Alt 19.05.14, 09:51
Standard Aktien der Deutschen Bank und von AstraZeneca im Fokus
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An den europäischen Aktienmärkten scheint sich zum Wochenstart nach einem gemächlichen Auftakt eine negative Tendenz durchzusetzen - zumindest in der ersten Reihe. Negative Kursimpulse kommen aus Frankfurt von der Deutschen Bank und aus London von AstraZeneca. Das deutsche Geldinstitut hat am Sonntagabend angekündigt, sein Kapital kräftig zu erhöhen, und der britische Pharmakonzern hat auch ein erneut verbessertes Übernahmeangebot von Pfizer umgehend abgelehnt.

Der DAX gibt trotz positiver US-Vorgaben von Wall Street um 0,2 Prozent nach auf 9.610 Punkte, der Euro-Stoxx-50 verliert 0,4 Prozent auf 3.161 Zähler. Das Minus der AstraZeneca-Aktie von fast 15 Prozent drückt derweil den Stoxx-50, der auch britische Aktien beinhaltet, um 0,8 Prozent stärker nach unten. Der Branchenindex der Pharmaaktien verliert 2 Prozent und ist mit Abstand Schlusslicht bei den Sektoren. Die deutschen Nebenwerte-Indizes MDAX und TecDAX notieren dagegen deutlich im Plus.

Noch nicht ausgemacht scheint, wohin es auf kurze Sicht mit dem Kurs der Deutschen Bank geht. Nach einem anfänglichen Minus von etwa 2,5 Prozent drehte die Aktie kurz ganz knapp ins Plus um dann wieder 1 Prozent ins Minus zurückzufallen auf 30,44 Euro. Jon Peace von Nomura rechnet trotz der hohen Kapitalerhöhung und trotz der Sorgen um die Profitabilität im Investmentbanking nicht mit einer negativen Kursreaktion vor dem Beginn des Bezugsrechtehandels. "Der wesentliche Grund für den Abschlag der Deutschen Bank zum Sektor war der Kapitalbedarf", begründet er, und dieses Problem werde nun angegangen.

An anderer Stelle wird sogar eine Erleichterungsrally für möglich gehalten. Dann nämlich, wenn sich die Einschätzung durchsetzen sollte, dass der Deutschen Bank ein "Befreiungsschlag" gelungen ist. Denn mit 8 Milliarden Euro sei die Kapitalerhöhung weitaus größer als die am Markt zuvor spekulierten 5 Milliarden Euro. Mittelfristig dürfte damit "mehr Ruhe" einkehren. Mit dem neu eingesammelten Kapital will die Deutsche Bank Risiken bei dem bevorstehenden Stresstest der EZB aus dem Weg gehen. Die wichtige Kernkapitalquote dürfte von derzeit 9,5 auf 11,8 Prozent steigen. Ratingagenturen wie Moody's hatten direkt nach Bekanntgabe der Stresstest-Kriterien gewarnt, es könnte eng werden für die Deutsche Bank.

Während bei der Deutschen Bank der "richtige Kurs" zur Meldung noch gesucht wird, scheint die Richtung bei der Commerzbank-Aktie fürs erste gefunden. Sie verliert fast 3 Prozent. "Es sieht so als, als wechseln Anleger die Pferde. Mit der Turnaround-Story der Commerzbank ist es erst einmal vorbei, stattdessen setzt man bei der Deutschen Bank auf eine Erholung", so eine Stimme aus dem Handel. Vom Jahresbeginn bis zu den Höchstständen der Commerzbank-Aktie Anfang April habe sich diese um fast 30 Prozent besser entwickelt als die der Deutschen Bank.

Europaweit verliert der Banken-Index unterdessen 1 Prozent. Verkauft werden vor allem italienische und französische Bankenaktien, wohl auch aus Sorge, dass in dem Sektor weitere Kapitalerhöhungen anstehen. Erst am Freitag war der Kurs der portugiesischen Espirito Santo mit der Ankündigung einer Kapitalerhöhung stark unter Druck geraten.

Bei AstraZeneca scheint die Übernahmefantasie komplett aus dem Kurs zu entweichen, nachdem Pfizer nun offenbar auch mit dem letzten Versuch gescheitert ist, den britischen Wettbewerber zu übernehmen. Das Gebot spiegele nicht den Wert des Konzerns als unabhängiges Unternehmen wider, so der AstraZeneca-Board auch diesmal wieder zur Begründung. Die überraschend schnell erfolgte neuerliche Ablehnung könnte ein Indiz dafür sein, dass Astra viel Unterstützung für seine Position bei den Anteilseignern habe, kommentieren die Experten von MainFirst.

Zu den Verlierern gehören auch Rohstoffaktien. Hier belasten negative Nachrichten aus dem chinesischen Immobiliensektor, die schon in Sydney die Kurse von Schwergewichten wie Rio Tinto und BHP Billiton unter Druck gebracht hatten.

Zu den Gewinnern am deutschen Markt gehört die Aktie von Salzgitter im MDAX. Sie profitiert von einer Hochstufung durch J.P. Morgan und liegt 4,9 Prozent im Plus.

Keine Neuigkeiten gibt es aus der Ukraine. Dort ist - wie kaum anders erwartet - auch die zweite Runde des sogenannten Runden Tisches ohne greifbare Lösungen für die Krise zu Ende gegangen. Gleiches gilt für die Frage, wie die für den kommenden Sonntag geplante Präsidentenwahl in der Ukraine ordnungsgemäß über die Bühne gehen soll. Mit den Ölpreisen geht es vor diesem Hintergrund weiter aufwärts. Das Barrel der Nordssesorte Brent kostet 110,17 Dollar, etwa einen halben Dollar mehr als am Freitag in den USA.

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