Alt 17.12.14, 12:43
Standard Kursverluste der Bankenwerte belasten
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Die Achterbahnfahrt an Europas Börsen setzt sich am Mittwoch fort. Auf die Kursgewinne am Dienstag nach einem extrem volatilen Handelsverlauf folgt zur Wochenmitte wieder ein Schwenk nach unten. Händler bleiben weiter sehr vorsichtig und stellen sich auf anhaltend extreme Schwankungen an den Märkten ein. Neben Russland und dem Rubel steht die US-Notenbank im Blick, die am Abend das Ergebnis ihrer geldpolitischen Sitzung bekannt geben wird. Außerdem findet am Mittwoch die erste Runde der Präsidentschaftswahlen in Griechenland statt. Der DAX verliert 0,7 Prozent auf 9.500 Punkte. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,9 Prozent auf 3.022 Punkte nach unten.

Nachdem die kräftigen Kursverluste bei den großen Öl- und Gasunternehmen in jüngster Zeit die Börsen stark beeinflusst haben, belasten nun die Bankenwerte. Der europäische Sub-Index verliert 1,4 Prozent, die großen Verlierer kommen aus dem Süden Europas. Von Europas Banken stehen Raiffeisen International (minus 7,7 Prozent), Société Générale (minus 3 Prozent) und Unicredit (minus 2,7 Prozent) in Russland am stärksten im Feuer. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Deutschen Bank, die das Engagement europäischer Banken in dem Land unter die Lupe nimmt. Über ihre eigenen Risiken in Russland gibt die Deutsche Bank in der Erhebung keine Auskunft.

Die österreichische Raiffeisen International halte 11,2 Prozent ihrer Anlagen in Russland und habe gleichzeitig 13,8 Prozent ihrer Kredite dort vergeben. Damit liegt das Geldhaus mit großem Abstand an der Spitze. Es folge die Société Générale mit 3,7 Prozent der Kredite und 1,7 Prozent der Assets in Russland. Die Unicredit liege dicht dahinter mit 3 Prozent der vergebenen Kredite und 1,7 Prozent der Anlagen.

Positiv wird an der Börse vermerkt, dass die Bewegungen nicht mehr ganz so dramatisch wie am Vortag ausfallen. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang, dass der Rubel nach dem Einbruch vom Vortag kaum verändert zum Dollar handelt. An der Moskauer Börse geht es mit den Kursen 5 Prozent nach oben. Der Ölpreis gibt derweil um 1 Prozent nach, das Barrel der Sorte Brent kostet knapp 60 Dollar.

Mit Blick auf die US-Notenbank steht die Frage im Fokus, ob die Notenbanker am Abend den Passus "beträchtlichen Zeitraum" mit Verweis auf die Niedrigzinspolitik in ihrem Kommuniqué aufrecht erhalten. Sollte die Beschreibung wegfallen, spricht dies für Leitzinserhöhungen in den kommenden Monaten. Die Société Générale hält es für möglich, dass der Passus durch eine weichere Formulierung ersetzt wird. Denkbar wäre etwa ein Zusatz, der bereits 2004 Verwendung gefunden habe. Damals erklärte die Fed, dass sie nicht unter Druck stehe, die akkomodierende Geldpolitik zu beenden.

An den Devisenmärkten kommt der Euro gegen den Dollar zurück und fällt auf 1,2445. "Die Erwartungen, dass die Fed heute ihren Fahrplan zur geldpolitischen Normalisierung von der Lage in Russland oder anderen Emerging Markets abhängig macht, dürften enttäuscht werden", sagt Esther Reichelt von der Commerzbank. Und damit auch Hoffnungen auf eine kurzfristige Beruhigung der Märkte, so die Analystin. Unruhen an den Märkten rückten für die Fed erst dann in den Fokus, wenn sie für die USA systemisch relevant werden. Damit dürfte die Anspannung hoch bleiben.

Für Nervosität sorgt auch die erste Runde der vorgezogenen Präsidentschaftswahlen in Griechenland. Sollten sich die Parlamentarier in maximal drei Wahlgängen nicht auf einen neuen Präsidenten einigen, finden Parlamentswahlen statt. Deren Ausgang ist vollkommen offen. In den Umfragen liegt die linksradikale Syriza vorne, wenngleich die Regierungspartei zuletzt den Abstand verringern konnte. Die Aussicht auf einen Regierungswechsel in Athen beunruhigt die Anleger. Die Rendite für griechische Benchmarkanleihen ist unlängst auf über 10 Prozent gestiegen. Aktuell liegt sie bei 9,07 Prozent.

Als nicht unmittelbar kursbelastend, aber als einen deutlichen Fingerzeig für die künftige Gewinnentwicklung in der Strombranche bezeichnet ein Händler die Erwägungen des Bundes, einen Fonds in Höhe von 36 Milliarden Euro zum Rückbau der deutschen Atomkraftwerke aufzulegen. "Die Summe von 36 Milliarden Euro bleibt unverändert, aber die Nachricht zeigt doch, wie groß die Sorgen um die künftigen Gewinne der deutschen Versorger sind", sagt der Händler. Ein anderer Händler merkt an, dass bis 2017 die Gewinne der Versorger nur in Deutschland zurückgehen dürften. RWE verlieren 1,3 Prozent, E.ON fallen um 0,6 Prozent.

Positiv wird im Handel die geplante Zusammenarbeit von Rocket Internet und Roland Berger gewertet. "Das fügt der schnelllebigen Internetsache eine beständige Komponente hinzu", sagt ein Händler. Zusammen mit dem traditionsreichen Unternehmensberater steige die Aussicht, auch an eingesessene Unternehmen als Kunden zu kommen. Rocket Internet und Roland Berger wollen dazu ein Joint Venture gründen, wie der neue Berger-Chef Charles-Edouard Bouée gegenüber dem "Manager Magazin" sagte. Die Rocket-Aktie steigt gegen den schwachen Markt um 2 Prozent .

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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