Alt 03.04.14, 13:01
Standard Börsen vor EZB-Entscheidung in Lauerstellung
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Der Countdown läuft. Um 13.45 Uhr gibt die Europäische Zentralbank ihre Zinsentscheidung bekannt. Um 14.30 folgt die Frage- und Antwortrunde der Journalisten mit dem EZB-Präsidenten Mario Draghi. Die große Mehrheit der Volkswirte erwartet, dass die Währungshüter den Leitzins bei 0,25 Prozent bestätigen und keine neuen geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen bekanntgeben werden. Die Frage- und Antwortrunde dürfte Draghi allerdings nutzen, um dem Kapitalmarkt einige Hinweise über die weitere Marschrichtung der EZB zu geben.

"Vor der Entscheidung und der Pressekonferenz mit Mario Draghi halten sich die Anleger bedeckt", sagt ein Händler. Der DAX verliert 0,1 Prozent auf 9.617 Punkte, der Euro-Stoxx-50 notiert 0,2 Prozent fester bei 3.193. Vor allem die Stärke der Börsen in Italien (plus 0,5 Prozent) und Spanien (plus 0,9 Prozent) schieben den Index ins Plus.

Vereinzelt gibt es auch Stimmen an der Börse, die angesichts der deflationären Risiken in der Eurozone unmittelbaren Handlungsbedarf seitens der EZB sehen. "Wir glauben nicht, dass es sich die EZB leisten kann, heute nichts zu tun und sich nur auf 'taubenhafte' Kommentare beschränken kann", sagt Frederik Ducrozet von der Credit Agricole. Die französische Bank rechnet mit einer Leitzinssenkung um 10 Basispunkte.

Vollkommen offen ist der Verlauf der Pressekonferenz mit dem EZB-Präsidenten. Draghi hat in der Vergangenheit immer wieder die Märkte auf dem falschen Fuß erwischt und für heftige Bewegungen gesorgt. Diese Unsicherheit hat an den Devisenmärkten zuletzt zu einer verstärkten Schwankungsanfälligkeit im Euro/Dollar-Paar geführt. Vor der EZB-Sitzung notiert der Euro wenig verändert bei 1,3765 zum Dollar, nachdem er am Mittwoch deutlicher nachgegeben hatte. Bundesanleihen zeigen sich ebenfalls wenig verändert, die zehnjährigen Bundesanleihen rentieren bei 1,63 Prozent.

Nach Einschätzung von Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank haben die jüngsten Äußerungen von Christine Lagarde den Handlungsdruck auf die EZB noch erhöht. Die IWF-Chefin hat vor der niedrigen Inflation in der Eurozone und einem langfristigen Wirtschaftswachstum unter Potenzial gewarnt. "Die liquiditätssüchtigen Märkte dürstet es nach neuen EZB-Maßnahmen", so Leuchtmann. Sollte die EZB also stillhalten, dürfte dies mit Enttäuschung an den Finanzmärkten aufgenommen werden. Die Folge wäre vermutlich ein steigender Euro.

Von Unternehmensseite ist es ruhig. Tagesgewinner im DAX sind bislang Papiere von Fresenius Medical Care mit einem Plus von 1,2 Prozent. Das Unternehmen hält am Donnerstag einen Investorentag in New York ab. "Möglicherweise positionieren sich einige Anleger im Vorfeld in der Hoffnung auf positive Nachrichten", sagt ein Händler. Eine Herunterstufung durch die Analysten von J.P. Morgan drückt die Aktie der Deutschen Bank 1,6 Prozent ins Minus. Nach dem kräftigen Plus am Vortag wird in der Aktie der Deutschen Post erst einmal Kasse gemacht, die Aktie verliert knapp 2 Prozent.

Kräftig nach unten geht es für den Wettbewerber von Continental - Nokian. Der finnische Reifenhersteller gibt wegen der voraussichtlich schwächeren Konjunktur in Russland und der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten seine Jahresprognose auf. Nokian geht nun nicht mehr davon aus, operativen Gewinn und Umsatz im laufenden Jahr steigern zu können. Beide Kennziffern werden stattdessen wohl zurückgehen. Die Aktie von Nokian verliert 3 Prozent auf 29,80 Euro. Die Continental-Aktie hält sich mit einem Abschlag von 0,2 Prozent sehr stabil. Der Sektor der europäischen Automobilwerte tendiert 0,3 Prozent leichter.

Vossloh ziehen um 2,0 Prozent an. Offenbar spekulierten einige Anleger darauf, dass Vossloh von dem am Mittwoch bekanntgegeben "Mini-Konjunkturprogramm" der chinesischen Regierung und damit verbundenen Investitionen in den Zugverkehr profitieren kann, heißt es im Handel. Ein Marktteilnehmer warnt davor, die Nachrichten überzubewerten. Es sei vollkommen unklar, ob und vor allem in welchem Maße Vossloh von einer solchen Initiative profitieren werde.

Ansonsten geht die Serie an Aktienplatzierungen weiter. Investoren nutzen das gute Umfeld an der Börse, um ihre Beteiligungen abzubauen. In den vergangenen Tagen wurden bereits größere Pakete in der Baumarktkette Hornbach und in dem Immobilienwert Gagfah platziert. Nun trifft es die Aktie von Jenoptik. Laut Angaben aus dem Handel wurden 4,88 Millionen Aktien oder 8,5 Prozent des Grundkapitals zu 12,15 Euro je Aktie bei Investoren platziert. Die Stücke sollen aus dem Besitz der Großaktionäre Meag und Ergo stammen. Jenoptik geben 4,0 Prozent auf 12,55 Euro nach.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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