Alt 09.12.14, 11:41
Standard Börsen geben nach - Kurseinbruch in Athen
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Deutliche Kursverluste prägen am Dienstagmittag die Börsenlandschaft in Europa. Der fallende Ölpreis bringt die Aktienmärkte in Unruhe. Der DAX fällt am Mittag um 0,8 Prozent zurück auf 9.937 Punkte und hat damit den Kampf mit der 10.000er Marke erst einmal verloren. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 1 Prozent nach. "Die Jahresendrally legt eine Pause ein", sagt ein Händler. Die Risikofreude leide unter schwachen Vorlagen aus den USA und aus Asien.

Hinzu kommen hausgemachte Probleme: In Athen verliert der Aktienindex etwa 9 Prozent. Grund ist die politische Unsicherheit vor der vorgezogenen Präsidentschaftswahl, die möglicherweise auch Neuwahlen des Parlaments notwendig macht. Problematisch für die Finanzmärkte ist, dass die Linksradikale Partei Syriza in den Umfragen vorn liegt. Syriza lehnt das Sparprogramm der Troika ab und fordert eine radikale Schuldenentlastung. Griechische Bankenaktien geben überdurchschnittlich stark nach, teilweise um über 12 Prozent.

Hauptthema am Markt ist aber weiter der Absturz des Ölpreises. In den USA hatten am Montag erneut viele Aktien aus dem Öl- und Gasbereich Jahrestiefs markiert. Zwar ist der fallende Ölpreis gut für die Konjunktur, in den USA gerät nun aber der dort wichtige Markt für Unternehmensanleihen in Bedrängnis: "Viele kleinere Energiewerte müssen derzeit 10 Prozent oder mehr an Rendite bieten, um Fremdkapital aufnehmen zu können", sagt Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest. Leiden könnten unter der Situation auch andere Unternehmen mit hohem Fremdkapitalbedarf, warnt er.

Der Ölpreis hat nach einem neuen Fünfjahrestief im frühen europäischen Geschäft zwar seine Talfahrt erst einmal gestoppt und notiert nun mit 66,58 Dollar beim Brent wenig verändert zu späten Montag. Händler misstrauen aber der Pause: Denn von Förderkürzungen, die den Ölpreis stützen könnten, ist weiter nichts zu hören.

In Europa verlieren BP und Total zwischen 1,5 und 2 Prozent. Die europäischen Indizes der Öl- und Gaswerte sowie der Rohstoffwerte fallen um jeweils 1,5 Prozent. Noch übertroffen wird das Minus von dem der Einzelhandelswerte, deren europäischer Branchenindex 2,0 Prozent abgibt. Denn Aldi und Lidl machen Tesco in Großbritannien das Leben schwer, die Aktie des britischen Handelskonzerns bricht nach einer weiteren Gewinnwarnung um mehr als 10 Prozent ein und zieht andere Branchenwerte wie Morrison und Sainsbury mit nach unten. Auch Carrefour verlieren deutlich.

Am Devisenmarkt erholt sich der Euro zum US-Dollar leicht auf 1,2358. Im Handel ist von einer Gegenbewegung auf die zuletzt starken Verluste die Rede. Die Anleger warten auf die Zuteilung des zweiten zielgerichteten Langfristtenders der EZB am Donnerstag. Beobachter schätzen, dass die Banken 150 Milliarden Euro bei der EZB abfragen werden. Sollte der Betrag kleiner ausfallen, dürfte dies die Spekulationen um ein baldiges Wertpapierkaufprogramm in der Eurozone weiter befeuern. Ein solches würde den Euro belasten. Auch der Yen setzt seine Erholung fort.

Die Kurse der als sicherer Hafen geltenden Bundesanleihen steigen weiter, der Terminkontrakt auf den "Bund" ist an der Derivatebörse Eurex auf den höchsten Stand aller Zeiten gestiegen. "Der Ölpreis beflügelt Bundesanleihen", stellt die Commerzbank fest. Niedrigere Preise für Energie drücken noch stärker auf die ohnehin niedrige Inflation, womit wiederum die Wahrscheinlichkeit von Anleihekäufen durch die EZB zunimmt. Das stützt schon seit einiger Zeit auf breiter Front die Staatsanleihen der Eurozone. Abwärts geht es dagegen mit den Kursen griechischer Anleihen. Hier steigt die Zehnjahresrendite um rund 40 Basispunkte af 7,75 Prozent.

Am deutschen Aktienmarkt steigen Henkel gegen den schwachen Markttrend um 0,6 Prozent, nachdem die Commerzbank die Aktie auf "Kaufen" hoch gestuft hat. Bei Siemens läuft der Kapitalmarkttag des Industriekonzerns, die Aktie fällt im Gleichklang mit dem DAX um 1,0 Prozent.

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