Alt 16.12.14, 12:47
Standard Börsen erholt nach besseren Wirtschaftsdaten
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Europas Börsen sind weiter nichts für schwache Nerven. Nach kräftigen Anfangsverlusten sorgen bessere Konjunkturdaten für eine gewisse Erholung. Die europäischen Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende wie das nicht-verarbeitende Gewerbe sind im Dezember besser als erwartet ausgefallen. Daneben überraschte der ZEW-Index positiv. Das Vertrauen in die deutsche Konjunktur kehre wieder zurück, so das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Als hilfreich erwiesen sich der schwache Euro sowie der niedrige Ölpreis.

Der DAX steigt 0,2 Prozent auf 9.351 Punkte. Im Tagestief stand der Index bei 9.219 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 verliert 0,4 Prozent auf 2.969 Punkte. Nach Einschätzung der Helaba ist die erfreuliche ZEW-Lesung eine positive Indikation für das ifo-Geschäftsklima, das am Donnerstag zur Veröffentlichung ansteht. Dabei bleiben die Märkte aber angeschlagen. Der Ölpreis gibt auch am Dienstag weiter nach. Sowohl Brent als auch WTI verlieren jeweils mehr als 2 Prozent. Brent notiert in der Zwischenzeit unter 60 Dollar. Der Öl- und Gassektor tendiert wenig verändert.

Aus China kommen zudem weiter schlechte Nachrichten für die Konjunktur: Der Einkaufsmanager-Index (PMI) fiel überraschend unter die Schwelle von 50 in den kontraktiven Bereich zurück. Richtig spannend wird es am Mittwoch. Dann endet zum einen die Offenmarktauschuss-Sitzung der US-Notenbank. Zum zweiten findet in Griechenland am gleichen Tag die erste Runde der Präsidentschaftswahlen statt. Sollten sich die Parlamentarier in maximal drei Wahlgängen nicht auf einen neuen Präsidenten einigen, finden Parlamentswahlen statt. Deren Ausgang sind vollkommen offen.

Jüngste Umfragen sehen ein Aufholen der Regierung gegenüber der Opposition. Dennoch sei es zu früh, die oppositionelle Syriza bereits abzuschreiben, warnt die DZ-Bank. Auch die Möglichkeit eines Patts sollte nicht außer Acht gelassen werden. Sollte Syriza tatsächlich als Sieger aus der Wahl hervorgehen, erwarten die Analysten eine steigende Risikoaversion gegenüber griechischen Staatsanleihen und der gesamten Euro-Peripherie. Die Rendite griechischer Benchmarkanleihen ist jüngst wieder über 10 Prozent gestiegen, seitdem aber wieder gefallen. Aktuell liegt sie bei 8,84 Prozent.

Mit Spannung schauen Händler auf den Devisenmarkt und die Aktienbörse in Moskau nach der Leitzinserhöhung in Russland. Die russische Zentralbank hatte die Leitzinsen in der Nacht um 6,5 Prozentpunkte auf 17 Prozent angehoben. Ein solcher Zinssatz wird als volkswirtschaftlich nicht durchhaltbar betrachtet. Russland will damit die Schwäche des Rubel stoppen. Die Währung hatte am Vortag zum Dollar rund 10 Prozent an Wert verloren. Zunächst sah es nach einer starken Erholung des Rubel aus, doch mittlerweile saust die Währung bereits wieder um weitere 14 Prozent abwärts.

Für eine Stabilisierung an den Finanzmärkten könnte am Mittwochabend die Fed sorgen. Entscheidend ist die Frage, ob die Notenbank die Leitzinsen noch für einen "beträchtlichen Zeitraum" auf dem niedrigen Niveau belassen wird. Entfällt der Passus, spricht dies für erste Leitzinserhöhungen in den kommenden Monaten.

Bei den Einzelwerten steht Europas Telekom-Branche im Blick wegen der Verkaufsverhandlungen um den britischen Mobilfunker EE. Das Joint-Venture zwischen Deutsche Telekom und der französischen Orange soll an BT Group verkauft werden. Neben Bargeld sollen die beiden Verkäufer auch Aktien von BT erhalten. EE wird derzeit mit 12,5 Milliarden Pfund bewertet.

Die Deutsche Telekom könne an dem neuen kombinierten Unternehmen rund 12 Prozent halten und sich damit hohe Dividendenzahlungen sichern. Die T-Aktie gewinnt 0,8 Prozent. Für Orange geht es um 1,7 Prozent nach oben. BT Group steigen 1,8 Prozent, und das, obwohl die Briten eine Kapitalerhöhung für den Kauf durchführen müssten. Der Telekom-Sektor in Europa verliert 0,3 Prozent.

Repsol verlieren 3 Prozent. Der spanische Mineralölkonzern übernimmt die gebeutelte kanadische Energiegesellschaft Talisman. Die Spanier bieten 8 US-Dollar je Talisman-Aktie. Das Transaktionsvolumen inklusive Schulden von Talisman beträgt damit knapp 13 Milliarden US-Dollar.

Metro verlieren trotz guter Zahlen 3,1 Prozent. "Es dreht sich alles um Russland, und dort sieht es momentan nicht gut aus", heißt es von den Jefferies-Analysten. Die Analysten gehen davon aus, dass Metro im abgelaufenen Jahr rund 30 Prozent seines EBIT in Russland verdient hat. In den vergangenen beiden Monaten sei die Währung um 60 Prozent eingebrochen, der Konsens der Gewinnschätzungen in Folge zweistellig gesenkt worden.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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