Alt 09.08.13, 09:28
Standard Börsen ruhig - Trubel im Telekomsektor
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Kaum verändert sind Europas Börsen mangels stärkerer frischer Impulse in den letzten Handelstag der Woche gestartet. Eine Ausnahme bildet der Telekom-Sektor. Dort sorgt ein Übernahmeangebot für die niederländische KPN durch den mexikanischen Milliardär Carlos Slim für Gesprächsstoff. Der DAX notiert 0,1 Prozent höher bei 8.328 Zählern, der Euro-Stoxx-50 liegt unverändert bei 2.815 Zählern.

Tagesfavorit ist die KPN-Aktie. Sie schießt um 17 Prozent nach oben auf 2,34 Euro. Der Sektor-Index steigt um 0,7 Prozent. Der mexikanische Milliardär Carlos Slim drängt mit aller Macht auf den europäischen Telekommunikationsmarkt. Sein Telekomkonzern America Moviles hat KPN ein Übernahmeangebot gemacht und bietet 2,40 Euro je ausstehende KPN-Aktie. Das entspricht einer Prämie von 35 Prozent auf den durchschnittlichen Aktienkurs der vergangenen 30 Handelstage. America Moviles war bereits vergangenes Jahr bei den Niederländern eingestiegen und hält derzeit 29,77 Prozent.

"Die Prämie verspricht eine gute Annahme", erwartet ein Händler. Das sei wichtig, da das Angebot mit der Einschränkung verbunden sei, 50 Prozent der Stimmrechte zu bekommen. KPN selbst wiederum hatte im Juli den Verkauf des deutschen Mobilfunkgeschäfts E-Plus an Telefonica Deutschland angekündigt, was bei Slim Verärgerung hervorgerufen hatte. Er kündigte daraufhin eine Aktionärsvereinbarung, die America Moviles verpflichtet hatte, den eigenen Anteil an KPN nicht über 30 Prozent aufzustocken.

Analyst Mark Hesselink von ABN zeigt sich denn auch von dem nun erfolgten Gebot wenig überrascht. Damit ziehe America Moviles eine der wenigen noch offenen Optionen. "Wenn E-Plus verkauft wird, dann wäre der strategische Wert bei KPN verloren", sagt er. Die Aktien von Telefonica und Telefonica Deutschland verzeichnen leichte Verluste von jeweils rund 0,5 Prozent.

Da America Moviles auch Großaktionär bei Telekom Austria ist, sorgt das Gebot für KPN auch für Fantasie bei der österreichischen Aktie. Sie steigt um 3,6 Prozent.

Bei der Aktie der Deutschen Telekom steht die Marke von 10 Euro im Fokus. Nach der Kursrally vom Vortag dank sehr guter Quartalszahlen hoffen Händler auf Hochstufungen. Dies könnte für eine Neubewertung der Aktie sorgen: "Die 10-Euro-Marke war seit Jahren eine Schwelle, an der jeder Optionen verkauft hat", sagt ein Teilnehmer. Ein Durchbruch könnte zu einer sehr hohen Nachfrage durch Eindeckungskäufe führen. Die Aktie verliert 1,1 Prozent auf 9,64 Euro.

Schlechter sieht es für Telecom Italia aus. Hier droht die Ratingagentur Moody's, die Kreditwürdigkeit in Richtung einer Herabstufung zu überprüfen. Die Aktie fällt gegen den starken Sektor um 1,5 Prozent.

Unterdessen kommen aus dem rohstoffhungrigen China erneut positive Konjunkturnachrichten. Dort ist die Industrieproduktion stärker gestiegen als erwartet, gleichzeitig zeigen sich die Verbraucherpreise moderat und lassen Raum für wirtschaftspolitische Stimuli. Hauptprofiteure davon sind die Kurse der Rohstoffaktien. Ihr Subindex ist mit einem Plus von 1,8 Prozent klarer Sieger.

Insgesamt tut sich an den Märkten aber wenig. Tobias Levkovich, Chef-Aktienstratege der Citigroup für den US-Markt, bleibt weiter skeptisch: "Ich sehe das Potenzial für einen Rückschlag, und je weiter der Markt nach oben handelt, desto größer wird es." Er empfiehlt Anlegern, sich mit frischen Aktienkäufen in den kommenden Wochen zurückzuhalten.

Am deutschen Aktienmarkt gewinnen Rheinmetall 3,4 Prozent. Hier stützen nach der Gewinnwarnung Ende Juli die nun vorgelegten Halbjahreszahlen. Der operative Verlust ist geringer als erwartet ausgefallen. Commerzbank setzen ihre Vortagsrally fort und legen 3 Prozent zu. Auch K+S steigen um weitere 3,3 Prozent. Am Donnerstag hatte eine globale Erholung die zuletzt wegen einer Uralkali-Warnung vor einem stark fallenden Kali-Preis gebeutelten Titel der Branche um 5 bis 9 Prozent nach oben gerissen.

Fraport-Aktien leiden unter J.P.Morgan: Die Analysten haben die Einstufung für das Papier um zwei Stufen auf Untergewichten gesenkt. Der Kurs fällt um 3 Prozent.

DJG/mod/gos

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