Alt 03.09.13, 12:02
Standard Börsianer nervös nach Raketenabschüssen
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Die Risikofreude der Anleger an den europäischen Börsen hat einen Dämpfer erhalten. Russischen Angaben zufolge sollen im Mittelmeer zwei Raketen abgefeuert worden sein. "Mit einer solchen Nachricht kommt natürlich der Syrien-Konflikt wieder ins Spiel und der Risk-on-Modus in Gefahr", sagt ein Händler. Mit Aufschlägen von fast 40 Prozent steht die Nokia-Aktie nach dem Verkauf des Handy- und Smartphone-Geschäfts an Microsoft im Blick.

Die Nachricht aus Russland schickten den DAX im Tagestief bis auf 8.143 Punkte. Seitdem hat sich der Index aber wieder erholt und liegt bis Dienstagmittag nur noch 0,2 Prozent im Minus bei 8.229 Punkten. Für Entspannung sorgen Berichte, dass die Raketen möglicherweise von einem US-Schiff zur Wetteraufklärung abgefeuert worden seien. Die Raketen fielen offenbar ins Meer. Für den Euro-Stoxx-50 geht es 0,1 Prozent auf 2.771 Punkte nach unten.

Im weiteren Handelsverlauf wird in den USA der ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im August veröffentlicht. Von Dow Jones Newswires befragte Experten erwarten, dass der Index leicht auf 53,8 von zuvor 55,4 Punkten sinkt, nachdem der Datensatz im Juli unerwartet stark gestiegen war.

Das könnte den Euro stützen, der bei 1,3177 Dollar notiert nach 1,3192 Dollar am Vorabend. Der Yen wird derweil wieder stärker als Fluchtwährung gesucht und steigt leicht gegen Dollar und Euro an.

Am Aktienmarkt steht der Telekommunikationssektor weiter im Blick. Über Nacht wurde der schon lange erwartete Verkauf des Handy- und Smartphone-Geschäfts von Nokia an Microsoft verkündet. In den vergangenen Monaten hätten die Spekulationen um ein Zustandekommen des Deals immer mehr zugenommen, nun sei "die Kuh vom Eis", sagte ein Händler. Der Kaufpreis von insgesamt 5,45 Milliarden Euro entspreche der halben Marktkapitalisierung des Unternehmens.

Nach Einschätzung von Nordea verwandelt sich Nokia mit dem Verkauf in eine kleine Version von Ericsson. Die Analysten gehen fest davon aus, dass der Deal durchgeht. Microsoft brauche die Nokia-Hardware, um mit Apple und Google konkurrieren zu können. Nordea rechnet nach Abschluss der Transaktion mit der Zahlung einer Sonderdividende an die Nokia-Aktionäre von 1,50 Euro je Anteilsschein. Die Nokia-Aktien steigen um 37,8 Prozent.

Neben Nokia gehören Netzwerk-Hersteller zu den großen Profiteuren des Teilverkaufs. Von Nokia bleibe nur das Kartengeschäft und das Netzwerkgeschäft übrig, sagt ein Händler. "Damit gibt es auch für den Restbestand von Nokia Übernahmehoffnungen." Der Markt setze darauf, dass einer der globalen Netzwerkhersteller aufgekauft und "vom Markt genommen" werde, damit es zu der überfälligen Konsolidierung im Sektor komme. Alcatel-Lucent steigen 11 Prozent und Ericsson um 3,8 Prozent.

Am Vorabend bestätigten Vodafone und Verizon nach Börsenschluss, dass Verizon für 130 Milliarden US-Dollar den Vodafone-Anteil am Mobilfunk-Joint-Venture Verizon Wireless übernehmen wird. Dass der Deal zustandekommen würde, kursierte bereits den ganzen Montag am Markt, die Vodafone-Aktie ging entsprechend mit einem Plus von 3,4 Prozent aus dem Handel. Am Dienstag machen die Anleger nun Kasse und schicken das Vodafone-Papier 3,6 Prozent in den Keller. Einige Händler hatten zudem auf eine höhere Ausschüttung spekuliert.

Bei den deutschen Unternehmen sorgt wieder einmal ThyssenKrupp für Gesprächsstoff. Der Stahlkonzern hat dementiert, dass die Gespräche über einen Verkauf des Amerika-Geschäfts Steel Americas gescheitert sind, wie es die Frankfurter Allgemeine Zeitung vorab berichtet hatte. Dennoch verliert das Papier 2 Prozent. Mit den Unsicherheiten um Syrien geben Lufthansa-Papiere 2,5 Prozent nach. Eine Studie von BNP Exane, die einen Preisrutsch am Zuckermarkt als Möglichkeit in den Raum stellt, schickt die Südzucker-Aktie 6,4 Prozent nach unten.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@dowjones.com

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