Alt 30.07.13, 13:42
Standard Konjunktur stützt Aktienmarkt - K+S brechen ein
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Eine Flut an Quartalszahlen bewegt am Dienstagmittag die Kurse zahlreicher Einzeltitel. Die Gesamtbörsen werden indes leicht von ermutigenden Wirtschaftsdaten aus Europa gestützt. Es mehren sich die Hinweise auf ein baldiges Ende der Rezession in Europa. Dennoch ist das Geschäft von Zurückhaltung geprägt. Im Vorfeld der Sitzungen von US-Notenbank, Bank of England und Europäischer Zentralbank (EZB) halten sich Anleger bedeckt. Am deutschen Aktienmarkt stehen die Geschäftszahlen von Deutscher Bank und Infineon sowie der Kurseinbruch bei K+S nach Aussagen des Konkurrenten Uralkali im Blick.

Der DAX steigt um 0,4 Prozent auf 8.295 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 legt kräftiger um 0,7 Prozent auf 2.760 Zähler zu - gestützt von positiven Konjunktursignalen. Nach dem Einkaufsmanagerindex der Privatwirtschaft legte im Juli nun auch der Index der Wirtschaftsstimmung zu. Der Index erklomm den höchsten Stand seit April 2012. Besonders deutlich hellte sich die Stimmung in Italien, Spanien und Frankreich auf. "Überträgt man das auf frühere Episoden, deutet der Index jetzt eine unveränderte Wirtschaftsleistung an", sagt ING-Volkswirt Martin Van Vlieth.

Am Devisenmarkt zieht der Euro gegen den Dollar leicht an und notiert um das Niveau von 1,3270. Nach den Wirtschaftsdaten aus Europa sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB am Donnerstag die Leitzinsen senken wird. Allerdings haben bereits im Vorfeld der Konjunkturzahlen nur die wenigsten Marktbeobachter auf eine weitere Lockerung der EZB-Geldpolitik gesetzt. An den Rentenmärkten fällt die Rendite für spanische Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit um 2 Basispunkte auf 4,65 Prozent. Bei den entsprechenden italienischen Titel geht es 5 Bp auf 4,40 Prozent nach unten.

Unter den Einzeltiteln steht der Kurseinbruch von K+S von über 23 Prozent im Blick der Anleger. Auslöser der Talfahrt sind Aussagen des russischen Wettbewerbers Uralkali, der sich skeptisch zu den Aussichten für den Kalipreis zeigt. Die Russen rechnen im zweiten Halbjahr nur noch mit einem Weltkalipreis von 300 Dollar je Tonne. Derzeit liegt dieser bei rund 400 Dollar. Die Analysten der NordLB halten die Reaktion der K+S-Aktie für stark übertrieben. Die deutlichen Abschläge zeigten, wie verunsichert die Anleger derzeit seien.

Längerfristig blieben die Trends, die für die Aktie sprächen, aber erhalten. Die Analysten verweisen eine verstärkte Nachfrage nach höherwertigen Nahrungsmitteln, die sich nur durch verstärkten Düngemitteleinsatz erzeugen lassen. Sie bleiben daher optimistisch und bestätigen ihre Kaufempfehlung für das Papier.

Lars Hettche vom Bankhaus Metzler sieht Kalkül in den düsteren Preisprognosen der Russen: "Große Minenkonzern wie BHP Billiton überlegen derzeit, mit großen Projekten in das Kaligeschäft einzusteigen. Diese Pläne befinden sich in der Entscheidungsphase mit der Möglichkeit, die Produktion ungefähr bis zum Jahr 2020 aufzunehmen. Wenn jetzt ein Unternehmen wie Uralkali den Kalipreis für ein Jahr in den Keller schickt, dann könnte das für mögliche künftige Konkurrenten ein Grund sein, sich aus dem Markt rauszuhalten", so der Analyst.

Gefragt sind Chemietitel nach Geschäftszahlen von Clariant, Air Liquide und Linde. "Die Industriegase beweisen hier klar ihre Konjunkturresistenz", sagt ein Händler. "Die Zahlen von Akzo bis BASF waren so schlecht, dass der Markt kaum noch positive Erwartungen an die Chemie hatte", sagt ein anderer Händler. Allein "solide" Zahlen wie bei Clariant reichten dann schon für eine Erleichterungsrally. Auch die Air-Liquide-Zahlen entsprachen lediglich den Erwartungen, während jene von Linde "überall einen Tick besser als die Prognosen" ausfielen. Linde-Aktien gewinnen 2 Prozent, während die Papiere von Air Liquide um 2,6 Prozent und die von Clariant um 2 Prozent zulegen. Der Branchenindex im Stoxx-50 legt um 0,8 Prozent zu.

Die Aktie der Deutschen Bank verliert 3,3 Prozent, nachdem der deutsche Branchenprimus mit seinen Zahlen zum zweiten Quartal die Erwartungen verfehlt hat. Beim Nettogewinn habe die Bank deutlich schlechter abgeschnitten. Vor allem im Bereich Handel mit festverzinslichen Papieren und beim Zinsüberschuss sehe es nicht gut aus, heißt es am Markt. Enttäuschend sei auch der Vergleich mit anderen Instituten. J.P. Morgan sieht weiter Risiken für die Deutsche Bank. Hierzu zählen sie erhebliche Kosten für diverse Rechtsstreitigkeiten sowie ein mögliches Anwachsen risikogewichteter Vermögenswerte.

In London verlieren Barclays-Papiere 8 Prozent. Wie bereits in den Vortagen am Markt spekuliert, hat das Finanzinistitut eine Kapitalerhöhung bekannt gegeben. "Die jetzt genannten 5,8 Milliarden Pfund liegen am allerobersten Ende der vom Markt erwarteten Spanne von 4 bis 6 Milliarden", kommentiert ein Händler. Immerhin könnte das Thema damit vom Tisch sein, ergänzt ein anderer Teilnehmer. Die ebenfalls vorgelegten Geschäftszahlen interessieren nur am Rande. Diese liegen im Rahmen der Erwartungen. Nach enttäuschenden Quartalszahlen verlieren BP-Titel 4,5 Prozent. Höhere Steuern, negative Währungsbewegungen und ein geringerer Ölpreis hätten ihren Tribut gefordert, so Hargreaves Lansdown.

Ebenfalls auf der Verliererseite stehen die Aktien von Fresenius und FMC. Dabei verliert die Fresenius-Aktie 3,5 Prozent, die der Tochter gibt um 2,3 Prozent nach. Das operative Ergebnis bei Fresenius sank um 5 Prozent, dennoch erhöhte das Unternehmen den Jahresausblick. Dennoch spricht equinet von einer nachlassenden Gewinnqualität bei Fresenius. Bei FMC ging es mit der Profitabilität nach unten.

Trotz positiver Geschäftszahlen verliert die Aktie von Infineon 4,9 Prozent. Laut Analyst Thomas Becker von der Commerzbank könnte Infineon im nächsten Jahr die Erwartungen der Analysten an die Profitabilität enttäuschen. Das habe sich in der Telefonkonferenz herauskristallisiert. "Im Call kam durch, dass das Umsatzwachstum 2014 wohl vernünftig ausfallen wird. Aber man konnte raushören, dass die Profitabilität nicht mit den Markterwartungen Schritt halten könnte", so Becker.

Im MDAX geht es für die Aktie von Rheinmetall um fast 14 Prozent nach unten. Der Panzer- und Autoteilehersteller kann seine Jahresziele nicht mehr erreichen. Weil viele Länder ihre Rüstungsausgaben deutlich zusammenstreichen, hat der Konzern seine Ergebniserwartung für das Rüstungsgeschäft spürbar reduziert. Wacker-Aktien ziehen nach guten Zahlen um 7,8 Prozent an. Die Geschäftsbereiche Siltronic und Polysilizium hätten in einem äußerst schwierigen Marktumfeld mit soliden Margen überrascht, kommentieren die Analysten von equinet.

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