Alt 07.07.15, 10:38
Standard Aktienkurse in China schon wieder auf Talfahrt
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SCHANGHAI/TOKIO (Dow Jones) - Die jüngsten Maßnahmen der Regierung in Peking und der chinesischen Notenbank zur Stabilisierung des Aktienmarkts sind am Dienstag schon wieder verpufft. Konnte sich der Markt am Montag nach erneut heftigen Schwankungen noch etwas stabilisieren, ging es am Dienstag mit den Kursen in Schanghai und Shenzhen wieder abwärts. Am Markt dominierten Zweifel, ob Peking mit den eingeleiteten Maßnahmen auf längere Sicht erfolgreich sein wird.

Der Shanghai-Composite kam mit einem Minus von 1,3 Prozent auf 3.728 Punkte noch glimpflich davon, an der Börse in Shenzhen brachen die Indizes dagegen um über 5 Prozent ein. In Schanghai war es bereits das vierte Tagesminus in den vergangenen fünf Handelstagen. An der Nachbarbörse in Hongkong ging es nach dem kräftigen Vortagesminus und anfänglichen Gewinnen um ein weiteres Prozent abwärts.

An den anderen Plätzen der Region war die Tendenz uneinheitlich. In Tokio und Sydney sprachen Händler von einer Erholung nach dem Griechenlandschreck. Selbst die europäischen Börsen hätten das überraschend negativ ausgefallene Referendum zunächst ohne größeren Schaden weggesteckt, hieß es. Viele Anleger setzten außerdem darauf, dass ein Grexit irgendwie noch verhindert werden könne bzw. es zu keiner Ansteckung anderer Euroländer kommen werde. In Tokio gewann der Nikkei-Index 1,3 Prozent auf 20.376 Punkte. In Sydney ging es kräftig nach oben um 1,9 Prozent. Händler sprachen von Käufen auf breiter Front. Tagesfavoriten seinen Bankenaktien gewesen, aber selbst Ölwerte seien gekauft worden, trotz des jüngsten Ölpreisrückgangs.

Ohne Impuls blieb die Entscheidung der australischen Notenbank, die Leitzinsen unverändert zu lassen. Dies war mehrheitlich so erwartet worden.

An den chinesischen Börsen sollen Marktteilnehmern zufolge erneut Nachschusspflichten für kreditfinanzierte Aktiengeschäfte Auslöser der Kursschwäche gewesen sein. "Der Druck, der von den 'Margin Calls' ausgeht, ist weiter hoch", berichtete Analyst Qian Qimin von Shenyin Wanguo Securities. Nomura befürchtet, dass der derzeitige Bereinigungsprozess in Schanghai noch einige Wochen dauern wird. Die Analysten von Julius Bär glauben zwar auch, dass eine Bodenbildung einige Zeit brauchen wird, sie sehen den Markt aber inzwischen auf einem Niveau, auf dem sich allmählich Kaufgelegenheiten ergäben.

"Eine Menge Munition ist jetzt schon verschossen. Wie viele Zinssenkungen sind noch möglich?", fragt dagegen Arthur Kwong von BNP Paribas Investment Partners. Er glaubt nicht an eine nachhaltige Erholung der Kurse. Andere Teilnehmer fühlen sich von den jüngsten Maßnahmen Pekings dagegen ermutigt. "Die chinesische Geld- und Fiskalpolitik kombiniert mit weiteren Reformen dürften die (Festlands-) A-Aktien 2016 auf neue Hochs treiben", glaubt beispielsweise Research-Experte Raymond So von CCB International Securities.

Schon die Erholung der Aktienkurse in China am Montag war nicht überzeugend ausgefallen. Trotz des Plus' des Shanghai-Composite schloss die Mehrheit der Einzelaktien im Minus. Hintergrund dürfte sein, dass Maklerfirmen am Wochenende zugesagt hatten, 19,3 Milliarden Dollar zu investieren, falls der Index unter 4.500 Punkte fällt. Diese Investitionen dürften aber vor allem Aktienmarktschwergewichten gegolten haben.

Marktteilnehmer in Tokio sprachen unterdessen von Schnäppchenkäufen. Japan sei kaum in Griechenland engagiert, der Nikkei-Index habe aber trotzdem nachgegeben im Zuge der Krise um Hellas. Weil die Fundamentaldaten der Unternehmen aber gut seien und der Nikkei-Index bei 20.000 Punkten gut unterstützt aussehe, ergäben sich nun Kaufgelegenheiten, so Anlageexperte Norihiro Fujito von Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities.

Skeptischer äußerte sich Markttechniker Yutaka Miura von Mizuho Securities. "Aktien sind zwar billiger und attraktiver, aber die Lage in Griechenland ist unwägbar ..... und die Spannungen dürften bleiben. Das macht Aktienkäufe riskant."

Gesucht waren bei den Einzelwerten Schwergewichte wie Fast Retailing, KDDI und SoftBank, die zwischen 1,2 und 2,8 Prozent zulegten. Die beiden letzteren profitierten von positiven Analystenkommentaren von Nomura Securities.

Tokio Marine gewannen 2,7 Prozent nach einer höheren Gewinnschätzung von J.P. Morgan für den Versicherer. Mazda Motor verbesserten sich dank einer Hochstufung des gleichen Analysehauses um 1,5 Prozent. Ölwerte in Japan gaben angesichts des Ölpreisrutsches vom Montag dagegen nach.

Am Dienstag stoppten die Ölpreise ihre jüngste Talfahrt allerdings zunächst. Nordseeöl der Sorte Brent kostete zuletzt 57,49 Dollar, verglichen mit Ständen unter 57 Dollar im späten US-Geschäft des Vortages. Dort waren die Ölpreise massiv eingebrochen, unter anderem belastet vom globalen Überangebot und der Sorge, dass möglicherweise der Iran seine Exporte verdoppeln wird, sollten die Sanktionen gegen das Land fallengelassen werden.

Fluglinienaktien profitierten in der gesamten Region von den gesunkenen Ölpreisen. Qantas Airways sprangen um fast 8 Prozent nach oben, in Tokio stiegen Japan Air Lines und All Nippon Airways um bis zu 3 Prozent. Cathay Pacific legten in Hongkong um 1,4 Prozent zu.

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