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An der Wall Street ging es weiter bergab, wenn auch mit vermindertem Tempo. Dabei gab es recht gute Voraussetzungen für eine Erholung nach den deutlichen Verlusten des Vortages. So lagen die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe um 10.000 unter der Prognose, und auch das Defizit der US-Handelsbilanz fiel deutlich unter den Erwartungen aus. Doch erneut bestimmten Sorgen um die Fiskalklippe und ein mögliches Scheitern der Verhandlungen das Geschehen und setzten die Indizes unter Druck. "Nach der Präsidentschaftswahl und der auftauchenden Fiskalklippe, dazu noch die negativen Nachrichten aus Europa, da haben viele Investoren ihr Geld abgezogen", sagte Sean Kelly von Knight Capital Group.
Besser erging es dem Öl- und dem Goldpreis die nach den starken Abgaben vom Vortag leicht zulegten. Marktteilnehmer sprachen hier von einer technischen Erholung. Aber auch die guten US-Konjunkturdaten, welche Hoffnungen auf eine steigende Nachfrage weckten, wirkten sich positiv aus. Ein Barrel der Sorte WTI kostete zum Settlement 85,09 Dollar, ein Plus 0,8 Prozent. Am Vortag war es allerdings um rund 5 Prozent nach unten gegangen. Der Goldpreis zog zum Settlement um 0,7 Prozent auf 1.726 Dollar je Feinunze an. Die anhaltenden Sorgen vor der Fiskalklippe und vor einer steigenden Inflation in Europa sorgten für Käufe, so ein Teilnehmer. "Gold wird eher wieder als sicherer Hafen und Inflationsschutz gesehen", ergänzte ein Händler. Der Dow-Jones-Index (DJIA) reduzierte sich um 0,9 Prozent auf 12.811 Punkte und fiel damit auf den niedrigsten Stand seit Ende Juli. Der S&P-500 verlor 1,2 Prozent auf 1.378 Punkte und schloss unter der wichtigen 200-Tage-Linie bei 1.380 Punkten. Der Nasdaq-Composite fiel um 1,4 Prozent auf 2.896 Punkte zurück. In den letzten Handelsminuten kamen die Indizes noch einmal unter verstärkten Abgabedruck. Der Umsatz ging auf 0,76 (Dienstag: 0,88) Milliarden Aktien zurück. Dabei standen den 818 (578) Kursgewinnern 2.248 (2.497) -verlierer gegenüber, 86 (74) Titel schlossen die Sitzung unverändert. Die Verhandlungen über die weitere Steuer- und Ausgabenpolitik dürften sich nach Einschätzung von Goldman Sachs bis in die zweite Dezemberhälfte hinziehen. Es bestehe aber auch die Möglichkeit, dass die Gespräche bis in den Januar andauern könnten. Allerdings sieht Goldman Sachs eine Einigung bis Jahresende als das wahrscheinlichste Szenario an. Denn sollte es im Kongress bis zum Jahresende keinen Konsens geben, treten automatische Steuererhöhungen und Ausgabensenkungen im Volumen von insgesamt 600 Milliarden Dollar in Kraft. "Es dreht sich alles um die Fiskalklippe", so David Joy von Ameriprise Financial. "Je länger die Unsicherheit anhält, umso mehr wird sie auf der Konjunktur und den Investment-Entscheidungen der Anleger lasten", ergänzte der Analyst. Zudem gab es auch aus Europa eher negative Nachrichten. So könnte sich eine Entscheidung über weitere Hilfszahlungen an Griechenland um einige Wochen verzögern. Auch hat sich EZB-Präsident Mario Draghi gemäßigt zur Zukunft der europäischen Wirtschaft geäußert. Da half auch eine positiv verlaufene spanische Anleihe-Auktion wenig. Der Euro stand erneut unter Abgabedruck und notierte weiter unter der Marke von 1,28 Dollar. Laut Bundesfinanzminister Schäuble wird auf dem EU-Finanzministertreffen in der kommenden Woche keine Entscheidung über weitere Hilfen fallen. Und das, obwohl das Land in der Nacht zum Donnerstag in einer stürmischen Sitzung das Sparpaket auf den Weg brachte. Damit belastet die Entwicklung um Griechenland weiterhin die Gemeinschaftswährung. Im späten US-Handel notierte die Devise bei 1,2748 Dollar. Der US-Anleihemarkt wurde von einer deutlich gestiegenen Nachfrage bei der Auktion 30-jähriger Titel beflügelt. Vor allem am langen Ende des Marktes legten die Notierungen zu. Die Zeichnungsquote stieg auf den höchsten Stand seit Dezember 2011. Es gebe wieder eine verstärkte Nachfrage für den sicheren Hafen der Anleihen, merkte ein Teilnehmer mit Blick auf die anstehenden Steuer- und Budgetverhandlungen in den USA an. Die Rendite zehnjähriger Titel fiel auf 1,61 Prozent. Die Aktien von J.P.Morgan hielten sich recht gut und fielen nur um 0,2 Prozent. Das Institut kann den Rechtsstreit um den Umgang ihrer Investmentbank-Tochter Bear Stearns mit Hypotheken-Papieren wohl in Kürze beilegen. Man habe eine "grundsätzliche Einigung" erzielt, teilte die Großbank in einer Einreichung bei der Börsenaufsicht SEC mit. Zudem könne sie das nach dem Handelsskandal ausgesetzte Aktienrückkauf-Programm fortsetzen. Die Aktien der Bank of America verloren 1,7 Prozent. Ansonsten gingen die Abgaben quer durch alle Bereiche. So fielen die Aktien von Caterpillar um 1,6 Prozent und die Titel von McDonalds gaben um 2 Prozent nach. Die Aktien des Chipherstellers Qualcomm erhöhten sich dagegen um 4,4 Prozent. Qualcomm, der Chips vor allem für Mobilfunkgeräte baut, hatte starke Absatzzahlen ausgewiesen. Bei Gewinn und Umsatz ließ das Unternehmen die Prognosen hinter sich. Die Apple-Aktie setzte ihre Abwärtstendenz fort und verlor weitere 3,6 Prozent. Hintergrund waren hier Produktionssorgen beim neuen iPhone 5. Am Vortag hatte ein Zulieferer in China erklärt, man komme mit der Nachfrage aufgrund von Problemen bei der Qualität nicht mit. Ein Analyst hält die jüngsten Abgaben in der Aktie allerdings für übertrieben. Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@dowjones.com DJG/DJN/ros Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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