Alt 23.08.12, 22:05
Standard Fed macht selbst geschürte Hoffnungen zunichte
Beitrag gelesen: 339 x 

Wie schon am Vorabend hat erneut die US-Notenbank die entscheidende Richtung an der Wall Street vorgeben. Die zuvor ausgelösten Hoffnungen auf weitere Stimulusmaßnahmen schwanden am Donnerstag, was für Kursverluste am Aktienmarkt sorgte. Der Dow-Jones-Index sank um 0,9 Prozent auf 13.058 Punkte, es war der höchste Verlust seit einem Monat. Für den S&P-500 und den Nasdaq Composite ging es um 0,8 bzw 0,7 Prozent nach unten. Das Umsatzvolumen sank auf 0,59 (Mittwoch: 0,60) Milliarden gehandelter Aktien und hielt sich damit erneut im niedrigen Bereich. Den 937 (1.192) Kursgewinnern standen 2.056 (1.821) -verlierer gegenüber, während 120 (112) Titel unverändert schlossen.

Hintergrund der Abgaben waren Aussagen des Fed-Gouverneurs von St. Louis, James Bullard. Dieser sagte auf CNBC, dass das aktuell moderate Wachstum die Federal Reserve (Fed) zunächst von weiteren Maßnahmen abhalten werde. Bullard hat zwar kein Stimmrecht im Offenmarktausschuss, er wies aber darauf hin, dass die Aussagen des Protokolls, das am Vortag für Aufregung gesorgt hatte, veraltet seien. "Der Sinn des Ganzen ist, dass seit der FOMC-Sitzung eine Menge passiert ist. Darauf wollte er hinweisen", sagte Seth Setrakian, Händler bei First New York Securities.

Doch so richtig mit einer Stimme sprachen die Vertreter der US-Notenbank nicht, was zusätzlich zur Verunsicherung beitrug. Charles Evans, Fed-Präsident von Chicago, bekräftigte nämlich seine Position nach zusätzlichen Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur. "Die Fed ist offenbar bereit, mehr zu tun. Aber die Frage muss doch lauten, ist es überhaupt notwendig? Hier eine Antwort zu finden, ist nicht so einfach", fasste Marktstratege Rex Macey von Wilmington Trust Investment Advisors die Verunsicherung am Markt zusammen. Das am Vorabend veröffentlichte Protokoll der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses hatte zunächst Hoffnungen auf eine dritte Runde geldpolitischer Lockerungen beflügelt, weil sich in der damaligen Diskussion offenbar mehr Fürsprecher gefunden hatten als davor. "Das Fed-Protokoll war geldpolitisch zweifellos eher freizügig, aber die Anleger haben auch die jüngst verbesserten US-Konjunkturdaten im Blick", relativierte David Morrison, Analyst bei GFT Markets, die Einlassungen der Fed.

Sowohl die Arbeitsmarkt- als auch die Einzelhandelsdaten seien zuletzt besser als erwartet ausgefallen und auch der Economic Surprise Index der Citigroup sei seit Sommerbeginn deutlich gestiegen. "Die US-Daten sind daher fast perfekt - nicht zu heiß, nicht zu kalt -, während die großen Aktienindizes auf oder nahe mehrjährigen Hochs notieren", urteilte er in einem Kommentar.

Getrübt wurde dieses eher positive Konjunkturbild allerdings von den aktuellen Arbeitsmarktdaten. Auf Wochensicht war die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe entgegen den Erwartungen gestiegen. Dies warf möglicherweise einen Schatten auf den bald anstehenden offiziellen Monatsbericht. Noch weniger ansprechend fielen die jüngsten Konjunkturdaten aus Asien und Europa aus. In China sank der Einkaufsmanagerindex im August auf den niedrigsten Stand seit neun Monaten. In der Eurozone zog dieser zwar leicht an, verharrte aber immer noch auf einem Niveau, das eine schrumpfende Geschäftstätigkeit signalisiert.

Vor diesem Hintergrund verblassten die frischen Daten vom US-Immobilienmarkt, die durchaus positiv daherkamen. Die Zahl der verkauften Neubauten stieg gegenüber dem Vormonat stärker als erwartet, auch der Jahreswert übertraf die Vorhersagen. Des Weiteren stiegen die Hauspreise im Juli etwas stärker als erwartet.

Am US-Anleihemarkt machte sich die wieder schwindende Risikoneigung bemerkbar. Die Aussicht auf ein neues Anleihekaufprogramm der US-Notenbank hatte Anleger am Vortag in den vermeintlich sicheren Hafen getrieben. Nun sorgten die trüben globalen Konjunkturaussichten für weitere Nachfrage. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen gab weiter nach und sank auf 1,67 Prozent.

Am Rohstoffmarkt drehten die Ölnotierungen zum Teil klar ins Minus. Der Preis für ein Fass US-Leichtöl des Markt führenden Oktoberkontrakts der Sorte WTI verbilligte sich um 1,0 Prozent bzw 0,99 Dollar auf 96,27 Dollar. Das Entgelt für ein Barrel der europäischen Referenzsorte Brent zur Lieferung im Oktober stieg dagegen um 0,1 Prozent oder 0,10 Dollar auf 115,01 Dollar, allerdings wurde Brent temporär deutlich höher gehandelt. "Jeder Widerstand gegen Stimuli drückt den Ölpreis", konstatierte ein Händler. Der Goldpreis legte wie bereits am Vortag signifikant zu und bewegte sich stramm Richtung 1.700 Dollar die Feinunze. Am Abend kostete das Edelmetall 1.670 Dollar je Feinunze. Hier stützten weiterhin Inflationssorgen - ausgelöst von der Spekulation auf geldpolitische Maßnahmen der Fed. Davon profitierte auch der Euro, der seine Vortagesrally etwas ausbaute und bei 1,2564 Dollar gehandelt wurde.

Auf Unternehmensseite standen die Aktien von Hewlett-Packard im Blick. Der Computerhersteller hat für das zweite Quartal wegen milliardenschwerer Abschreibungen einen Rekordverlust ausgewiesen. Eine Trendwende im schwierigen PC-Geschäft ist vorerst nicht in Sicht. Der Umsatz sank wie schon in den Vorquartalen, diesmal um fünf Prozent. Die Aktie fiel um 8,2 Prozent. Die Titel des Flugzeugbauers Boeing verloren 3,4 Prozent, nachdem die australische Fluglinie Qantas die Bestellung von 35 Maschinen zum Listenpreis von insgesamt 8,5 Milliarden Dollar storniert hatte.

Ebenfalls bergab ging es mit den Aktien von Guess, die um 22,7 Prozent einbrachen. Der Bekleidungshersteller nahm seinen Gewinnausblick für das Gesamtjahr nach unten und lag damit unter den Konsensschätzungen. Die Papiere von Big Lots stürzten um 20,8 Prozent ab, der Finanzdienstleister verfehlte im zweiten Quartal die Marktprognosen und senkte die Jahreszielsetzung. Gegen den allgemeinen Negativtrend schnellten die Anteilsscheine von Hain Celestial um 19,1 Prozent empor. Die Lebensmittelanbieter übertraf mit Viertquartalszahlen und Ausblick die Markterwartungen.

Kontakt zum Autor: florian.faust@dowjones.com
DJG/DJN/flf

Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 12:10 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]