Alt 16.05.14, 09:35
Standard Wachstumssorgen halten Börsen im Minus
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Eine Erholung an den europäischen Börsen bleibt am Freitag aus. Dass sich die Aktienmärkte im frühen Geschäft trotz eines Überhangs an Belastungsfaktoren dennoch recht wacker schlagen, erklären Händler mit kurzfristigen Eindeckungen von Leerverkäufern. Zudem stütze auch die Charttechnik etwas, heißt es am Markt. Allerdings glauben Marktteilnehmer, dass es mit den Indizes bis zum Handelsende deutlicher nach unten gehen könnte. Denn die Vorlagen aus Asien und den USA sind schwach. An der Wall Street fuhr der Dow-Jones-Index den stärksten Verlust in fünf Wochen ein.

Die Vorfreude auf mögliche geldpolitische Lockerungen durch die Europäische Zentralbank ist der Sorge über die schwache Konjunktur in Europa gewichen. Die Wachstumszahlen vom Vortag - vor allem in Ländern wie Frankreich, Italien und den Niederlanden - hatten für Ernüchterung gesorgt. In den USA herrschte angesichts der überwiegend schwachen Konjunkturdaten ebenfalls ungläubiges Erstaunen. Der DAX verliert 0,1 Prozent auf 9.645 Punkte, der Euro-Stoxx-50 fällt um 0,3 Prozent auf 3.153 Zähler.

"Das Wachstum in der Eurozone war schockierend. Wir hatten zu viel Selbstzufriedenheit im Markt, als es noch so aussah, als regelte sich alles von alleine", sagt Patrick McCullagh, Leiter des Renten-Researchs bei der Investmentbank Schroders. Gerade für die gut gelaufenen Aktienmärkte in Südeuropa seien dies keine guten Nachrichten. Investoren seien vorsichtig gegenüber den Überfliegermärkten wie dem in Italien geworden. "Die Daten geben einen Grund mehr dazu, aus den Gewinnern des letzten Jahres herauszurotieren", sagt Nick Nelson, Leiter der Aktienstrategie Europa bei der UBS.

Auch die Hoffnungen auf Lockerungsmaßnahmen der EZB werden mittlerweile kritischer gesehen. Deutlich unterstrichen werde wieder "die zweigeteilte Eurozone mit Deutschland als Antrieb hinter jeder Form von Wachstum", sagt Craig Erlam von Alpari.

Der Euro zeigt sich derweil erholt von seinem Kurseinbruch in Richtung 1,3650 Dollar vom Vortag. Er geht am Morgen wieder mit 1,3713 Dollar in den europäischen Handel. Kurstreiber ist allerdings nicht der Glaube an Europa, sondern ein schwacher Dollar. Hier hatten enttäuschende Daten von der US-Industrieproduktion belastet. Daraufhin waren auch die Renditen der US-Anleihen deutlich nach unten gegangen. "Solange die Anleiherenditen weiter nach unten gehen, wird der Dollar zu kämpfen haben", sagt Omer Esiner, Chef-Stratege bei Commonwealth. Allerdings erhöhten die schwachen Eurozonendaten die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB neben anderen Schritten auch die Zinsen senken werde. Dies werde den Euro für renditesuchende Anleger weniger attraktiv machen.

Im DAX notieren die meisten Titel im Minus - verzerrt wird das Bild jedoch durch zahlreiche Dividendenabschläge, die optisch einen hohen Abschlag erzeugen. So schütten Börse, BMW und Fresenius Medical Care aus - auch Deutsche Telekom werden ex Dividende gehandelt. Unter Europas Blue Chips zahlen unter anderem Air Liquide ihre Dividende.

TUI notieren nach Quartalsausweis unverändert. Zwar fiel der Verlust geringer als befürchtet aus, Händler kritisieren aber einen schwächer als erwartet ausgefallenen Ausblick. Für Bewegung sorgen auch Analystenkommentare. So hat Goldman Sachs die RWE-Aktie auf "Kaufen" erhöht und lässt die Titel 1 Prozent steigen. Die UBS stuft VW auf "Neutral" und nimmt damit die Verkaufsempfehlung von der Aktie, die um 1 Prozent zulegt. Zudem hat die Citigroup das VW-Kursziel erhöht und die Credit Suisse den gesamten europäischen Automobilsektor nach oben genommen.

Der französische Mischkonzern Bouygues hat mit den Quartalsdaten vor allem in der Telekomsparte nicht überzeugt. Hoffnungen auf einen Zusammenschluss dieser Sparte mit Orange, der ehemaligen France Telecom, treiben die Aktien jedoch um 5,2 Prozent. Orange legen 0,5 Prozent zu.

Credit Suisse geben erneut 0,5 Prozent nach. Die US-Behörden stocken ihre Forderungen an die Bank auf und verlangen mittlerweile 2,5 Milliarden Dollar von den Schweizern. Noch vor zwei Tagen war von 2 Milliarden Dollar die Rede gewesen.

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