Alt 13.08.13, 11:47
Standard ZEW-Index macht sichere Häfen unattraktiv
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Die Hoffnung auf eine Erholung der Konjunktur stützt am Dienstag die europäischen Börsen und lastet auf den Kursen von Bundesanleihen. Die ZEW-Konjunkturerwartungen sind im Juli überraschend stark gestiegen und lassen Finanzmarktakteure an ein Ende der Rezession glauben. Das stützt den DAX, der um 0,7 Prozent auf 8.422 Punkte zulegt. Der Euro-Stoxx-50 rückt um 0,4 Prozent auf 2.837 Zähler vor. Der Euro wertet zu Dollar und Yen auf. Bundesanleihen sind dagegen auf den tiefsten Stand seit einem Monat gefallen.

Das Stimmungsbarometer des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung für die künftige Konjunkturentwicklung stieg für den August auf 42,0 von 36,3 Punkten im Juli. Volkswirte hatten einen Anstieg auf 40,0 Zähler prognostiziert. Die Umfrage gilt als ein Indikator für den wichtigen ifo-Index, der am 27. August veröffentlicht wird. Auch die Industrieproduktion in der Eurozone ist wieder gestiegen, getragen von der Nachfrage nach Investitions- und Gebrauchsgütern. Michael Schröder vom ZEW nannte die Zahlen "ein gutes Zeichen, dass das Schlimmste der Rezession in der Eurozone vorbei sein könnte".

An den Devisenmärkten ließ die ZEW-Umfrage den Euro zum US-Dollar wieder über die Marke von 1,33 Dollar steigen, unter die der Euro vorübergehend gefallen war. "Die Zahlen sind erfreulich und untermauern die Erwartungen einer konjunkturellen Erholung in Deutschland. Auch für den Euroraum wird das Szenario einer Erholung gestützt", sagt Analyst Ralf Umlauf von der Helaba. Die Gemeinschaftswährung wird mit 1,3303 Dollar bezahlt und gewinnt auch zum Yen und Schweizer Franken an Wert.

Am Rentenmarkt geht es hingegen weiter abwärts. Die Kurse von Bundesanleihen und Obligationen sind auf den tiefsten Stand seit einem Monat gefallen. "Das Vertrauen in die positiven Folgen der ultralockeren Geldpolitik (der Europäischen Zentralbank) ist ein wichtiger Faktor, der die konjunkturellen Hoffnungen nährt", sagt Annalisa Piazza vom Londoner Broker Newedge. Bundesanleihen als sicheres Investment werden in diesem Umfeld für Anleger unattraktiver. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg kurz nach Veröffentlichung der Daten auf bis zu 1,78 Prozent nach 1,72 Prozent am Morgen.

Am Aktienmarkt sorgen erneut Quartalszahlen für Bewegung bei Einzelwerten. E.ON-Aktien leiden seit langem schon unter den Kosten der Energiewende und den niedrigen Strompreisen. Allerdings hat das Unternehmen im zweiten Quartal mehr verdient als von Analysten erwartet. Der operative Gewinn liegt mit 5,7 Milliarden Euro 3 Prozent über der Konsensschätzung. Nun kaufen Anleger in die niedrigen Kurse hinein und lassen den Aktienkurs um rund 3 Prozent steigen. Neben den Rohstoffaktien ist der europäische Versorgersektor der einzige, der seit Jahresbeginn Verluste aufweist.

Der Düngemittelproduzent K+S ist im zweiten Quartal bei Umsatz und Gewinn dagegen hinter den Konsensschätzungen zurückgeblieben. Die Aktie fällt daraufhin um 1,8 Prozent. Der Kurs von K+S war jüngst wegen des Austritts des russischen Konkurrenten Uralkali aus einem Kalikartell drastisch eingebrochen.

Die zunehmenden Konjunkturhoffnungen schlagen sich in Käufen zyklischer Aktien nieder. So legen im DAX Papiere wie BASF, Lanxess, Linde und Lufthansa um bis zu 2,7 Prozent zu.

Am Abend kurz nach Handelsschluss veröffentlicht ThyssenKrupp Quartalsergebnisse. Die Aktie ist mit einem Minus von 1,7 Prozent einer der schwächsten DAX-Werte. Bei ThyssenKrupp stehen seit Wochen schon die Bemühungen um den Verkauf der Stahlwerke in Brasilien und den USA im Rampenlicht. Wie drei mit den Vorgängen vertraute Personen dem Wall Street Journal Deutschland berichteten, könnte der Konzern auf dem Mehrheitsanteil an seinem Stahlwerk in Brasilien sitzen bleiben. Zudem droht eine Kapitalerhöhung des hoch verschuldeten Industriekonzerns.

Bei den Nebenwerten sind die Papiere des Automobilzulieferers Leoni und der Immobiliengesellschaft Deutsche Wohnen nach guten Ergebnissen gesucht. Auch Aktien der Hamburger Kupferschmelze Aurubis werden nach Quartalszahlen gekauft. Alle drei Aktien liegen zwischen 2 und 6 Prozent zu.

Kontakt zur Autorin: isabel.gomez@dowjones.com

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