Alt 06.01.15, 12:12
Standard Börsen erholt - Volatilität bleibt hoch
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Anleger brauchen auch am Dienstag ein festes Nervenkostüm. Nach einer Zickzackfahrt liegen Europas Börsen am Dienstagmittag leicht im Plus. Der europäische Einkaufsmanagerindex für das nicht-verarbeitende ist im Dezember in der Zweitlesung auf 51,6 nach 51,9 gesunken. Erwartet wurde ein unveränderter Wert. Die schwächeren Daten sind eine weiteres Indiz dafür, dass die EZB auf ihrer Sitzung am 22. Januar ein Wertpapierkaufprogramm (QE) bekannt geben wird. Am Nachmittag wird der Service-PMI in den USA veröffentlicht.

Der DAX steigt 0,4 Prozent auf 9.517 Punkte. Für den Euro-Stoxx-50 geht es 0,3 Prozent auf 3.034 nach oben. Die Aufschläge werden im Handel aber nur mit Vorsicht genossen. Der Ölpreis gibt weiter nach, und damit sind Stimmungumschwünge jederzeit möglich. Die Ölsorten WTI wie auch Brent liegen bis Dienstagmittag mehr als 2 Prozent im Minus. Zu Wochenbeginn war der Ölpreis mehr als 6 Prozent eingebrochen. Analysten sehen angesichts des Überangebots am Markt kein Ende der Fahnenstange für den Ölpreis. Für den Öl- und Gassektor geht es an den Börsen um 0,7 Prozent nach unten.

Der Ölpreis wird zunehmend auch zu einem Belastungsfaktor für den Euro. Wundenlecken lautet dort die Devise, nachdem die Gemeinschaftswährung am Montag auf ein Neunjahrestief von rund 1,1865 Dollar gefallen war. Am Dienstag konnte sich der Euro im Tageshoch bis auf über 1,1960 Dollar erholen, hat nun aber bereits wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Am Mittag steht die Devise bei 1,1897. Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank stellt fest, "dass der Markt die fallenden Ölpreise als Gefahr für ein Abgleiten in dauerhafte Deflation interpretiert".

Diese Gefahr laste auf dem Euro. Denn langfristig niedrige Inflationserwartungen machten ein Szenario wahrscheinlicher, in dem die EZB - ähnlich der Bank of Japan - mit immer mehr Wertpapierkäufen gegen die niedrigen Inflationserwartungen anrennt und "nicht merkt oder wahrhaben will, dass das zwecklos beziehungsweise kontraproduktiv ist", so Leuchtmann.

Bundesanleihen legen in dem von Unsicherheit geprägten Umfeld wieder zu. Sie konnten am Montag nicht von der hohen Risikoscheu an den Märkten profitieren. "Hier dürfte eine Rolle spielen, dass die weitaus überwiegende Mehrheit der Marktakteure ja auch noch eine weitere Abwertung des Euro gegen den Dollar erwartet", sagt Dirk Gojny von der National-Bank. Anleger kauften also lieber gleich Dollar-Anleihen. Der Goldpreis zieht als vermeintlich sicherer Hafen etwas an auf 1.211 Dollar je Feinunze.

Immer mehr Sektoren in Europa drehen am Dienstagmittag ins Plus. Autowerte führen die Gewinner mit 0,9 Prozent an, Chemie- und Bankenaktien folgen. "Es sind vor allem die Branchen, die unberechtigt vom Öl-Ausverkauf gestern getroffen wurden, die sich als erste erholen", sagt ein Händler. So seien die Autowerte am Vortag rund 3 Prozent gefallen, ohne dass es belastende brancheneigene Nachrichten gegeben habe. Auch der Finanzsektor mit Banken und Versicherern legt 0,3 Prozent zu.

SAP verlieren 1,5 Prozent. Grund sei eine Abstufung durch Bank of America-Merrill Lynch auf "Neutral" nach "Buy", so Händler. Wie auch von anderen Marktexperten erwartet, vermuten die Analysten, dass SAP die Quartalszahlen vorziehen könnte. Dabei befürchten sie, dass die Daten schwächer als erwartet ausfallen könnten. Wahrscheinlich sei eine Vorlage zwischen Freitag und Dienstag.

Kräftig nach oben um fast 10 Prozent geht es bei TomTom, nachdem der holländische Navi-Hersteller Volkswagen als Kunden gewinnen konnte. Das Geschäft zur Ausstattung von VW mit Karten sei ein erneuter massiver Vertragsgewinn für das Unternehmen, heißt es bei SNS Securities. TomTom werde zwar zunächst nur Karten für die Marke VW in Nordamerika liefern, jedoch vermutet SNS, dass auch andere Marken und Regionen bald folgen könnten.

Das schwache Geschäft mit Osteuropa verhagelt Eckert & Ziegler den 2014er Gewinn. Während das Unternehmen bisher von einem Gewinn von 2 Euro je Aktie ausgegangen war, hat es das Ziel nun auf 1,25 Euro eingedampft. "Damit liegt die Prognose deutlich unter dem Analystenkonsens von 1,75 Euro je Aktie", so ein Händler. An der Börse verlieren Eckert & Ziegler mehr als 10 Prozent.

J.P. Morgan soll derweil Qiagen auf "Neutral" von "Übergewichten" gesenkt haben, der Kurs des Biotechnologie-Unternehmens fällt um 2 Prozent.

In Europa bleiben die Börsen in Österreich, Griechenland, Finnland und Schweden geschlossen. An den Börsen in Mailand und Madrid wird dagegen trotz des Feiertages gehandelt.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@dowjones.com

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