Alt 05.09.14, 11:50
Standard Leichte Verluste vor US-Arbeitsmarktbericht
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Leicht abwärts geht es am Freitagmittag an Europas Börsen. Nach den kräftigen Gewinnen am Donnerstag sind kleine Abgaben wenig überraschend. "Der Markt dürfte jetzt zwar noch einige Zeit brauchen, um die EZB-Entscheidungen zu verdauen, aber die Tendenz ist positiv", sagt ein Händler. Draghi habe untermauert, dass er bereit sei, alles zu tun, um das Abrutschen der Eurozone in eine Rezession zu verhindern. Auch der Kollaps des Euro-Kurses sei gut für die exportstarken Unternehmen, vor allem in Deutschland.

Der späte Kursrückgang an der Wall Street spiegele die Vorsicht der US-Börsianer vor der Veröffentlichung des großen US-Arbeitsmarktberichtes am Nachmittag. Davor hatten Dow-Jones- und S&P-500-Index allerdings noch neue Allzeit-Hochs markiert. Beobachter rechnen mit einer leichten Belebung des US-Arbeitsmarktes im August und einem Anstieg um 225.000 Stellen gegenüber Juli. Die Arbeitslosenquote dürfte auf 6,1 Prozent sinken. Der DAX fällt um 0,3 Prozent auf 9.700 Punkte, der Euro-Stoxx-50 verliert 0,5 Prozent auf 3.261 Zähler.

Das Bruttoinlandsprodukt für die Eurozone im zweiten Quartal blieb in der Revision unverändert. "Eigentlich eine positive Überraschung", heißt es im Handel. "Denn angesichts der überraschenden EZB-Maßnahmen gestern hatten manche damit gerechnet, dass es eine Abwärtsrevision geben wird", sagt ein Händler.

Vor allem im Devisenhandel könnte es erneut zu größeren Bewegungen kommen. Shinji Kureda, Leiter des Devisenhandels bei Sumitomo Mitsui Banking, bezeichnet die EZB-Entscheidung als "viel aggressiver als erwartet". Der Euro könne bis zum Monatsende auf 1,2750 Dollar fallen. Während die US-Daten eine laufende Verbesserung der Konjunktur zeigen, "steckt die Eurozone gerade im Dreck", sagt Carl Forcheski, Leiter des Devisenhandels der Societe Generale. "Die übergeordnete Richtung für den Euro zeigt nach unten", sagt Forcheski. Aktuell kostet ein Euro 1,2962 Dollar und zementiert damit seine Abkehr von der Marke bei 1,30 Dollar.

Die Kombination aus potenziell besseren US-Daten und schwächeren aus der Eurozone könnte den Euro noch weiter abwerten lassen. Anlagestrategen der Credit Suisse sehen daher die Chance auf überdurchschnittlich starke europäische Aktien. Viele Analysten schätzten die Gewinne zu skeptisch ein und hätten den Effekt des fallenden Euro auf die Unternehmensgewinne noch nicht voll einberechnet. Die Berichtssaison zum dritten Quartal könne daher positive Überraschungen in Europa bringen.

Diese Meinung teilt auch Phil Camporeale vom Asset Management bei J.P. Morgan: Europas Aktien könnten von den EZB-Aktionen profitieren und in den kommenden Wochen besser abschneiden als US-Werte: "Es dürfte stimmungsgetrieben zu Rückflüssen an die europäischen Märkte kommen."

Finanzwerte haben einen Teil der Gewinne aus dem Frühhandel eingebüßt. Zunächst hatten nach der überraschenden EZB-Zinssenkung vor allem die Aktien der Institute im Süden Europas weiter zugelegt. ING Group gewinnen 0,3 Prozent, hier hat Barclays zudem die Empfehlung auf "Übergewichten" erhöht. Lufthansa legen trotz des laufenden Pilotenstreiks um 0,3 Prozent zu. Händler hoffen, dass sich ihr Chef Carsten Spohr mit seiner Linie gegen die Einzelinteressen der Pilotengewerkschaft Cockpit durchsetzen kann.

Daimler steigen um 1,2 Prozent. Der Autokonzern hat seine Absätze im August kräftig gesteigert. Die Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars glänzt mit einem Plus von 9,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem in China lief es rund, aber auch in Europa wurde gut verkauft. Mercedes sei "weiter auf Kurs, 2014 zu einem weiteren Rekordjahr zu machen", sagte Vertriebschef Ola Källenius.

Für starke Bewegungen sorgen auch Kauf- und Verkaufsempfehlungen von Analysten. Im DAX springen Henkel um 1,2 Prozent an die Spitze, nachdem sie von BNP Paribas auf "Outperform" hochgestuft worden sind. Im MDAX brechen die Aktien des Autozulieferers ElringKlinger um gut 4 Prozent ein. Sie sind von Goldman Sachs auf "Verkaufen" abgestuft worden. Die UBS hat indes das Kursziel von Bilfinger nach einer Gewinnwarnung auf 52 von 59 Euro gesenkt. Nach dem Kurseinbruch vom Vortag zeigen sich die Aktien des Baukonzerns leicht erholt.

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