Alt 14.07.15, 12:04
Standard Griechenlandrettung treibt Kurse - Skepsis in China
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - An den ostasiatischen Börsen hat sich am Dienstag nach der Abwendung einer unmittelbaren Staatspleite Griechenlands Optimismus breitgemacht. Die meisten Börsen hatten am Vortag nicht mehr auf die Einigung in Brüssel reagieren können. Allerdings spielte ausgerechnet China nach einer zuletzt dreitägigen Erholungsrally in Schanghai nicht mit. Dort kochten Sorgen über die Nachhaltigkeit der staatlich initiierten Erholung der Aktienkurse hoch, womit Peking ein Überschwappen auf die ohnehin schwache Realwirtschaft verhindern wollte.

Der Schanghai-Composite verlor 1,1 Prozent auf 3.926 Punkte bei einer wieder einmal sehr großen Schwankungsbreite vom Tageshoch bei 4.038 zum Tagestief bei 3.855 von 4,4 Prozent. Die Börse in Hongkong gab etwas weniger deutlich nach, geriet aber ebenfalls in den Abwärtssog. Immerhin hielten sich Shenzhen und das zuletzt ebenfalls arg gebeutelte und viel beachtete Marktsegment ChiNext klar im Plus. "Nach der kräftigen Erholung von Donnerstag bis Montag dürften sich die Behörden mit Stützungsmaßnahmen bis auf Weiteres zurückhalten", sagte ein Analyst.

In Tokio stieg der Nikkei-225 um 1,5 Prozent auf 20.385 Punkte. Der eigentliche Rückenwind kam vom Devisenmarkt, wo der Yen als typische Fluchtwährung in unsicheren Zeiten nicht gesucht war und deutlich nachgab. Das wiederum verbessert die Wettbewerbsfähigkeit der japanischen Exportwirtschaft. Mit der Griechenlandeinigung hatte der Dollar bereits am Vortag nach Börsenschluss deutlich angezogen. Zuletzt ging der Greenback mit 123,30 Yen um - vor den Schlagzeilen aus Brüssel war es rund ein Yen weniger gewesen.

"All dieser Rummel über die griechische Tragödie ist gleich zu Handelsbeginn über Bord gegangen. (...) Anleger können sich nun wieder den Unternehmensergebnissen widmen", sagte Aktienstratege Nicholas Smith von CLSA. Während das inländische Geschäft in Japan recht ordentlich laufe, mache die Entwicklung in China, aber auch den USA Sorgen, ergänzte er.

Auch in Sydney feierten Anleger das vermeintliche Ende des griechischen Schuldendramas. Gestützt wurde der Markt von den Schwergewichten aus dem Bergbausektor. BHP Billiton und Rio Tinto gewannen 2,6 bzw. 3,0 Prozent. In Tokio verloren Sony dagegen 1,2 Prozent. Das Elektronikunternehmen hatte 440 Milliarden Yen über eine Aktienplatzierung und eine Wendelanleihe erlöst. Die Aktien wurden mit einem Abschlag von 3 Prozent auf den Vortagesschluss am Markt untergebracht.

Tokyo Electron legten um 4,5 Prozent zu. Der Halbleiterkonzern hatte jüngst seine Ausschüttungsquote erhöht, nun hagelte es positive Analysteneinschätzungen. Die Wettbewerberpapiere von Disco zogen um 4,7 Prozent an, nachdem Berichte einen deutlichen Gewinnsprung in Aussicht gestellt hatten. Beflügelt wurden die Branchenwerte auch von Kreisemeldungen, wonach der staatliche Chipdesigner Tsinghua Unigroup aus China den US-Speicherchiphersteller Micron übernehmen will.

"Es darf keine Zweifel daran geben, dass die jüngste Erholung eine äußerst künstliche war. Mit einer echten Nachfrage hatte dies nichts zu tun. Die Kernfrage lautet, was wird passieren, wenn der Markt erneut unter Druck gerät", warnte Chefvolkswirtin Alicia Garcia Herrero für die Region Asien-Pazifik von Natixis mit Blick auf die chinesischen Börsen. Offizielle Stellen hätten zur Stützung des Marktes in den vergangenen Tagen schwere Geschütze aufgefahren, die offenbar kurzfristig Erfolge gezeigt hätten. Doch noch immer waren 795 Aktien von Unternehmen aus dem chinesischen Kernland vom Handel ausgesetzt - und damit rund ein Drittel aller in Schanghai gelisteten Titel.

Die chinesischen Regulierungsbehörden verschärften unterdessen die Prüfung von kreditfinanzierten Aktienkäufen außerhalb der genehmigten Pfade. In diesem Zusammenhang wurden Vertreter der Behörde bei Hundsun Technologies vorstellig. Das Unternehmen, an dem Alibaba-Gründer Jack Ma indirekt beteiligt ist, stellt technische Lösungen zur Finanzierung von Wertpapiergeschäften zur Verfügung. Hundsun wird vorgeworfen, an den jüngsten Marktverwerfungen beteiligt gewesen zu sein.

Der Ölpreis gab angesichts der offenbar geglückten Einigung bei den Atomverhandlungen zwischen dem Iran und der internationalen Verhandlungsdelegation weiter nach. Sollten die Sanktionen gegen die Perser fallen, will der Iran die Ölexporte verdoppeln. Die global gehandelte Ölsorte Brent verbilligte sich um 1,6 Prozent auf 56,89 US-Dollar. Der Goldpreis neigte zur Schwäche, zeigte sich aber letztlich weiter wenig verändert bei 1.155 Dollar.

Mitarbeit: Gregor Stuart Hunter und Brad Frischkorn

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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