Alt 13.09.13, 10:13
Standard Klinik-Deal in nachgebendem Markt im Fokus
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An den europäischen Aktienmärkten setzt sich die Verschnaufpause zum Wochenausklang fort. Angesichts der in der kommenden Woche erwarteten Ankündigung der US-Notenbank, ihre expansive Geldpolitik etwas zu drosseln, macht sich zunehmende Zurückhaltung bemerkbar - zumal nach den jüngsten kräftigen Kursgewinnen. Der DAX fällt um 0,2 Prozent auf 8.476 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,2 Prozent auf 2.857 Punkte nach.

"Die beste Phase scheint hinter uns zu liegen", sagt ein Marktteilnehmer. Die Entspannung in der Syrien-Krise sei nun eingearbeitet, stattdessen träten die Sitzung der US-Notenbank mit dem erwarteten Schnitt bei den Anleihekäufen und die Bundestagswahl in den Vordergrund. Über den Tag hinaus könnte auch die US-Haushaltspolitik die Stimmung wieder belasten.

Thema des Tages ist Verkauf der meisten Krankenhäuser von Rhön-Klinikum an den Gesundheitskonzern Fresenius für mehr als 3 Milliarden Euro. Der Kurs von Rhön-Klinikum reagiert darauf mit einem Plus von 11 Prozent. "Das liegt allein an der geplanten Sonderdividende", kommentiert ein Händler die heftige Kursreaktion. Rhön will der Hauptversammlung einen Ausschüttungsvorschlag von bis zu 13,80 Euro je Aktie unterbreiten. Zudem könne es noch ein Aktienrückkaufprogramm geben.

Händler und Analysten zeigen sich erstaunt über das Geschäft, nachdem es Fresenius vor einiger Zeit nicht gelungen war, Rhön-Klinik komplett zu übernehmen. "Zum einen wirft das rechtliche Fragen auf, wie und ob so ein Verkauf durch die Hintertür eigentlich möglich ist", meint ein Händler. Schwer abzuschätzen sei, wie sich der Verkauf auf die Bewertung der beiden beteiligten Unternehmen auswirken werde.

Für Fresenius ist der Kauf Analysten zufolge sehr sinnvoll, weil das Unternehmen damit zum größten Klinikbetreiber in Europa aufsteige und damit sein Ziel erreicht habe. "Das ist das ursprüngliche Geschäftskonzept von Fresenius, der Gesamtkonzern ist darum gestrickt", sagt ein Analyst. Die Papiere von Fresenius gewinnen 4,5 Prozent.

Gar nicht gut kommen die Geschäftszahlen von Gerry Weber an, das Papier verliert 7,4 Prozent. "Schon wieder eine Prognosesenkung, das hatte man nicht erwartet", sagt ein Händler. Gerry Weber hat die Gewinnprognose für das Geschäftsjahr 2012/13 um rund 13 Prozent gesenkt. Da anderer Textilunternehmen zuletzt gute Zahlen geliefert hätten, sehe es aus, als hätte Gerry Weber ein strukturelles Problem, heißt es im Handel.

Mit einem Plus von 5,5 Prozent auf 91 Euro feiern die Aktionäre von Kabel Deutschland die gelungene Übernahme durch Vodafone. Vodafone teilte am Vorabend mit, die notwendige 75 Prozent-Mehrheit erreicht zu haben. Im Handel sorgt das Kursplus für Verwunderung. "Das sind 4,8 Prozent Prämie auf Übernahmepreis plus Dividende", sagt ein Händler. Sinn mache dies nur, wenn man auf eine Dividendenerhöhung oder irgendwelche Aktionen von "active shareholders" setze. Für beides gebe es jedoch keine Anzeichen.

Am Anleihemarkt steigt die zehnjährige US-Rendite wieder Richtung 3 Prozent, die der deutschen Bundesanleihe liegt wieder über 2 Prozent. Bei der Commerzbank heißt es, die US-Rendite könne schnell über 3,2 Prozent steigen, wenn die US-Notenbank in der kommenden Woche den Anfang vom Ende der Anleihekäufe beschließen sollte. Aktuell liegt sie bei 2,93 Prozent, nachdem sie am Donnerstag über weite Strecken noch unter 2,9 Prozent lag. Ein Auslöser der jüngsten Renditebewegung nach oben könnte sein, dass der Nachrichtenagentur Nikkei zufolge, US-Präsident Barack Obama den früheren Finanzminister Lawrence Summers zum nächsten US-Notenbankchef ernennen will. Wenn Summers zum neuen Fed-Chef ernannt werde, dürften die langfristigen US-Zinsen steigen, sagt Kengo Suzuki, Devisenstratege bei Mizuho Securities.

Unter anhaltendem Druck steht der Goldpreis, der bei 1.315 Dollar liegt. Noch Anfang der Woche hatte der Preis knapp unter 1.400 Dollar gelegen. Mit der Aussicht auf eine straffere Geldpolitik der US-Notenbank und der Entspannung im Syrienkonflikt wird Gold derzeit weder als Inflationsschutz noch als sicherer Hafen in Krisenzeiten stärker nachgefragt.

Kontakt zur Autorin: isabel.gomez@dowjones.com

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