Alt 11.12.14, 12:27
Standard Zaghafte Banken sorgen nur kurz für Aktienkäufe
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Die Zaghaftigkeit europäischer Banken hat am Donnerstag nur vorübergehend für leicht steigende Kursgewinne an Europas Börsen gesorgt. Beim mit Spannung erwarteten mehrjährigen Refinanzierungsgeschäft der Europäischen Zentralbank (EZB) haben die Geschäftsbanken weniger Geld aufgenommen als erwartet. Das schürt die Erwartung, dass die EZB in Kürze Anleihen kaufen muss, um so ihre Bilanz wie geplant aufzublähen und so für Inflation und Wachstum zu sorgen.

Davon wiederum profitierten kurzzeitig auch die Aktienmärkte. Der DAX stieg in der Spitze um 0,8 Prozent, hat die Gewinne aber zum Mittag weitgehend wieder abgegeben. Er handelt nur noch 0,1 Prozent höher bei 9.810 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 gibt nach anfänglichen Gewinnen sogar leicht nach. An der Börse in Athen brechen die Kurse angesichts der politischen Unsicherheit derweil wieder ein, nachdem es am Vortag im Verlauf noch zu einer gewissen Stabilisierung gekommen war. Der Index verliert 4,1 Prozent, griechische Bankenaktien verlieren in der Spitze über 6 Prozent.

Insgesamt knapp 130 Milliarden Euro haben 306 Banken bei dem vierjährigen Geldgeschäft der EZB aufgenommen. Erwartet worden war im Vorfeld eine Nachfrage von 150 bis 170 Milliarden Euro. Das hatte die Aktienkurse, die bereits leicht im Plus handelten, am Vormittag noch etwas zulegen lassen.

"Die Zuteilung beim Langfristtender lag eher am unteren Ende der Erwartungen und weist darauf hin, dass die Banken nicht daran interessiert sind, eine hohe Überschussliquidität aufzubauen", sagt Ralf Umlauf von der Helaba. Seines Erachtens erweist sich der Negativzins auf Einlagen der Geschäftsbanken bei der EZB als Hindernis für deren angestrebte Bilanzausweitung.

Der Euro fiel zwischenzeitlich auf ein Tagestief von 1,2414 Dollar, nachdem er im asiatischen Handel noch den - vergeblichen - Sprung über 1,25 Dollar probiert hatte. Inzwischen geht er mit 1,2456 um. Schwemmt die EZB mit Anleihekäufen die Finanzmärkte mit Euro, lastet dies auf dem Preis der Gemeinschaftswährung. Am Euro-Rentenmarkt ist eine Reaktion auf den EZB-Tender bislang ausgeblieben, Bundesanleihen bewegen sich kaum von der Stelle.

Bewegung herrscht dagegen beim Rubel. Russlands Notenbank hat den Leitzins erneut erhöht von 9,5 auf 10,5 Prozent. Der Rubel ist daraufhin auf den tiefsten Stand seiner Geschichte gefallen. Die russische Zentralbank habe mit der Zinserhöhung vor einem - am Markt von vielen Akteuren erwarteten - radikaleren Schritt zurückgescheut, sagt Timothy Ash von der Standard Bank. Den fallenden Ölpreis und die Sanktionen gegen Russland habe allein der Rubel auszubaden. Der russische Aktienmarkt gibt um fast 2 Prozent nach.

Der Ölpreis stabilisiert sich nach dem jüngsten Ausverkauf etwas. Der Preis für ein Fass der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Januar steigt um 1 Prozent auf 64,85 US-Dollar. In den vergangenen 13 Handelstagen war der Preis um 20 Prozent eingebrochen.

Am deutschen Aktienmarkt verlieren RWE 1 Prozent. Der Versorger will das Sparprogramm ausweiten. Der Markt wartet nun auf Aussagen zur Dividende, die nach der Aufsichtsratssitzung am Freitag kommen könnten. Allgemein wird eine Kürzung über 95 Cent je Aktie für 2015 auf nurmehr 80 Cent für 2016 erwartet.

Airbus weiten den zehnprozentigen Kurseinbruch vom Mittwoch um weitere 3,8 Prozent aus. Grund für die Baisse war die Ankündigung des Flugzeugbauers, dass die Gewinne 2015 und 2016 nicht steigen dürften.

Osram verlieren 4,3 Prozent, nachdem J.P. Morgan die Aktie auf "Untergewichten" abgestuft hat. Eine Verkaufsempfehlung von Goldman Sachs für Salzgitter-Aktien lässt den Kurs um 5,5 Prozent nachgeben.

In Madrid verteuern sich Inditex um 2,6 Prozent. Die spanische Bekleidungsgruppe, zu der unter anderen die Marken Zara und Stradivarius gehören, hat dank des Vorweihnachtsgeschäfts deutlich mehr umgesetzt als erwartet.

In Mailand waren Fiat Chrysler vorübergehend wegen zu starker Kursbewegungen vom Handel ausgesetzt worden. Der Automobilkonzern erhöht das Kapital durch Ausgabe neuer Stammaktien um bis zu 1,1 Milliarden US-Dollar. Das neue Angebot an Aktien drückt den Kurs zwar um 7,3 Prozent nach unten, stößt laut Händlern bei Investoren jedoch auf gute Nachfrage.

Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@wsj.com

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