gegen die UBS wegen Steuerhinterziehungen in den USA. "Wie erwartet wird das nicht als UBS-Story sondern als Belastungsfaktor für die ganze Branche gesehen", sagt ein Händler. Die Sorge sei groß, dass das als abgehakt betrachtete Problem erneut auftauche und in Milliarden-Strafzahlungen enden könnte. Der Banken-Index verliert 1,2 Prozent und ist das Schlusslicht unter den Sub-Indizes.

BNP Paribas fallen nach dem Ausweis von Quartalszahlen überdurchschnittlich um 4,4 Prozent. Im Handel wird darauf verwiesen, dass die Bank die Kosten nicht in den Griff bekomme und sich für 2016 erneut Kapitalbedarf ankündige. Die griechischen Banken, die im Index allerdings kaum Gewicht haben, brechen um 8 bis 14 Prozent ein - anfangs hatten die Verluste bis zu 27 Prozent betragen.

Der Index der Öl-Und Gaswerte verliert 0,5 Prozent, während die Berg- und Talfahrt im Ölpreis weiter anhält. Nach der 20-Prozent-Rally seit Freitag der Vorwoche ist der WTI-Preis wieder deutlich unter die 50-Dollar-Marke zurückgefallen. Brent-Öl kostet nur noch 55,10 Dollar, verglichen mit Tageshochs am Mittwoch von 58 Dollar. Für den Kursrutsch sorgten unter anderem deutlich gestiegen US-Ölvorräte.

Ansonsten liefert die laufende Berichtssaison die Argumente für die Kursbewegungen bei den Einzelwerten. Als "durchwachsen" bezeichnen Händler die Zahlen der Munich Re. Besser als gedacht ausgefallen seien das Anlageergebnis und die deutlicher erhöhte Dividende. Munich Re geben um 0,9 Prozent nach.

Gegen den Trend geht es für die Daimler-Aktie nach oben. Sie steigt um 1,3 Prozent. Händler sprechen von "ausgezeichneten" Geschäftszahlen des Autobauers. "Die Erwartungen waren ja schon im Vorfeld wegen der Rekordverkäufe sehr hoch, aber sie haben es geschafft, auch die noch zu übertreffen.

Im Pharmasektor gibt die AstraZeneca-Aktie um 1,9 Prozent nach. Hier belastet der Umsatzausblick. Der britische Pharmakonzern hat für 2015 einen prozentualen Rückgang des Umsatzes im mittleren einstelligen Bereich angekündigt. Händler sprechen außerdem von Umschichtungen in GlaxoSmithKline, die um 1,5 Prozent zulegen. Nach guten Geschäftszahlen geht es für das Papier von Sanofi 1,6 Prozent nach oben.

Ungebremst rollt die Verkaufswelle bei den deutschen Versorgern. RWE fallen um 3,4 Prozent und E.ON um 1,8 Prozent zurück. Seit dem voraussichtlichen Scheitern der Klage gegen die Brennelemente-Steuer vor dem Europäischen Gerichtshof stehen beide Aktien bei vielen Investoren auf "Sell".

Im SDAX steht die Aktie von Borussia Dortmund unter Druck. Sie verliert 9,5 Prozent, nachdem der Fußballbundesligist am Donnerstag erneut verloren hat und weiter am Tabellenende steht. "Wer noch die Hoffnung hatte, dass die Borussen es ins internationale Geschäft schaffen, der dürfte diese Hoffnung jetzt aufgeben", sagt ein Händler. Am Markt preise man erhoffte Umsätze und Gewinne aus Europe- oder Champions-League weiter aus.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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