Alt 21.01.15, 13:55
Standard Anleger fiebern EZB entgegen und werden vorsichtig
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Sehr ruhig zeigen sich Europas Aktienmärkte am Mittwochmittag. Einen Tag vor dem mit Spannung erwarteten Gelddruckprogramm der EZB legen die Börsen eine Verschnaufpause ein. Die Spekulation um kommende Staatsanleihenkäufe der Notenbank hält die Rally zwar übergeordnet am Leben, allerdings mehren sich auch die Stimmen, dass die Märkte auf die Bekanntgabe der Beschlüsse zunächst negativ reagieren könnten; getreu dem Motto "Buy the rumour, sell the fact". Der DAX verliert 0,3 Prozent auf 10.228 Punkte, der Euro-Stoxx-50 notiert 0,2 Prozent leichter bei 3.238 Zählern.

Mit einem Kaufprogramm für Staatsanleihen wird am Markt mittlerweile fest gerechnet. "Die Frage ist, wie groß es wird. Unterhalb von 600 Milliarden Euro dürften Gewinnmitnahmen an den Märkten einsetzen, oberhalb von 700 Milliarden dürfte es positiv aufgenommen werden", so ein Teilnehmer. "Wenn es an die Ausgestaltung von QE geht, wird es allerdings unübersichtlich", warnt Lutz Karpowitz von der Commerzbank. Die genauen Details des Kaufprogramms hielten daher Überraschungspotenzial bereit.

Neben der Frage, welche Papiere gekauft werden, ist unklar, nach welchem Kapitalschlüssel Anleihen der einzelnen Eurozone-Ländern erworben werden. Spannend ist auch, inwieweit die nationalen Notenbanken auf eigenes Risiko ihre Länderanleihen kaufen bzw. bis zu welchem Grad die Risiken vergemeinschaftet werden.

Am Euro-Rentenmarkt führen diese Unwägbarkeiten und die jüngsten Kursaufschläge dazu, dass Anleger Gewinne mitnehmen. Der Bund-Futures als Messlatte für den Kurs der deutschen Bundesanleihen fällt von 157,65 fast auf die 157-Prozent-Marke zurück. Die Umsätze sind Händlern zufolge sehr hoch. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stiegt von 0,398 auf 0,434 Prozent.

Das EZB-Programm dürfte für weitere Käufe sorgen, glaubt UBS-Analyst Michael Riesner. Möglicherweise werde der DAX bis in die kommende Woche hinein weiter "überschießen", möglicherweise sogar Richtung 11.000 Punkte. Für die Wochen danach rechnet er dann aber mit einer starken Korrektur. "Der DAX hat jetzt die Performance der US-Märkte wegen der EZB-Erwartungen sogar überholt", ergänzt ein Händler: "So etwas hält nicht lange an".

Das Gold profitiert ebenfalls weiter von der Aussicht auf eine neue Liquiditätsflut, im Vorfeld als sicherer Hafen aber zugleich von der Unsicherheit um die konkrete Ausgestaltung. Der Preis der Feinunze hat zwischenzeitlich die 1.300er Marke geknackt. So teuer war das Gold zuletzt vor fünf Monaten. Der Euro, der bereits seit einigen Wochen wegen der erwarteten Ausweitung der geldpolitischen Lockerung in der Eurozone an Wert verliert, scheint in eine Seitwärtsbewegung übergegangen zu sein. Er liegt wenig verändert bei knapp 1,1572 Dollar.

Am Aktienmarkt geht es in Zürich nach den jüngsten Erholungsansätzen nach dem Kurseinbruch in der Vorwoche wieder deutlicher nach unten. Der SMI verliert 1,7 Prozent. "Sollten die Details zu den Anleihekäufen den Euro stark belasten, dann steigt der Aufwertungsdruck auf den Franken", sagt ein Händler. Es sei fraglich, ob die Schweizer Nationalbank in diesem Fall weiter versuchen werde, den Franken zum Euro an der Parität zu halten. Ein aufwertender Franken wiederum wäre "Gift" für die schweizerischen Aktien. Aktuell kostet der Euro 1,0004 Franken, nachdem er am Morgen noch über 1,01 Franken gelegen hatte.

Kursverluste schweizerischer Aktien belasten den Branchen-Index der Gesundheitswerte, der 0,7 Prozent verliert und damit ganz am Ende liegt. Die Schwergewichte Novartis und Roche verlieren 3,1 bzw. 2,5 Prozent.

Unterschiedliche Impulse gibt es unterdessen für den europäischen Technologiesektor, der 0,4 Prozent gewinnt: Vorsichtige Prognosen von IBM und AMD für das laufende Quartal einerseits, gute Geschäftszahlen von ASML in Europa andererseits. ASML gewinnen 4,3 Prozent, während ARM um 0,9 Prozent zulegen und Infineon 0,8 Prozent an Wert einbüßen. Bei den ASML-Quartalszahlen fielen sowohl Umsatz als auch Margen besser als erwartet aus.

Alstom profitieren von einem soliden Auftragseingang und gewinnen 3,8 Prozent. "Im dritten Quartal gab es keine ganz großen Einzelaufträge. Dafür hat sich Alstom mit Orders von 1,6 Milliarden Euro gut geschlagen", sagt ein Händler.

Daneben bewegen Analystenstimmen einzelne Kurse stärker. Im DAX fallen Heidelcement um 3,1 Prozent, nachdem sie von Exane BNP abgestuft wurden. Für FMC geht es um 2 Prozent nach unten, nachdem die UBS und Barclays ihre Einstufungen gesenkt haben. Im MDAX verlieren Salzgitter nach einer Kurszielsenkung der Commerzbank 2,3 Prozent, im TecDAX United Internet und freenet um bis zu 1,8 Prozent nach einer Verkaufsempfehlung der Citigroup. Im frühen Handel waren die Abschläge hier aber schon deutlich größer gewesen.

Aufwärts um 0,6 Prozent geht es mit Aixtron. Hintergrund sind gute Zahlen und nachbörsliche Kursgewinne des US-Konkurrenten Cree. "Der bereinigte Gewinn hat die Konsensschätzung klar übertroffen", sagt ein Händler.

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