Alt 03.12.13, 12:08
Standard Aktienanleger nehmen vor Datenflut Gewinne mit
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Für die meisten Aktienanleger ist das Jahr bisher gut gelaufen. An den Börsen konnte 2013 gutes Geld verdient werden. Daher überrascht es nicht, dass einige Anleger vor der anstehenden Datenflut in der zweiten Wochenhälfte am Dienstag ein paar Gewinne mitnehmen. In Deutschland ist die Kapitalerhöhung von ThyssenKrupp das Top-Thema, die Aktie steht erneut unter Abgabedruck. Der DAX verliert um 1,1 Prozent auf 9.302 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 1,2 Prozent auf 3.040 Zähler nach unten. Der schwächste Börsenplatz ist Paris, das Börsenbarometer CAC-40 verliert um 1,6 Prozent.

Am Mittwoch steht in den USA das Beige Book zur Veröffentlichung an. Am Donnerstag treffen sich die Notenbanker der Bank of England und der Europäischen Zentralbank zu ihren Sitzungen. Am Freitag folgt der US-Arbeitsmarktbericht, dem an der Börse viel Respekt entgegengebracht wird. Sollte der Jobaufbau in den USA weiter vorankommen und die Arbeitslosenquote auf 7 Prozent fallen, dürfte dies die Diskussion erneut entfachen, wann die US-Notenbank das Anleihekaufprogramm zurückfährt.

Unter den Einzeltiteln genießt ThyssenKrupp mit der Kapitalerhöhung die höchste Beachtung. Der Stahlkonzern hat 51,45 Millionen neue Aktien zu einem Preis von 17,15 Euro je Stück bei deutschen und internationalen Anlegern platziert. Damit fließen dem Unternehmen rund 882 Millionen Euro zu. Vor allem angesichts der Ausgaben für die verlustreichen Stahlwerke in Amerika ist das Unternehmen hoch verschuldet. Die Schulden sind doppelt so hoch wie das Eigenkapital. Mit der Kapitalerhöhung will ThyssenKrupp das Eigenkapital stärken und Schulden reduzieren.

Es zeichnet sich ab, dass sich die Eigentümerstruktur mit der Kapitalerhöhung ändern wird. Wie zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen dem Wall Street Journal Deutschland sagten, habe sich die Krupp-Stiftung nicht an der Kapitalerhöhung beteiligt. Der Anteil der Krupp-Stiftung dürfte damit auf rund 23 Prozent geschrumpft sein. Investor Cevian hat sich laut Marktteilnehmern an der Kapitalerhöhung dagegen beteiligt.

Bei den Analysten überwiegen die Molltöne: Die LBBW hat das Kursziel für die Aktie auf 17 von zuvor 18 Euro gesenkt. Die Untersuchungen im Autoblechkartell birgt für sie ein erhebliches finanzielles Risiko. HSBC hat die Aktie auf "Neutral" von "Overweight" gesenkt. Vor dem Hintergrund der kürzlichen Rückschläge bei der Portfolio-Optimierung und der daraus resultierenden Verzögerung im Entwicklungsprozess hin zu einem mehr auf Investitionsgüter ausgerichteten Geschäftsmodell bleiben die Analysten von equinet bei ihrer Verkaufsempfehlung für die Aktie. Thyssen-Papiere verlieren weitere 3,0 Prozent auf 17,10 Euro.

Ein Blick auf die europäischen Sektor zeigt, dass sich Anleger aus zyklischen Branchen zurückziehen und eher in defensive Sektoren investieren. So verlieren der Rohstoff- und der Automobilsektor am stärksten, die geringsten Abschläge verzeichnen dagegen die europäischen Pharma- und Einzelhandelswerte.

Die Ankündigung des französischen Telekomanbieters Iliad, einen superschnellen 4G-Service ohne Aufpreis anzubieten, lastet auf den Kursen der Kontrahenten Orange, Bouygues und Vivendi. "Solche Angebote machen die Preise und damit die Margen kaputt", sagt ein Händler. "Es geht um Marktanteile und das geht zu Lasten der Gewinne, auch der von Iliad", sagt der Händler. Ilead-Aktien verlieren leicht, Orange geben dagegen um 3,5 Prozent nach.

Continental-Titel verlieren 1,7 Prozent nach einer Abstufung auf "Neutral" von "Overweight" durch J.P. Morgan. Positive Stimmen von Goldman Sachs und Morgan Stanley führen derweil zu Aufschlägen von 1,0 Prozent in der Fresenius-Aktie. Im TecDAX büßen Kontron 5,2 Prozent ein. Nach nur dreieinhalb Monaten im Amt verlässt Finanzchefin Andrea Bauer das Unternehmen zum Jahresende. Dass der Markt über die Gründe dieses Schritts im Unklaren gelassen werde, laste schwer auf dem Aktienkurs, heißt es im Handel.

Am Devisenmarkt erholt sich der Euro von den Abschlägen zu Wochenbeginn und steigt auf 1,3574 Dollar. Der nächste große Impulsgeber für das Währungspaar ist die Sitzung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag. Die jüngsten Inflationsdaten und Stimmungsindikatoren aus dem Euroraum sprächen zwar gegen die akute Notwendigkeit weiterer expansiver Maßnahmen, sagt die Commerzbank. "Doch ein Restrisiko, dass die EZB den Markt erneut überrascht, besteht natürlich wie immer", so Analyst Thu Lan Nguyen.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/flf

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