Alt 05.06.14, 12:36
Standard Deutsche Bank mit erfolgreicher Kapitalerhöhung
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Im Vorfeld der EZB-Entscheidung bietet die Deutsche Bank den Börsianern am Donnerstagmittag eine kleine Ablenkung. Das größte deutsche Bankinstitut hat mittels einer Kapitalerhöhung rund 8,5 Milliarden Euro eingesammelt. Die neuen Aktien kommen zu 22,50 Euro je Anteilsschein. Der Abschlag von 20 Prozent ist zwar hoch - andere Banken mussten zuletzt aber einen deutlich höheren Nachlass gewähren. Immerhin: Ihre Tier-1-Kapitalquote erhöht die Bank von 9,5 Prozent auf 12 Prozent. Mit einem Abschlag von 1,3 Prozent fällt das Minus der Deutschen-Bank-Aktie gering aus.

Ansonsten hat das Warten bald ein Ende. Zunächst steht die Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) an. Insgesamt 46 von 47 durch Jones Newswires befragte Ökonomen rechnen mit einer Zinssenkung. Wesentlich spannender für die Börsianer wird aber die Pressekonferenz mit EZB-Präsident Mario Draghi im Anschluss, in der der oberste Währungshüter weitere unkonventionelle Lockerungsmaßnahmen bekannt geben könnte. Im Vorfeld passiert an Europas Börsen wie erwartet wenig. Der DAX zeigt sich kaum verändert bei 9.926 Punkten. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,2 Prozent auf 3.245 Punkte nach oben.

Auch am Devisenmarkt befinden sich die Anleger in Lauerstellung. Der Euro wird bei 1,3609 Dollar gehandelt und damit praktisch auf dem Niveau vom Vorabend. "Mario Draghi hat die Karten in der Hand", stellt Chris Weston von IG fest. Man dürfte das Potenzial des EZB-Präsidenten für Überraschungen nicht unterschätzen. "Draghi kann problemlos etwas sagen, was wirklich neu ist und erst noch eingepreist werden muss." Die Wahrscheinlichkeit einer "verrückten Stunde" an den Finanzmärkten sei damit groß.

Mögliche zusätzliche Lockerungsmaßnahmen umfassen etwa konditionierte Langfristtender, die Aussetzung der Sterilisierung der SMP-Anleihekäufe oder möglicherweise sogar ein ABS-Kaufprogramm. Ein ABS-Programm halten zwar nur die wenigsten Beobachter für wahrscheinlich. Allerdings könnte allein das Inaussichtstellen eines Programms der Quantitativen Lockerung (QE) für heftige Bewegungen an den Märkten sorgen. Der Hauptleidtragende eines solchen Programms wäre voraussichtlich der Euro.

Nachrichten gibt es auch aus dem Telekomsektor. Ein Händler spricht von einem "Merger Thursday". Er verweist auf das mögliche 50 Milliarden US-Dollar schwere Zusammengehen von Sprint mit T-Mobile US sowie auf ein mögliches Gebot der französischen Orange für Bouygues Telecom. Das könne das Interesse für den europäischen Telekomsektor, der jüngst auf hohem Niveau stagniert habe, am Laufen halten. "Derart große Deals werden nicht an ein, zwei Tagen eingepreist", sagt ein anderer Händler.

Die Commerzbank äußert sich derweil positiv zum einem T-Mobile-US/Sprint-Deal. Ein Abschluss würde das Risiko-Ertrags-Profil der Telekom-Aktien in ein günstigeres Licht rücken. Die Analysten gehen in der aktuellen Phase von einer 60-prozentigen Wahrscheinlichkeit eines Vertragsabschlusses aus. Die Aktie der Deutschen Telekom steigt um 1,1 Prozent, für die Bouygues-Aktie geht es um 0,6 Prozent nach oben. Der Sektor der europäischen Telekommunikationswerte steigt im Mittel um 0,8 Prozent an.

Henkel legt bei seiner Akquisitionsstrategie zu. Der Konsumgüterhersteller kauft die französische Spotless Group und legt dafür 940 Millionen Euro auf den Tisch. Die Franzosen sind vorwiegend in den Bereichen Waschhilfsmittel sowie Insektenschutz und Haushaltspflege in Westeuropa aktiv. Herbert Sturm von der DZ-Bank wertet den Kauf positiv. Mit dem Zukauf stärke Henkel die Marktposition im Geschäft mit Wasch- und Reinigungsmitteln. Der Übernahmepreis scheine "auf den ersten Blick fair zu sein", so der Analyst. Die Henkel-Aktie gewinnt 0,8 Prozent.

Aktien von Smith & Nephew legen in London um 5 Prozent zu. Laut Bloomberg ist nun auch Medtronic an dem Medizintechnikunternehmen interessiert. Die Analysten der Credit Suisse halten dagegen, dass das Geschäftsportfolio von Medtronic sich kaum mit dem von Smith & Nephew überschneide. Eine Übernahme brächte Medtronic daher keine Kostensynergien, sondern eine breitere Produktpalette. Steuervorteile können die Analysten ebenfalls zunächst nicht erkennen.

Am deutschen Aktienmarkt stehen im SDAX per Juni Index-Veränderungen an. Der Aufstieg von Borussia Dortmund (plus 5,4 Prozent) in den Index kommt laut einem Händler nicht ganz unerwartet: "Mit dem kontinuierlichen Kursanstieg seit Juni 2012 sind auch die Börsenumsätze gestiegen." Überraschender sei da schon die Aufnahme von Hornbach Baumarkt (plus 1,3 Prozent). "Die Hornbach Holding ist ja bereits im SDAX vertreten", merkt der Händler an.

Statt auf Hornbach Baumarkt habe man am Aktienmarkt eher auf eine Rückkehr von VTG in den Nebenwerteindex gesetzt, nachdem die Aktie im März erst aus dem SDAX abgestiegen sei. Die Absteiger sind die Aktien von Air Berlin (minus 0,6 Prozent) und König & Bauer (plus 0,8 Prozent).

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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