Alt 23.06.14, 12:18
Standard Börsen grenzen Verluste ein - Frankreich macht Sorgen
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Leicht erholt von ihren Tagestiefs zeigen sich Europas Börsen am Montagmittag. Rund die Hälfte der Abgaben aus dem frühen Handel konnte bereits wieder gut gemacht werden. Schwache französische Konjunkturdaten und die anhaltenden Sorgen um die Irak-Krise hatten Europas Aktienkurse zunächst stärker belastet. Dazu gesellte sich die Abwicklung des Großen Verfalltages an den Terminbörsen vom Freitag. Sie hatte durch Positionsbereinigungen für Druck auf die Kurse gesorgt. Händler sehen dies jedoch als beendet an, so dass sich die Märkte nun wieder den Fundamentaldaten zuwenden dürften.

Der Euro-Stoxx-50 verliert 0,3 Prozent auf 3.292 Punkte, nach einem Tagestief bei 3.270 Punkten. Der DAX fällt um 0,4 Prozent auf 9.949 Punkte. Im frühen Verlauf war es hier schon bis auf 9.886 Punkte nach unten gegangen.

Belastend wirken die Einkaufsmanager-Indizes aus Europa. Die Konjunkturerholung in der Eurozone hat weiter an Fahrt verloren. Vor allem die schwache Entwicklung in Frankreich enttäuschte. Der französische Index ist im Juni unerwartet deutlich sogar unter die Expansionsschwelle gefallen und weist auf eine drohende Rezession hin. In den Peripherie-Ländern beschleunigte sich der Aufschwung dagegen.

"Das Hauptproblem ist nach wie vor die auseinanderlaufende Entwicklung innerhalb der Eurozone", urteilte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson zu den französischen Daten. Alexander Krüger, Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, zufolge, seien sie "ein Beleg für die Strukturschwäche des Landes". Damit gebe es auch keine Aussicht auf eine baldige Besserung. "Die Erholung in Frankreich wird holprig bleiben, die Hoffnungen der Regierung, aus den Staatsschulden herauswachsen zu können, dürften sich zerschlagen."

Auch das Thema Irak belastet weiter: "Aus der Ferne betrachtet scheint die gesamte Lage außer Kontrolle zu geraten", sagt Jan Bottermann von der Essener Nationalbank. Der Ölpreis nähert sich mit 115,66 Dollar je Fass Brent schon wieder dem Jahreshoch aus der vergangenen Woche. Auch Gold löst sich wieder von der 1.300-Dollar-Marke je Feinunze nach oben.

Das drängt gute Daten aus China in den Hintergrund: Erstmals in diesem Jahr ist der HSBC-Einkaufsmanagerindex für China über die Marke von 50 gestiegen und damit über die Schwelle, die wirtschaftliche Expansion von Schwäche abgrenzt. Mit 50,8 Punkten hat er im Juni zudem die Prognose von 49,7 deutlich übertroffen. Nur Europas Rohstoff- und Minen-Werte freuen sich ungeteilt über diese Nachricht: Der Rohstoff-Sektor steht mit 1,1 Prozent Plus an der Spitze der Kursgewinner. Die Aktien von Rio Tinto ragen mit einem Plus von 2,3 Prozent hervor.

Trotz des Schwächeanfalls bleiben Marktteilnehmer aber optimistisch. Neben der nach wie vor lockeren Geldpolitik der Notenbanken rund um die Welt gelten vor allem Übernahmen und Fusionen derzeit als Kurstreiber für die Aktienmärkte. "In den USA und Japan sind die Aktienrückkäufe auf einem Rekordniveau", sagt Chris Weston vom Brokerhaus IG Markets. "Alles in allem dürften sich solide Wachstumsdaten, eine niedrige Schwankungsanfälligkeit der Kurse sowie ein positives Sentiment für risikoreiche Anlagen fortsetzen", ergänzt Gary Yau vom Credit Agricole .

Siemens zeigen sich nach dem verlorenen Zuschlag für Alstom 0,8 Prozent leichter. Ein Händler wertet die Entscheidung für General Electric (GE) im Bieterkampf als einen "strategischen Verlust" für Siemens. Denn die Münchener hätten das margenstarke Geschäft mit Gasturbinen und die damit verbundenen Wartungsaufträge zu einem "vernünftigen Preis" erhalten.

Alstom drehen derweil nach über 4 Prozent Aufschlag am Morgen wieder 0,8 Prozent ins Minus. Der Freude über das wohl erfolgreiche Gebot von GE ist die Ernüchterung gewichen, dass es nun zu komplizierten Unternehmenskonstruktionen mit dem französischen Staat im Boot kommen werde. Auch Bouygues notieren 1 Prozent schwächer, obwohl der Mischkonzern 29,3 Prozent an Alstom hält. Der Staat will bis zu 20 Prozent davon übernehmen. "Allerdings dürfte der Staat nicht die hohen Aufschläge zahlen, die man von GE bekommen hätte", erklärt ein Händler das Minus.

Bei den Banken stehen BNP und Deutsche Bank im Blick. Die vom Wall Street Journal berichtete bevorstehende Einigung zwischen der BNP Paribas und den US-Behörden im Streit um illegale Geldgeschäfte stützt den Kurs der Aktie nicht. Sie geben um 0,2 Prozent nach. "Die kolportierte Strafzahlung von 8 bis 9 Milliarden Dollar liegt unter den zuletzt genannten 10 Milliarden Dollar. Vor allem aber scheint es nun rasch zu einer Einigung zu kommen, womit BNP Paribas in den USA wieder operativ tätig werden kann", sagt ein Händler.

Bei der Deutschen Bank geht es um 0,5 Prozent nach unten. Hier geht der Bezugsrechtshandel für die Kapitalerhöhung mit dem sogenannten "Spitzenausgleich" zu Ende. Im Anschluss könnte der Weg für eine ausgedehntere Kurserholung frei sein, meinen Händler mit Blick auf Kapitalerhöhungen in der Vergangenheit.

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