Alt 19.05.14, 13:25
Standard Schwächeanfall zu Wochenbeginn
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Die Schwäche im Bankensektor, aber auch Unsicherheiten vor der Europawahl, haben Kursverluste an Europas Börsen bis Montagmittag zur Folge. Abgaben im Bankensektor sind zum Teil auf die Deutsche Bank zurückzuführen. Das deutsche Geldinstitut hat am Sonntagabend angekündigt, sein Kapital um 8 Milliarden Euro zu erhöhen. An der Londoner Börse bricht derweil der Kurs der Aktie von AstraZeneca ein. Der britische Pharmakonzern hat auch ein erneut verbessertes Übernahmeangebot von Pfizer umgehend abgelehnt.

Der DAX verliert 0,5 Prozent auf 9.586 Punkte. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,8 Prozent auf 3.149 Punkte nach unten. Vom 22. bis 25. Mai wird das Europäische Parlament neu gewählt. Laut Umfragen dürften EU- und Euro-kritische Parteien ihren Stimmenanteil deutlich ausbauen. Die Zeiten, in denen dem Europäischen Parlament kaum Bedeutung beigemessen wurde, sind vorbei. So wird der künftig der Kommissionspräsident direkt von den Parlamentariern gewählt. Und auch bei der Budgetplanung sind die Rechte des Parlaments in den vergangenen Jahren gestärkt worden.

Diese Unsicherheit spiegelt sich in weiter steigenden Risikoprämien in der Peripherie der Eurozone wider. Die Handelstrategie, in denen die Anleger auf eine Konvergenz der deutschen und Peripheriemarktzinsen gesetzt haben, ist erst einmal ausgesetzt. Die Rendite zehnjähriger italienischer Benchmarkanleihen steigt zu Wochenbeginn um 11 Basispunkte (Bp) auf 3,17 Prozent. Für die entsprechenden Titel aus Spanien geht es um 7 Bp auf 3,02 Prozent nach oben. Die Rendite von Bundesanleihen gibt dagegen um 1 Bp auf 1,32 Prozent nach.

Fidelity glaubt indes nicht an einen nachhaltigen Belastungsfaktor durch die Europawahlen. Auf eine Stärkung der Europa-Skeptiker dürften die Märkte zwar nervös reagieren. Allerdings sei nicht mit einer Mehrheit für die Europa-Skeptiker zu rechnen, und damit bestehe auch keine Gefahr eines durchgreifenden Politikwechsels. Auch würde ein schwächerer Euro den Export ankurbeln und damit die Gewinne vieler europäischer Unternehmen beflügeln.

Die Aktie der Deutschen Bank verliert 2,2 Prozent. Goldman Sachs begrüßt zwar die Maßnahme, es blieben aber Fragen offen. Fraglich sei beispielsweise welchen Anteil des eingesammelten Kapitals die Bank für Prozesskosten vorgesehen habe und wie viel in das USA-Geschäft fließe. Daneben warnt die Societe Generale davor, dass die Kapitalerhöhung möglicherweise nicht ausreichend hoch sei. Um bis Ende 2015 beim Verschuldungsgrad den Kriterien nach Basel III voll zu entsprechen, hätte es eines Volumens von 13 Milliarden Euro bedurft.

Wie es mit der Aktie weitergeht, dürfte im hohen Maße davon abhängen, ob die jetzt bekannt gegebenen Maßnahmen von den Anlegern als Befreiungsschlag angesehen werden oder nicht. Seit geraumer Zeit entwickelt sich das Deutsche-Bank-Papier schwächer als der Sektor. Commerzbank-Aktien werden weiter gemieden und verlieren 3,8 Prozent. Europaweit geben Banken um 2 Prozent nach. Dabei spielt die Deutsche Bank eine Rolle, aber auch die weiter steigenden Risikoprämien in der Eurozone-Peripherie.

Bei AstraZeneca scheint die Übernahmefantasie komplett aus dem Kurs zu entweichen, nachdem Pfizer nun offenbar auch mit dem letzten Versuch gescheitert ist, den britischen Wettbewerber zu übernehmen. Das Gebot spiegele nicht den Wert des Konzerns als unabhängiges Unternehmen wider, so der AstraZeneca-Board auch diesmal wieder zur Begründung. Die überraschend schnell erfolgte neuerliche Ablehnung könnte ein Indiz dafür sein, dass Astra viel Unterstützung für seine Position bei den Anteilseignern habe, kommentieren die Experten von MainFirst. AstraZeneca-Titel verlieren 12,8 Prozent.

Zu den Verlierern gehören auch Rohstoffaktien, für die es um 0,9 Prozent nach unten geht. Hier belasten negative Nachrichten aus dem chinesischen Immobiliensektor, die schon in Sydney die Kurse von Schwergewichten wie Rio Tinto und BHP Billiton unter Druck gebracht hatten. Zu den Gewinnern am deutschen Markt gehört die Aktie von Salzgitter im MDAX. Sie profitiert von einer Hochstufung durch J.P. Morgan und liegt 1,6 Prozent im Plus.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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