Alt 27.06.12, 13:57
Standard Abwartende Haltung vor EU-Gipfel
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Im Vorfeld des möglicherweise richtungsweisenden EU-Gipfels dürfte an Wall Street die Zurückhaltung dominieren. Die Erwartungen seien mittlerweile allerdings auf ein Minimum geschrumpft. Doch da kaum jemand mit einem Befreiungsschlag in der Eurozone-Schuldenkrise rechnet, gibt es auch positives Überraschungspotenzial. Auch die weiter auf einem hohen Niveau liegenden Renditen spanischer und italienischer Anleihen zeigen, dass von einer Entspannung keine Rede sein kann. Aktuell steigt der Terminkontrakt auf den S&P-500 um 0,2 Prozent, der auf den Nasdaq-100 legt um 0,1 Prozent zu.

Die vorbörslich veröffentlichten US-Konjunkturdaten dürften ohne Auswirkungen bleiben. Als gut, aber nicht geeignet für einen nachhaltigen Kursanstieg bewerten Marktteilnehmer die Daten. Der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter ist um 1,1 Prozent gestiegen und damit deutlich stärker als erwartet. Im weiteren Verlauf werden noch die ausstehenden Hausverkäufe für den Monat Mai bekannt gegeben. Es werde mit Spannung darauf geschaut, ob sich die jüngste positive Entwicklung am US-Immobilienmarkt fortsetzt.

Doch alles wird vom anstehenden EU-Gipfel überlagert. Und hier haben sich vor dem Beginn die Positionen der einzelnen Staaten zunehmend verhärtet. So hat Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer Regierungserklärung ihren entschiedenen Widerstand gegen zentrale Reformvorschläge der EU-Spitze angekündigt. Sie kritisierte die Überlegungen zu einer gemeinsamen Schuldenaufnahme und -tilgung der Mitgliedsstaaten, die in einem Reformkonzept von EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy enthalten sind. In diesem Papier stünden Haftung und Kontrolle "in einem klaren Missverhältnis". Derweil hat der italienische Premier Mario Monti mit seinem Rücktritt gedroht, sollte es bei dem Thema der gemeinschaftlichen Haftung für die Schulden in der Eurozone keine deutlichen Fortschritte geben. "Die Märkte haben in der Zwischenzeit die Hoffnung an den Gipfel aufgegeben", fasst ein Analyst die Situation zusammen.

Auch der sichere Hafen der US-Anleihen zeigt sich abwartend. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen notiert kaum verändert bei 1,63 Prozent. Nach den jüngsten deutlichen Aufschlägen gebe es allerdings auch Anzeichen für einen Rückgang des Interesses durch internationale Investoren, merkt Barclays an. Für einen Impuls könnte im Verlauf die Auktion fünfjähriger Notes im Volumen von 35 Milliarden Dollar sorgen.

Am Devisenmarkt verläuft die Entwicklung ähnlich wie an den Börsen; der Euro bewegt sich in einer engen Spanne knapp unter 1,25 Dollar volatil seitwärts. Nach oben dürfte beim Wochenhoch von 1,2530 US-Dollar Schluss sein, erwartet Devisenexperte Christopher Vecchio von DailyFX. Eine Unterstützung sieht er im Bereich 1,2480 bis 1,2440 Dollar. Auch der Ölpreis tritt auf der Stelle und notiert um das Settlement vom Vortag. Aktuell kostet ein Barrel Leichtöl der Sorte WTI 79,82 Dollar. Die wöchentlichen Rohöl-Lagerbestandsdaten könnten hier zur Wochenmitte für Bewegung sorgen.

Bei den Einzelwerten dürften Microsoft im Blickpunkt stehen. Der US-Softwarekonzern hat mit seiner Berufungsklage gegen ein Bußgeld der Europäischen Union von knapp 900 Millionen Euro nur einen kleinen Erfolg erzielt. Europas zweithöchstes Gericht reduzierte die Strafe zwar auf 860 Millionen Euro, lehnte aber alle von Microsoft vorgebrachten Argumente ab. Die Microsoft-Aktie gewinnt vorbörslich 0,3 Prozent.

Besser gelaufen ist es dagegen für Apple. Im Rechtsstreit um Design-Patente zwischen Apple und Samsung geht der nächste Punktsieg an den US-Konzern. Ein US-Bezirksgericht in Kalifornien erließ eine einstweilige Verfügung gegen die Herstellung und den Verkauf von Samsungs Tablet-PC Galaxy Tab 10.1 in den USA und gab damit einem Antrag von Apple statt. Die Aktie von Apple steigt um 0,5 Prozent.

Bristol-Myers Squibb hat sein Aktienrückkauf-Programm um 3 Milliarden Dollar erhöht. Die Aktie legt vor der Startglocke um 0,8 Prozent zu.

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