Alt 09.10.14, 12:15
Standard Kräftige Erholung an den Börsen dank Fed-Protokoll
Beitrag gelesen: 318 x 

Die Börsen in Europa handeln am Donnerstagmittag mit deutlichen Aufschlägen. Das am Vorabend veröffentlichte September-Protokoll der US-Notenbank hat deutlich gemacht, dass sich die Währungshüter verstärkte Sorgen um die globale Wachstumsschwäche, und hier insbesondere um Europa, machen. Auch der starke Dollar, die niedrige Inflation in den USA und die Unterauslastung des dortigen Arbeitsmarktes lösen Unbehagen bei den Notenbankern aus. Die "taubenhaften" Kommentare bescherten den Anlegern den besten Tag des Jahres an der Wall Street. Der Dollar geriet dagegen unter die Räder.

Mit dem Impuls von der Wall Street geht es an den Börsen in Europa nach oben. Der DAX steigt um 0,8 Prozent auf 9.071 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 gewinnt 0,2 Prozent auf 3.061 Punkte. Allerdings kommen beide Indizes am Mittag klar von ihren Tageshochs zurück. Thomas Roth von Mitsubishi UFJ Securities USA meint, "es klingt so, als ob die erste Zinsanhebung zeitlich nach hinten verschoben wird, sofern die Weltkonjunktur nicht anzieht". Die Meinungen über eine erste Leitzinserhöhung gehen allerdings weiter auseinander. Scotiabank erwartet diese nun erst im August, Berenberg geht weiter von April kommenden Jahres aus.

Im Devisenhandel überwiegt die Meinung, dass die Fed ein klares Signal an den Markt geliefert hat, dass sie die Entwicklung im Dollar beobachtet. Die Aussagen werden dahingehend interpretiert, dass eine starke Aufwertung im Dollar Auswirkungen auf die Geldpolitik der Fed habe - und damit eine Anhebung der Leitzinsen erst später einsetzen dürfte. Dies bringt den Dollar unter Druck, der Euro reagierte auf die Veröffentlichung des Fed-Protokolls mit einem Sprung von rund 1 US-Cent. Der Euro zieht am Mittag weiter leicht an auf 1,2760 Dollar.

Gegen eine längerfristige Stärke im Euro spricht allerdings, dass die Serie schlechter Wirtschaftsdaten aus Deutschland weiter nicht abreißt. Nach zuletzt schwachen Auftragseingängen und Industriedaten zeichnet auch die Handelsbilanz ein ernüchterndes Bild. Im August sind die Exporte um 5,8 Prozent gegenüber dem Vormonat eingebrochen. Das ist der stärkste Rückgang seit Januar 2009.

Die geldpolitische Entscheidung der Bank of England am Mittag dürfte die Märkte dagegen kaum bewegen. Erwartet wird, dass die Währungshüter den Leitzins bei 0,50 Prozent bestätigen werden. Das Volumen des Wertpapierkaufprogramms von 375 Milliarden Pfund Sterling dürfte ebenfalls bestätigt werden.

Auf Unternehmensseite hat Alcoa einen geglückten Start in die Berichtssaison in den USA hingelegt. Der Aluminiumkonzern übertraf die Erwartungen des Marktes bei Gewinn und Umsatz deutlich. Für die Aktie ging es nachbörslich um 2,4 Prozent nach oben.

Nach der Kursschwäche des Vortages stellt SAP mit einem Plus von 2,6 Prozent den stärksten Gewinner im DAX. Nach Einschätzung der Societe Generale war der Ausverkauf der Aktie übertrieben und stelle eine Kaufgelegenheit dar. Die Kostensenkungsmaßnahmen des SAP-Managements seien nicht ungewöhnlich, heißt es. Auch setzt die SocGen auf einen Anstieg der Geschäftsaktivitäten in Europa. Diese Einschätzung werde auch gestützt durch die gute Entwicklung der ERP-Pipeline bei Accenture. Accenture ist der größte SAP-Integrator weltweit.

Für die Südzucker-Aktie geht es um 11,5 Prozent nach unten. Zwischenzeitlich hatte die Aktie ein Fünfjahrestief markiert. Die Zweitquartalszahlen liefern nach Auffassung der WGZ-Bank kein einheitliches Bild. Umsatzseitig sei sowohl die hauseigene Schätzung wie auch die Erwartung des Marktes verfehlt worden. Verantwortlich dafür sei eine schwächer als erwartet ausgefallene Entwicklung des Zuckersegments. Die Ergebnisebene hätte dagegen überzeugt. Händler stören sich am Ausblick des Unternehmens. Südzucker hat diesen zwar bestätigt, das Erreichen des operativen Konzernergebnisses sei allerdings anspruchsvoller geworden.

Mit einem Minus von 8,4 Prozent steht auch das Gerresheimer-Papier kräftig unter Druck. Nach einer Gewinnwarnung am Mittwochmorgen hat das Unternehmen auch für das kommende Jahr einen nur vorsichtigen Ausblick gegeben. 2015 werde der Umsatz währungsbereinigt und organisch nur um 1 bis 3 Prozent zulegen. Für 2014 hatte Gerresheimer nur noch ein währungsbereinigtes Umsatzplus von vier Prozent in Aussicht gestellt, nachdem bislang ein Anstieg von vier bis sechs Prozent die Zielsetzung gewesen ist.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/ros

Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 06:15 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]