Alt 06.06.12, 23:01
Standard Beige Book und Vorgaben aus Europa beflügeln Aktien
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NEW YORK (Dow Jones) - Positive Vorgaben aus Europa und die Hoffnung auf neuerliche Wirtschaftsstimuli haben die US-Aktienmärkte am Mittwoch kräftig zulegen lassen. Die Aktienkurse bauten ihre Gewinne im späten Handel noch etwas aus, nachdem die US-Notenbank ihren Konjunkturbericht "Beige Book" veröffentlicht hatte. Demnach setzt die US-Wirtschaft ihre moderate Erholung fort.

Der Dow-Jones-Index (DJIA) gewann 2,4 Prozent auf 12.415 Punkte. Der S&P-500 stieg um 2,3 Prozent auf 1.315 Punkte. Der Nasdaq-Composite legte um 2,4 Prozent auf 2.845 Punkte zu. Das Umsatzvolumen war mit 0,86 (Dienstag: 0,71) Milliarden Aktien wieder etwas lebhafter. Dabei wurden 2.690 Kursgewinner gesehen, denen 377 -verlierer gegenüberstanden. Unverändert schlossen 73 Titel.

Aus dem "Beige Book" geht hervor, dass die wirtschaftlichen Aussichten der USA unverändert positiv sind. Allerdings sei der Optimismus der Befragten gedämpft. Eine Reihe von Unternehmen sei besorgt wegen der Krise in Europa, aber auch wegen der ungewissen politischen Aussichten in den USA.

Insgesamt sei der Bericht überraschend positiv ausgefallen, urteilten Volkswirte von TD Securities. Die dringende Notwendigkeit einer neuerlichen quantitativen Lockerung der US-Geldpolitik lasse sich daraus nicht ableiten, sagte David Adler, Leitender Bond-Stratege bei CRT Capital. Das von vielen Marktteilnehmern ersehnte "Quantitative Easing 3" scheint damit vorerst vom Tisch.

Zunächst aber verdankten die Aktienmärkte ihre Kursgewinne dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi. Seine Aussagen im Anschluss an die Zinssitzung der EZB hatten Hoffnungen geweckt, dass die Politik sich entschlossener um eine Lösung der Schuldenkrise in der Eurozone bemühen werde. Den Leitzins ließ die EZB erwartungsgemäß unverändert. Einige Mitglieder des EZB-Rats hätten sich aber für eine Zinssenkung ausgesprochen, sagte Draghi. Er gab zwar keine Hinweise darauf, dass die EZB Maßnahmen zur Bekämpfung der Krise ergreifen werde, sagte aber, dass sich die Politik um eine Lösung bemühe und die Märkte dieses Bemühen unterschätzten.

Die EZB wolle der Politik nicht vorgreifen, kommentierte Josh Feinman von der Deutsche-Bank-Tochter DB Advisors die Aussagen des EZB-Präsidenten. Wenn sich aber die Politiker in der Frage einer fiskalischen Integration annäherten, hätte auch die Zentralbank mehr Spielraum und könnte zum Beispiel die Zinsen senken.

Ein US-Notenbanker brachte unterdessen die Möglichkeit neuerlicher Konjunkturstimuli ins Spiel: Dennis Lockhart, Präsident der Federal Reserve of Atlanta, sagte, geldpolitische Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft müssten erwogen werden, falls sich ein moderates Wachstum der US-Konjunktur als nicht mehr realistisch erweisen sollte.

Die Konjunkturdaten des Tages fanden kaum Beachtung, auch wenn sie geeignet waren, Zweifel an einer Erholung der Wirtschaft zu nähren. In den USA wurden die Daten zur Produktivität im ersten Quartal nach unten revidiert, und in Europa enttäuschten die Produktion im deutschen produzierenden Gewerbe und die spanische Industrieproduktion.

Die Risikofreude der Anleger half dem Euro über die Marke von 1,25 US-Dollar. Im späten US-Geschäft notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,2574 Dollar.

Auch der Ölpreis legte zu, obwohl die USA nach wie vor auf großen Ölvorräten sitzen, wie Daten des Energieministeriums zeigten. Stützend wirkte hier die Angst vor einem Ausfall iranischer Öllieferungen. Die Verhandlungen zwischen Iran und der Europäischen Union im Atomstreit scheinen sich zu verzögern, was Zweifel an ihrem Erfolg geweckt hat. Der Juli-Kontrakt auf ein Barrel Leichtöl der Sorte WTI stieg an der New Yorker Rohstoffbörse Nymex um 0,9 Prozent bzw 0,73 US-Dollar auf 85,02 Dollar. An der ICE legte die europäische Referenzsorte Brent um 1,8 Prozent bzw 1,80 Dollar auf 100,64 Dollar zu. Verlierer war der Anleihemarkt, wo die Rendite zehnjähriger US-Treasurys im Zuge sinkender Kurse auf 1,66 Prozent stieg.

Am Aktienmarkt waren besonders die Sektoren Rohstoffe, Energie und Finanzen gesucht, die in den vergangenen Wochen stärker als andere Segmente unter der Angst vor einer Konjunkturschwäche gelitten hatten. Aktien von Bauunternehmen profitierten von guten Quartalszahlen, die das auf Eigenheime spezialisierte Unternehmen Hovnanian Enterprises vorgelegt hatte. Hovnanian glaubt, dass die von der Immobilienkrise gebeutelte Branche sich in einem frühen Erholungsstadium befindet. Hovnanian sprangen um 18,2 Prozent auf 2,01 Dollar und Pulte Group um 7,4 Prozent auf 8,76 Dollar.

Merck & Co (+1,1 Prozent auf 37,90 Dollar) tendierten schwächer als der Markt. Die US-Gesundheitsbehörde hat eine zusätzliche Indikation des Krebsmedikaments Ridaforolimus zunächst abgelehnt und zusätzliche Tests gefordert.

Home Depot gewannen 3,4 Prozent auf 50,60 Dollar, nachdem sich die Baumarktkette höhere langfristige Ertragsziele gesetzt hatte. UnitedHealth Group (+2,9 Prozent auf 57,65 Dollar) profitierten davon, dass das Unternehmen seine Quartalsdividende um 31 Prozent erhöht und den Rückkauf von 110 Millionen Aktien angekündigt hat.

Die Aktien von Hartford Financial, an der die Allianz AG beteiligt ist, rückten um 5,3 Prozent auf 17,16 Dollar vor. Hartford-CFO Chris Swift hatte während der S&P-Versicherungskonferenz in New York von positiven Trends bei den Prämien berichtet und die Aussichten für das kommende Jahr als gut bezeichnet.

Eine Gewinnwarnung ließ Halliburton um 3,5 Prozent auf 28,10 Dollar fallen. Der Konzern, der unter anderem als Zulieferer für die Erdölindustrie tätig ist, hatte eine Gewinnwarnung für das zweite Quartal gegeben. Gewinnwarnungen bescherten auch den Aktien des Matratzenherstellers Tempur-Pedic International (-48,7 Prozent auf 22,39 Dollar) und des Bettwarenhändlers Mattress Firm (-20,7 Prozent auf 28,00 Dollar) heftige Verluste.

Die seit dem Börsengang vor rund zwei Wochen gebeutelte Facebook-Aktie machte endlich einmal Boden gut und gewann 3,6 Prozent auf 26,81 Dollar. Damit liegt sie aber immer noch weit unter dem Ausgabekurs von 38 Dollar. Die Technologiebörse Nasdaq will Broker für einen Teil der Verluste entschädigen, die sie aufgrund technischer Probleme beim Börsengang des sozialen Netzwerks erlitten hatten.

DJG/DJN/cln

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