Alt 21.05.10, 16:20
Standard Bund-Future: Marktturbulenzen verhelfen zum Allzeithoch
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In den vergangenen Tagen verlief der Handel an den Finanzmärkten weiterhin turbulent. Die Sorgen um die Euro-Schwäche, der Alleingang Deutschlands bei der Finanzmarktregulierung, die schwachen US-Daten – sie alle sorgten für einen Kursrutsch bei den Aktien und im Gegenzug für steigende Anleihenmärkte.

Zum Wochenauftakt enttäuschte der amerikanische Empire State-Index im Mai mit einem Rückgang um 12,8 auf 19,1 Punkte. Damit notiert der Einkaufsmanagerindex aber immer noch deutlich im expansiven Bereich. Der NAHB-Hausmarktindex konnte im Mai stärker als erwartet auf 22 Indexpunkte zulegen. Die Expansionsmarke liegt hier allerdings bei 50 Punkten. Per Saldo legte der Bund-Future am Montag leicht zu.

Der am Dienstag veröffentlichte ZEW Konjunkturindex hat sich wie erwartet eingetrübt und ist im Mai leicht zurückgegangen. Mit 45,8 Punkten liegt der Wert jedoch immer noch deutlich über dem historischen Mittelwert von 27,4 Punkten. Das Meinungsbild wurde insbesondere durch den „EU-Rettungsschirm“ belastet, wenngleich nach wie vor eine positive Konjunkturerwartung vorherrscht. Am Nachmittag sorgte die Meldung der BaFin, wonach Leerverkäufe auf bestimmte Finanztitel verboten werden, für einen weiteren Schub am Anleihenmarkt. Vor allem Staatsanleihen aus Griechenland konnten von der Entscheidung der Bundesregierung profitieren.

Am Mittwoch hielt die Sorge um den Euro an und dieser fiel gegenüber dem US-Dollar auf ein neues Vierjahrestief. „Die Verunsicherung am Markt kam einmal mehr den Anleihen zugute“, so Sabine Traub, Leiterin des Stuttgarter Anleihenhandels. Zu guter Letzt kam noch eine Überraschung aus den USA hinzu: Erstmals seit 1955 sind die Verbraucherpreise gegenüber dem Vormonat gesunken. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,1 Prozent, tatsächlich aber sind die Preise um 0,1 Prozent gefallen. Die sinkenden Preise im Energiesektor werden insbesondere als Ursache für diesen Preisrückgang verantwortlich gemacht. Viele Anbieter scheuen sich angesichts einer schwachen Nachfrage ihre Preise zu erhöhen. „Die Befürchtungen einer baldigen Zinserhöhung sind damit weiter aus dem Markt gewichen“, erklärt die Expertin.

Am Donnerstag profitierte der Bund-Future von der Talfahrt des DAX und der anhaltenden Nervosität am Aktienmarkt. Zahlreiche Anleger flüchteten in Bundesanleihen, welche im Laufe des Tages ein neues Allzeithoch verbuchen konnten. Profitieren konnte der Anleihenmarkt außerdem von der Veröffentlichung der detaillierten BIP-Zahlen aus Deutschland: So ist der private Verbrauch im 1. Quartal dieses Jahres mit 0,8% stärker zurückgegangen als erwartet. Die wöchentlichen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe waren höher als erwartet und sorgten für einen Dämpfer. Insgesamt meldeten 471.000 Menschen in der Woche zum 15. Mai zum ersten Mal Ansprüche auf Arbeitslosengeld an. Das sind 25.000 mehr als in der vorangegangenen Woche. Analysten hatten dagegen mit einem Rückgang auf 440.000 gerechnet.

Auch zum Wochenausklang waren Anleihen begehrt und das Anleihenbarometer legt weiter zu.

Anlegertrends: EU-Hilfepaket beflügelt Griechenland-Anleihen

Regelrechte Freudensprünge vollzogen die Anleihen Griechenlands zu Wochenbeginn und konnten je nach Laufzeit circa 20 Prozentpunkte zulegen. „Mit dem Rettungsschirm und dem Rettungspaket ist nach Ansicht der Marktteilnehmer die Wahrscheinlichkeit zurückgegangen, dass griechische Anleihen nicht oder nicht vollständig zurückbezahlt werden. Dementsprechend sind die Risikoaufschläge stark zurückgegangen“, so Sabine Traub. An der Stuttgarter Börse nutzten einige Anleger das Niveau für Verkäufe.

Über die Turbulenzen im Handel mit griechischen Anleihen und weitere spannende Themen berichtet die Rentenexpertin Sabine Traub auch im wöchentlichen Anleiheninterview bei Börse Stuttgart TV.

Börse Stuttgart TV – Interview hier abrufbar:

https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=3694

Auch den Kursen spanischer und portugiesischer Anleihen war die Erleichterung über den Rettungsschirm ablesen. Sie konnten zum Wochenstart leicht zulegen, hatten aber verglichen mit griechischen Papieren, auch zuvor keine so großen Verluste erlitten. Im weiteren Wochenverlauf gab Portugal die Emission einer neuen Anleihe bekannt, die sich positiver Resonanz erfreute und achtfach überzeichnet war.

Mit den Turbulenzen an den Finanzmärkten litten Unternehmensanleihen gegen Ende vergangener Woche unter der geringen Kaufbereitschaft der Marktteilnehmer. Durch den Verkäuferüberhang gerieten die Kurse massiv unter Druck. Zu Wochenbeginn wurden sie aber auch von der allgemeinen Euphorie angesteckt und schossen regelrecht nach oben. „Im weiteren Wochenverlauf normalisierte sich der Handel wieder“, erklärte die Rentenhändlerin Claudia Smetko.

Fremdwährungsanleihen sind in der Gunst der Anleger gestiegen und wurden in den vergangenen Tagen rege gekauft. „Insbesondere Anleihen in Australischem Dollar, Neuseeländischem Dollar, Kanadischem Dollar und Norwegischen Kronen waren bei den Anlegern begehrt“, berichtet Claudia Smetko. „Dies liegt unter anderem daran, dass einige Länder bereits die Leitzinsen erhöht haben und Anleger die erniedrigten Kurse zum Einstieg nutzen. Offenbar rechnen die Investoren aber auch mit einem schwachen Euro und investieren in alternative Währungen“, so die Expertin weiter.

In einer schwachen Emissionswoche wurde am Mittwoch eine Bundesschatzanweisung mit einer Verzinsung von 0,5 Prozent emittiert. Die kleinste handelbare Einheit beträgt 0,01 Euro und läuft bis 15.06.2012 (WKN: 113730)

Quelle: boerse-stuttgart AG
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