Alt 10.10.14, 09:18
Standard DAX nur noch knapp über seinem Jahrestief
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Die Verkaufswelle an den weltweiten Börsen setzt sich auch am Freitag in Europa fort. Nachdem der DAX am Donnerstagnachmittag bereits kräftig abgerutscht war, droht ihm zum Wochenschluss weiter ein neues Jahrestief. Die Vorgaben aus den USA, wo der Dow-Jones-Index den größten Tagesverlust des Jahres verzeichnet hatte, und aus Asien sind tiefrot. Die kurzzeitige Hoffnung auf spätere Zinserhöhungen in den USA ist schnell wieder von den Konjunktursorgen überdeckt worden.

Der Euro-Stoxx-50 verliert 0,3 Prozent auf 3.034 Punkte, der DAX fällt um 0,6 Prozent auf 8.955 Zähler. Damit wird es für den deutschen Index eng: "Die große Frage ist, ob das Jahrestief im DAX hält", so ein Händler. Dieses Intraday-Tief stammt vom 8. August und liegt bei 8.903,49 Punkten. Bereits zweimal in diesem Jahr schaffte es der DAX, nach einem kurzen Rücksetzer unter die 9.000er Marke wieder nach oben zu drehen. Sollte das Jahrestief kippen, befürchten technische Analysten einen Kurssturz bis auf 8.000 Punkte.

Es ist die Sorge um die globale Wirtschaft, die die Investoren vorsichtiger werden lässt. Dies ist auch im Öl-Preis abzulesen: Der Preis für ein Barrel der Sorte Brent ist am Terminmarkt unter 90 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit vier Jahren gefallen. Mit dem schwächeren globalen Wirtschaftswachstum sinkt die Nachfrage nach dem Energieträger. Die rohstoffnahen Aktien stellen daher wie vom Handel erwartet die Hauptverlierer. Ihre hohe Gewichtung in Europas Stoxx-Indizes drückt daher auch die Börsenbarometer. Der Sektor fällt fast um 2 Prozent. Aktien aus dem Öl-&-Gas-Bereich verlieren 1,3 Prozent.

Die Hoffnung, dass die Notenbanken alles richten werden und die Wirtschaft in Schwung bringen, dieses Mantra greift momentan nicht mehr an den Börsen. Vielmehr schauen die Investoren auf die Fakten. Und diese Belegen, dass vor allem in Europa und hier besonders in Deutschland die jüngsten Wachstumsraten enttäuschten. Am Rande der Herbsttagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank warnte IWF-Chefin Christine Lagarde vor einem Rückfall der Eurozone in die Rezession und forderte mehr staatliche Investitionen.

Sorgen bereitet Anlegern auch das sogenannte "Angstbarometer" in den USA, der Volatilitätsindex VIX. Dieser sprang am Donnerstag um 24 Prozent in die Höhe und schloss bei 18,76 Prozentpunkten, dem höchsten Stand seit Februar. Damit handelt der Index rund 70 Prozent über seinem Tief in diesem Jahr.

Viele große Fondsgesellschaften wie Pimco hatten allerdings genau auf gegenteilige Strategien aufgesetzt, nämlich eine niedrige Volatilität. Mit den Prämieneinnahmen wollten sie die Performance ihrer Aktienanlagen aufbessern. Spannend wird nun, ob diese Marktteilnehmer in großem Umfang ihre Positionen anpassen müssen. Das würde bedeuten, dass vom Terminmarkt zusätzlicher Abgabedruck an die Börsen kommt.

Unter Abgabedruck in Europa stehen sämtliche konjunkturnahen Branchen. Für Autowerte und Industrie-Aktien geht es im Schnitt um 1,1 Prozent nach unten.

Bei Stahlwerten wie ThyssenKrupp geht es um 1,8 Prozent abwärts. Chip-Aktien leiden unter einer Umsatzwarnung von Microchip Technologies in den USA. In Europa fallen ST Micro um 3,2 Prozent und Infineon sogar um 3,4 Prozent auf ein neues Jahrestief. Die im MDAX notierte Symrise kann nicht von guten Zahlen des Wettbewerbers Givaudan profitieren und verliert 2,2 Prozent. Auch Givaudan büßen 1 Prozent ein.

Nur Defensivtitel wie Fresenius Medical Care können sich im DAX mit 1,2 Prozent Aufschlag den Verlusten entziehen. Auch Henkel und adidas notieren leicht im positiven Terrain. Ins Plus gedreht mit 0,1 Prozent ist mittlerweile nur der Sektor der Nahrungs- und Getränkeaktien. Hier stützen Carrefour mit 2 Prozent Plus. Sie wurden von Goldman Sachs von der belastenden Verkaufsempfehlung befreit und wieder auf "Neutral" angehoben.

Eine Platzierung von 4,1 Millionen Aktien zu 50 Euro bei LEG Immobilien drückt die Aktien 2 Prozent ins Minus. "In dem aktuellen Marktumfeld gehe ich davon aus, dass die Portfolio-Manager Aktien von Immobilienunternehmen mit ihrem gut berechenbaren Cash-Flow gerne etwas höher gewichten", sagt ein Händler, der auf eine Kurserholung hofft. Zudem hat das Unternehmen den Ausblick erhöht.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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