Alt 22.01.15, 12:07
Standard Börsen in Habachtstellung
Beitrag gelesen: 305 x 

Wenig bewegt präsentieren sich Europas Börsen am Donnerstagmittag. Die Anleger warten auf die Bekanntgabe der Ergebnisse der EZB-Sitzung am Nachmittag. Im Handel ist von der "Ruhe vor dem Sturm" die Rede. Bis zur Pressekonferenz der EZB dürften die Aktien mehr oder weniger auf der Stelle treten. "Man kann eine Münze werfen, was mit der Ankündigung passiert", sagt ein anderer Teilnehmer. Sicher sei lediglich, dass die Schwankungsanfälligkeit an allen Märkten kräftig steigen dürfte.

Der DAX gibt leicht um 0,2 Prozent nach auf 10.277 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 legt dagegen 3 Punkte auf 3.272 zu. Weiter aufwärts geht es mit den Renditen am Anleihemarkt. Während 10-jährige Bundesanleihen vor einer Woche noch bei 0,41 Prozent rentierten, sind es knapp zwei Stunden vor der Zinsentscheidung der EZB rund 0,56 Prozent. Teilnehmer sprechen von Gewinnmitnahmen.

Erwartet wird allgemein ein breit angelegtes Programm zum Kauf von Wertpapieren, darunter auch Staatsanleihen. Nach Berechnung von Commerzbank-Volkswirt Michael Schubert dürfte es 700 Milliarden Euro betragen. Andere Beobachter rechnen mit noch höheren Volumen bzw mit monatlichen Käufen von 50 Milliarden Euro über bis zu zwei Jahre.

Mit dem Kauf von Anleihen drängen die Zentralbanken angestammte Investoren aus diesen Märkten heraus und drücken die Zinsen nach unten. Die Investoren müssen sich dann nach anderen Anlagemöglichkeiten umschauen, um eine höhere Rendite zu erwirtschaften. Die Folge sind dann oft verstärkte Investitionen an den Aktien- und den Kreditmärkten. Daneben wirkt ein Wertpapierkaufprogramm wegen des damit verbundenen Gelddruckens über eine nachgebende Währung.

Einige Marktteilnehmer halten deshalb für die kommenden Monate einen Rückgang des Euro auf 1,00 US-Dollar für möglich. Aktuell legt der Euro etwas zu auf 1,1620 Dollar um, nachdem er am Mittwoch zwischenzeitlich stärker nach oben und unten ausgeschlagen hatte nach den Kreisemeldungen zu monatlichen EZB-Wertpapierkäufen von 50 Milliarden Euro. Das Gold kommt leicht zurück auf 1.287 Dollar. Ein Wertpapierkaufprogramm wird von den Anlegern als grundsätzlich positiv für das Edelmetall gesehen.

Im Fokus am deutschen Aktienmarkt steht der Werkzeugmaschinenbauer DMG Mori Seiki (ehemals Gildemeister). Der japanische Großaktionär DMG Mori Seiki Co Ltd will seine Beteiligung an der deutschen DMG Mori Seiki AG auf über 50 Prozent aufstocken und bietet dafür 27,50 Euro in bar je Aktie. Laut Analyst Thomas Rau von Montega ist das "viel zu niedrig". Am Markt wird das offenbar ähnlich gesehen, denn die Aktie steigt um fast 12 Prozent über den Gebotspreis hinaus auf 28,60 Euro. Die Japaner halten bereits 24,3 Prozent an dem Maschinenbauer.

Bei den Branchen setzen Aktien aus dem Rohstoff- und dem Ölsegment ihre Erholung fort, gestützt von sich stabilisierenden Rohstoffpreisen. Die entsprechenden Subindizes gewinnen 2 bzw 1,4 Prozent. Der Bankenindex legt um 0,6 Prozent zu. Banken gelten wegen ihrer Anleihebestände als mit die größten Profiteure eines Anleihekaufprogramms der EZB. Am Ende steht der Pharmasektor, der um 1,9 Prozent nachgibt. Er wird belastet von hohen Verlusten der beiden Schweizer Schwergewichte Roche und Novartis von rund 3 Prozent.

Positiv für Credit Suisse wirken die Aussagen der Bank zu den Verlusten im Rahmen der überraschenden Franken-Aufwertung. "Die Eingrenzung des Verlustes nimmt viel von der Unsicherheit von der Aktie, die sie in den letzten Tagen belastet hat", sagt ein Händler: Die Credit Suisse geht nun von einer Gewinnbelastung im dreistelligen Millionenbereich aus. Der Kurs steigt um 0,8 Prozent, während der Schweizer Aktienmarkt insgesamt weiter unter der jüngsten drastischen Frankenaufwertung leidet und 1,4 Prozent einbüßt.

Eine um gut zehn Prozent erhöhte Gewinnprognose von Verbund für 2014 lässt das Papier um 1,5 Prozent steigen.

Die Aktien von Tele Columbus werden unterdessen zu 10 Euro verkauft und damit exakt in der Mitte der Zeichnungsspanne von 8 bis 12 Euro. Die Erstnotiz ist für Freitag geplant. Händler zeigen sich vom Ausgabepreis enttäuscht, weil die Aktie am Grauen Markt vor mehr als einer Woche noch bei 12 Euro nachgefragt worden sei.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@dowjones.com

DJG/mpt/gos

Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 00:46 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]