Alt 19.07.12, 17:16
Standard Gute Zahlen verdrängen schwache Daten
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Gute Quartalsergebnisse von IBM und anderen Technologieunternehmen lassen am Donnerstag die Kurse an Wall Street steigen. Enttäuschende Daten vom Immobilienmarkt und vom Arbeitsmarkt der USA werden damit in den Hintergrund gedrängt. Auch der Index der Frühindikatoren fiel im Juni etwas stärker als erwartet. Der Philly-Fed-Index des Verarbeitenden Gewerbes ist im Juli zwar gestiegen, doch die Verbesserung blieb leicht hinter den Erwartungen zurück.

Der Dow-Jones-Index gewinnt 0,2 Prozent auf 12.934 Punkte. Damit nimmt der Index Kurs auf die Marke von 13.000 Punkten, die er letztmals Anfang Mai überwunden hatte. Der S&P-500 gewinnt 0,3 Prozent auf 1.376 Punkte und der technologielastige Nasdaq-Composite klettert um 0,8 Prozent auf 2.967 Punkte.

Einige Marktteilnehmer zeigen sich allerdings skeptisch. Denn bisher habe die aktuelle US-Berichtssaison nicht wirklich überzeugen können - weder bei den Zahlen noch bei den Ausblicken. Zudem müsse daran erinnert werden, dass die Erwartungen zuvor nicht besonders hoch waren, sagt ein Händler. Und schließlich habe erst vor zwei Tagen US-Notenbankpräsident Ben Bernanke darauf hingewiesen, dass der Zustand der US-Wirtschaft alles andere als gesund sei.

Die Analysten der Deutschen Bank weisen auf den Trend hin, dass die Gewinne steigen aber die Umsätze zurückgehen. Von den 25 Unternehmen aus dem S&P-500, die am Vortag Zahlen vorgelegt haben, hätten 68 Prozent die Gewinnerwartungen erfüllt, 28 Prozent nicht. Beim Umsatz schafften das nur 24 Prozent und 76 Prozent nicht. "Es ist zu früh zu generalisieren, aber es ist sicher ein Trend, den man beobachten sollte. Er könnte helfen zu verstehen, warum die Arbeitslosigkeit so hartnäckig hoch bleibt", so die Analysten.

"Durch die Bank schwächer, das ist schon eine kleine Enttäuschung", kommentiert ein Händler die aktuellen US-Konjunkturdaten. Sowohl die Frühindikatoren als auch der Philly-Fed-Index und die Hausverkäufe hätten die Erwartungen nicht erfüllt. "Nach den überraschend hohen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe nun auch ernüchternde Daten aus den Unternehmen und vom Immobilienmarkt", ergänzt der Händler. Allerdings würden dadurch die Spekulationen auf weitere geldpolitische Maßnahmen der US-Notenbank aufs neue geschürt.

Am Devisenmarkt belastet den Euro eine schwache Auktion von mittel- und langfristigen Anleihen aus Spanien. Während am Morgen noch Kurse von klar über 1,23 US-Dollar gehandelt wurden, liegt die Gemeinschaftswährung jetzt bei 1,2255 Dollar. Anleger sollten die Erwartung weiterer geldpolitischer Lockerungen durch die Fed ignorieren und in den Dollar gehen, rät der Chef eines der größten Währungs-Hedge-Fonds. Denn in den USA verlangsame sich zwar die Konjunktur, aber in Europa braue sich echtes Ungemach zusammen.

Der sichere Hafen der US-Anleihen profitiert von den enttäuschenden US-Konjunkturdaten. Doch die Gewinne fallen vergleichsweise bescheiden aus. Nach Ansicht der Analysten von RBS wird es für das lange Ende des Marktes immer schwieriger Aufschläge zu generieren. Die Rendite zehnjähriger Titel fällt auf 1,49 Prozent.

Steigende Sorgen bezüglich der Entwicklungen im Mittleren Osten sorgen für einen Anstieg des Ölpreises der Sorte WTI über die Marke von 91 Dollar. Grund sind die Anschuldigungen Israels an den Iran, für einen Anschlag in Bulgarien auf israelische Touristen verantwortlich zu sein. Der schon lange währende Konflikt zwischen den beiden Staaten hat den Ölpreis in der Vergangenheit immer wieder in die Höhe getrieben, sagt ein Teilnehmer. Ein Barrel der Sorte WTI kostet aktuell 91,78 Dollar, ein Plus von 2,1 Prozent zum Settlement des Vortages.

Bei den Unternehmenszahlen überzeugten am Vorabend zwei Technologie-Unternehmen. eBay meldete zum vierten Mal in Folge einen steigenden Quartalsgewinn, der Umsatz erhöhte sich um fast ein Viertel und die Markterwartungen wurden zudem übertroffen. Die Aktie des virtuellen Auktionshauses steigt um 8,3 Prozent.

Die Aktien von IBM klettern um 3,6 Prozent. Der Computerhersteller verdiente im abgelaufenen Quartal trotz niedrigerer Umsätze mehr und übertraf die Prognosen der Analysten. Erneut kam dem Konzern die Strategie zugute, sich auf höhermargige Geschäfte zu konzentrieren. Besonders gut kam am Markt die angehobene Jahresprognose für das Betriebsergebnis an, die über den Markterwartungen liegt. Auch Qualcomm kommt mit seinen Ergebnissen gut an. Die Aktie legt um 3,5 Prozent zu.

Weniger überzeugen können die Zahlen von Morgan Stanley. Ein Händler nannte es das "unrühmliche Ende" einer ansonsten überraschend guten Berichtssaison der US-Geldhäuser. "Die Bank hat beim Handelsergebnis sehr schlecht abgeschnitten", sagt der Händler. Besonders schlecht sei das neu aufgebaute Handelsgeschäft mit festverzinslichen Anlagen gelaufen, aber auch der Aktienhandel habe mit 1,1 Milliarden Dollar deutlich weniger umgesetzt als ein Quartal zuvor, als der Umsatz noch 1,8 Milliarden Dollar betrug. Die Aktie gibt um 3,6 Prozent nach.

Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@dowjones.com

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July 19, 2012 11:24 ET (15:24 GMT)

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