Alt 20.08.13, 12:09
Standard Angst vor US-Notenbank belastet weiter
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Die Sorge vor einer Reduzierung der Anleihekäufe durch die US-Notenbank sorgt auch am Dienstagmittag für Abgabedruck an Europas Börsen. Die Anleger warten mit großer Spannung auf die Veröffentlichung des Protokolls der jüngsten Fed-Sitzung am Mittwochabend. Dieses könnte zwar neue Hinweise liefern, wird allerdings nach Einschätzung von Marktbeobachtern nicht endgültig die Frage beantworten, wann die US-Notenbank damit beginnen wird, die monatlichen Wertpapierkäufe von 85 Milliarden Dollar zu verringern.

Der DAX verliert 1 Prozent auf 8.284 Punkte. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 1,3 Prozent auf 2.786 Punkte nach unten. In den USA sind die Renditen der zehnjährigen Anleihen am Montag auf 2,88 Prozent gestiegen. Am Dienstag liegt die Rendite mit 2,81 Prozent zwar etwas niedriger, damit aber noch immer um mehr als 1 Prozentpunkt höher als noch Anfang Mai. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren verglichen mit Anfang Mai etwa einen dreiviertel Prozentpunkt höher mit 1,86 Prozent.

Die Aussicht auf eine weniger generöse Liquiditätsversorgung durch die Federal Reserve hat in den vergangenen Wochen vor allem Investments in den Schwellenländern belastet. An Europas Börsen werden vor allem die von der Konjunktur abhängigen Aktien und Sektoren verkauft. Dazu zählen Rohstoffproduzenten, Automobilhersteller und der Bausektor. Die rote Laterne hält mit Abgaben von 3 Prozent der Bankensektor.

Am deutschen Aktienmarkt trifft es beispielsweise die Papiere von ThyssenKrupp, die um 2,6 Prozent fallen. Salzgitter-Aktien wurden von den beiden Investmentbanken Morgan Stanley und Citigroup abgestuft und büßen 3,4 Prozent ein. Die Aktien des Zementherstellers HeidelbergCement halten mit einem Minus von fast 4 Prozent die rote Laterne im DAX. Weniger konjunkturabhängige Aktien wie die von Telekomunternehmen, Pharmakonzernen oder Lebensmittelproduzenten halten sich besser.

An den Devisenmärkten geraten die Währungen der Emerging Markets immer stärker unter Druck. Die steigenden US-Renditen lassen Investoren Kapital aus diesen Ländern abziehen. Der brasilianische Real beispielsweise ist zum US-Dollar auf den niedrigsten Stand seit mehr als vier Jahren gefallen. Die indische Rupie markiert sogar fast täglich neue Allzeittiefs gegenüber dem Greenback.

"Angesichts der konjunkturellen Verbesserung in den Industriestaaten und der Aussicht auf sinkende Liquidität an den globalen Finanzmärkten ziehen sich Anleger aus Schwellenländern zurück", sagt Ishaq Siddiqi von ETX Capital. Dagegen wertet der Yen zum US-Dollar und Euro tendenziell weiter auf. Händler interpretieren die Stärke der japanischen Währung als Ausdruck einer abnehmenden Risikofreude unter den Investoren. Der Yen gilt als Fluchtwährung in Zeiten zunehmender Risiken.

Der Euro zieht derweil gegen den Dollar bis auf 1,34 an. Der Monatsbericht der Bundesbank vom Montag hat ein wenig Zinsfantasie am Markt ausgelöst. Die Bundesbank schließt eine Leitzinserhöhung durch die EZB nicht aus, sollte sich zukünftig ein höherer Preisdruck einstellen.

Für Aufsehen und große Kursausschläge sorgt im deutschen Aktienhandel das Übernahmeangebot der Deutsche Wohnen für GSW Immobilien. Sollte das Geschäft über die Bühne gehen, entsteht eines der größten Unternehmen der Branche mit 150.000 Wohneinheiten im Wert von geschätzten 8,5 Milliarden Euro. Aktien der Deutsche Wohnen fallen um 3,3 Prozent, während Papiere der GSW Immobilien um 8 Prozent steigen. Nach Einschätzung der DZ-Bank brächte ein Zusammenschluss beider Unternehmen erhebliche Synergien.

Die Aktien der in London gehandelten Rohstoffriesen BHP Billiton und Glencore Xstrata verlieren 2,4 bzw 3,2 Prozent. Beide Konzerne haben Quartalszahlen veröffentlicht. Glencore Xstrata meldet wegen hoher Abschreibungen einen Nettoverlust von fast 9 Milliarden US-Dollar. Nach Einschätzung von Liberum sind nach dem starken Rückgang der Rohstoffpreise die Wertberichtigungen weitestgehend eingepreist. Bei BHP Billiton liegen Umsatz und Gewinn im Geschäftsjahr 2012/2013 unter den Konsensprognosen der Analysten.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@dowjones.com

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