Alt 14.11.12, 22:58
Standard Aktienmarkt setzt Abwärtstendenz fort
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Anhaltende Sorgen um die Budgetverhandlungen in den USA und vor einer weiteren konjunkturellen Abkühlung haben an der Wall Street erneut für ein deutliches Minus gesorgt. Auch die guten Quartalszahlen des Netzwerkausrüsters Cisco konnten das Sentiment nicht stützen. Im Blickpunkt stand dagegen die Facebook-Aktie, die trotz einer ausgelaufenen Haltefrist stark anstieg. Hier hatten im Vorfeld Investoren auf eine massive Verkaufswelle gesetzt und mussten nach deren Ausbleiben ihre Leerpositionen eindecken.

Die Facebook-Aktie stieg um 12,6 Prozent. Am Mittwoch lief die Haltefrist für rund 800 Millionen Aktien aus, überwiegend im Besitz von Mitarbeitern. Doch diese warfen ihre Anteile nicht wie erwartet auf den Markt und erwischten damit eine Reihe von Investoren auf dem falschen Fuß. Diese hatten mit massiven Verkäufen gerechnet. Daher mussten eingegangene Leerpositionen eingedeckt werden. Aber auch andere Anleger nutzten die Gelegenheit zum Einstieg, hieß es aus dem Handel. Der Umsatz in der Facebook-Aktie war außergewöhnlich hoch.

Dow-Jones-Index verlor 1,5 Prozent auf 12.571 Punkte und schloss damit auf dem niedrigsten Stand seit Ende Juni. Der S&P-500 büßte 1,4 Prozent auf 1.355 Punkte ein. Der Nasdaq-Composite fiel um 1,3 Prozent auf 2.847 Punkte. Dabei wurden 0,83 (Dienstag: 0,67) Milliarden Aktien umgesetzt. Lediglich 314 (971) Kursgewinnern standen 2.778 (2.082) -verlierer gegenüber, 62 (88) Titel schlossen die Sitzung unverändert.

Doch die Sorgen um die Budgetverhandlungen in den USA überschatteten alles und zogen den Aktienmarkt nach unten. "Es gibt deutliche Bedenken hinsichtlich der drohenden Fiskalklippe und dem Willen der Politiker für eine Lösung", sagte John Buckingham von Al Frank Asset Management. US-Präsident Barack Obama machte zudem deutlich, wie er die beginnenden Verhandlungen mit den Republikanern führen will. Er möchte die Mittelschicht weiter von den Steuergeschenken der Bush-Regierung profitieren lassen, die Wohlhabenden aber stärker zur Kasse bitten. Dagegen wehren sich die Republikaner, die Steuererhöhungen ablehnen und lieber Sozialleistungen streichen wollen.

Das Protokoll der Sitzung des Offenmarktauschusses (FOMC) der US-Notenbank vom 23. und 24. Oktober hatte dagegen kaum Auswirkungen auf das Sentiment. Geteilter Meinung sind die Mitglieder des FOMC, wie lange sie die Politik der quantitativen Lockerung fortsetzen sollen. Ein Teil der Ausschussmitglieder befürchtet, dass die Fed Schwierigkeiten bekommt, die geschaffene Liquidität im Falle eines Aufschwungs wieder einzufangen. Der andere Teil will die Bond-Ankäufe weit ins kommende Jahr hinein fortsetzen. Für die Fed stellt sich die Frage auch vor dem Hintergrund, der im Dezember auslaufenden "Operation Twist".

Nichts geholfen haben die guten Zahlen des Netzwerkausrüsters Cisco für das erste Quartal. Umsatz und Ergebnisse übertrafen dank eines florierenden Geschäfts im Dienstleistungsbereich die Markterwartungen. Die Cisco-Aktie verbesserte sich um 4,8 Prozent und war damit einziger Gewinner im Dow-Jones-Index. Im Schlepptau ging es für die Titel von Rivale Juniper Networks um 1,2 Prozent nach oben.

Nach Geschäftszahlen über den Erwartungen des Marktes schossen die Titel des Bekleidungsherstellers Abercrombie & Fitch um 34,4 Prozent in die Höhe. Die Anteilsscheine des Düngemittelproduzenten Mosaic verloren dagegen 3,3 Prozent, nachdem die Gesellschaft den eigenen Ausblick kassiert hatte.

Belastet haben auch schwache Einzelhandelsumsätze und niedrige Inflationsdaten. Im Oktober sanken die Einzelhandelserlöse in den USA um 0,3 Prozent und damit etwas stärker als mit minus 0,2 Prozent erwartet. Zugleich reduzierten sich auch die Erzeugerpreise im Oktober um 0,2 Prozent, obwohl hier mit einem leichten Preisauftrieb gerechnet worden war. Auch die viel beachtete Kerninflation fiel. Zum Einzelhandelsumsatz sprach ein Analyst von möglichen Belastungen aufgrund des Wirbelsturms Sandy. "Dennoch mahnen die Daten bezüglich des Konsums im vierten Quartal zur Vorsicht", so der Teilnehmer weiter.

Am US-Anleihemarkt zeigten sich die Notierungen kaum verändert. Im Blickpunkt standen auch hier die Budgetverhandlungen in den USA. Solange es keine Einigung gebe, dürften die Anleihen als vermeintlich sicherer Hafen "weiter in Reichweite der Investoren bleiben". Die Renditen fielen zwischenzeitlich auf den niedrigsten Stand seit gut zwei Monaten. Die Rendite zehnjähriger Papiere notierte bei 1,59 Prozent.

Der Ölpreis legte zur Wochenmitte leicht zu. En Barrel der Sorte WTI kostete zum Settlement 86,32 Dollar, ein Plus von 1,1 Prozent. Teilnehmer sprachen von einem insgesamt ruhigen Handel in einer engen Spanne. Gestützt hätten vor allem die Entwicklungen im Nahen Osten. Übergeordnet belasteten die Nachfragesorgen weiter das Sentiment, so ein Händler. Der Goldpreis stieg ebenfalls leicht um 0,3 Prozent auf 1,730,10 Dollar je Feinunze. Die schwachen US-Daten und die Meldungen aus dem Nahen Osten hätten die Nachfrage für den sicheren Hafen Gold verstärkt.

Der Euro kletterte wieder deutlicher über das Niveau von 1,27 Dollar. Hier habe sich weiter positiv ausgewirkt, dass sich Griechenland am Vortag gut 4 Milliarden Euro am Markt besorgen konnte und damit am Freitag fällig werdende Schulden bezahlen kann. Derzeit hänge die Gemeinschaftswährung vor allem an der Entwicklung um Griechenland, hieß es. Im späten US-Handel notierte der Euro bei 1,2735 Dollar.

Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@dowjones.com

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