Alt 10.04.12, 21:31
Standard Sorge um Eurozone-Schuldenkrise belastet die Kurse
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NEW YORK (Dow Jones) - Befürchtungen um eine erneute Verschärfung der Schuldenkrise in der Eurozone haben am Dienstag die US-Aktienmärkte belastet und für deutliche Abgaben gesorgt. Damit zerschlugen sich die Hoffnungen auf eine Erholung von den Vortagesverlusten, als der überraschend schwache US-Arbeitsmarktbericht belastet hatte. Zudem ließen die Investoren vor den Zahlen von Alcoa für das erste Quartal, die nach US-Handelsschluss veröffentlicht wurden, Vorsicht walten. Der Dow-Jones-Index verlor 1,7 Prozent auf 12.716 Punkte, der S&P-500 gab um 1,7 Prozent auf 1.359 Punkte nach. Es war bereits der fünfte Handelstag in Folge mit Kursverlusten und der größte Tagesverlust in diesem Jahr. Umgesetzt wurden dabei rund 0,97 (Montag: 0,72) Milliarden Aktien. Dabei standen den lediglich 461 Kursgewinnern 2.610 -verlierer gegenüber, während 76 Titel unverändert schlossen.

Die Schuldenkrise in der Eurozone ist wieder in den Fokus der Märkte gerückt und sorgte vor allem an den europäischen Aktienmärkten für fallende Kurse. Besonders hoch war das Minus mit fünf Prozent an der Börse in Mailand. Auch in Madrid rutschte der Leitindex IBEX um 3 Prozent auf den niedrigsten Stand sei mehr als drei Jahren ab. Nach einer schwach nachgefragten Auktion spanischer Staatsanleihen in der vergangenen Woche haben sich die Zweifel an der Refinanzierungsfähigkeit der Länder in der Eurozone-Peripherie wieder verstärkt.

Am Mittwoch und Donnerstag stehen größere Versteigerungen italienischer Schuldtitel auf dem Programm. Dann wird sich zeigen, welchen Preis Investoren für den Kauf der Schuldtitel fordern. Hohe Zinsen würden das Land stärker unter Druck setzen. An den europäischen Kreditmärkten stiegen die Kosten für eine Absicherung gegen eine Pleite Italiens auf den höchsten Stand seit Ende Januar. Die so genannten "Spreads" auf spanische Anleihen schlossen sogar auf dem höchsten Stand seit Ende November.

Ein weiterer Grund für die schlechte Stimmung in Europa waren die US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag. Aufgrund der Osterfeiertage zeigte sich erst am Berichtstag eine Reaktion. Auch der stärker als erwartete Anstieg der Verbraucherpreise im März in China beunruhigte. Der Handelsbilanzüberschuss von 5,4 Milliarden Dollar, den China im März eingefahren hat, gefiel auch nur auf den ersten Blick. Letztlich sei der Positivsaldo maßgeblich durch rückläufige Importe entstanden, monierte Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz.

Die als sichere Häfen geltenden deutschen Bund-Futures zogen hingegen deutlich an und markierten im Verlauf ein neues Kontrakthoch. Und auch die US-Anleihen zeigten sich vor dem Hintergrund der steigenden Konjunktursorgen erneut mit Aufschlägen. So fiel die Rendite der zehnjährigen Titel wieder unter 2 Prozent. Bei der Auktion dreijähriger Notes durch das US-Schatzamt stiegen zudem die indirekten Gebote, ein Gradmesser für das Interesse ausländischer Investoren, auf den höchsten Stand seit August. Händler sprachen von ersten Auswirkungen der wieder gestiegenen Sorgen bezüglich der Eurozone-Schuldenkrise. Nach dem überraschend schwachen US-Arbeitsmarktbericht stiegen zudem weiter die Hoffnungen, dass die US-Notenbank noch eine dritte Runde der quantitativen Lockerung einläuten wird.

Kaum Bewegung gab es beim Euro, gegenüber dem Dollar dümpelte die Gemeinschaftswährung weiter in der Spanne von 1,30 bis 1,3150 Dollar. Im Fokus des Marktes steht derzeit ohnehin die Entwicklung des Schweizer Franken zum Euro. Die Schweizerische Nationalbank hat zum Schutz der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft angekündigt, einen Wechselkurs von 1,20 Schweizer Franken zu verteidigen.

Der Ölpreis setzte seine Abgaben fort. Der Mai-Kontrakt notierte zum Settlement auf dem niedrigsten Stand seit Mitte Februar. Vor allem die gesunkenen Importe von Rohöl in China belasteten. "Der Markt schaut derzeit gebannt auf China und eine sinkende Nachfrage schlägt sich sofort auf den Ölpreis durch", sagte ein Händler. China ist der weltweit zweitgrößte Öl-Konsument.

Die Alcoa-Aktie war einer der schwächsten Wert im Dow-Jones-Index und reduzierte sich um 2,9 Prozent. "Alcoa ist Konjunktur, und Konjunktur wurde heute verkauft", so ein Händler. Die Aktie des Aluminium-Konzerns, der traditionell die US-Berichtssaison eröffnet fiel mit einem Tagestief von 9,31 Dollar auf den niedrigsten Stand seit drei Monaten. Hinter Alcoa gaben auch Caterpillar, Exxon Mobile, United Technologies und General Electric stärker nach, alles überdurchschnittlich konjunkturabhängige Aktien. Auch die Bankenwerte zeigten sich mit Abgaben. Hier verloren J.P.Morgan 2,1 Prozent und Bank of America gaben um 4,4 Prozent nach.

Analysten rechnen für das erste Quartal mit dem geringsten Wachstum im Jahresvergleich seit der Finanzkrise. "Sollten die Zahlen der Unternehmen enttäuschend ausfallen, dann haben wir den perfekten Sturm für den Markt", sagte ein Händler. Angesichts des jüngsten starken Anstiegs der Kurse könnte es dann zu einem Rückschlag kommen. Mit J.P.Morgan, Google und Wells Fargo stehen im Wochenverlauf noch weitere Prüfsteine für die anlaufende Berichtssaison auf der Agenda. Die am Berichtstag veröffentlichten Lagerbestände im US-Großhandel sind im Februar deutlich stärker gestiegen als erwartet und belasteten die Kurse ebenfalls.

DJG/ros

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