Alt 01.03.13, 16:09
Standard Rentenreport KW 09: Italien-Wahl: Wer regiert Italien?
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Wer regiert Italien? Mit dieser Frage werden sich nicht nur die Italiener in den kommenden Monaten beschäftigen müssen. Die mit Spannung erwartete Wahl in Italien könnte mittelfristig weiteren politischen und wirtschaftlichen Stillstand für das südeuropäische Land evozieren. Italien droht eine ernsthafte Regierungskrise.

Italien versetzte Börsen in Aufruhr: Ist die Panik gerechtfertigt?

Das Mitte-Links-Bündnis Pier Luigi Bersanis wird als stärkste Kraft in das Abgeordnetenhaus einziehen. Aufgrund einiger Besonderheiten im italienischen Wahlrecht wird der Bersani-Koalition sogar die absolute Mehrheit von 340 Sitzen zugesprochen, weshalb es sich im Palazzo Montecitorio ganz gut regieren lassen sollte. Es könnte also alles ganz einfach sein, müsste nicht auch der italienische Senat jedem Gesetz zustimmen. Und so klar sich die Sitzverteilung im Abgeordnetenhaus gestaltet, so unklar sind die Mehrheiten im Senat: Silvio Berlusconis Mitte-Rechts-Bündnis wird mit 116 Sitzen stärkste Fraktion im Senat. Dicht dahinter folgt Bersanis-Allianz mit 113 Sitzen. Pepe Grillos „Fünf Sterne“ Bewegung kommt auf 54 Sitzen und die Allianz des scheidenden Ministerpräsidenten Mario Monti bekommt 18 Sitze. Da Grillos „Fünf Sterne“ Bewegung kein politisches Bündnis eingehen möchte und eine große Koalition in Italien als undenkbar gilt, müssten vor jedem Gesetzesbeschluss neue Mehrheiten gefunden werden. Somit droht Italien in den kommenden Monaten ein lähmendes, politisches Patt.

Die Furcht vor politischem Stillstand in Italien sorgte für große Nervosität an den Börsen weltweit. Die Mailänder Börse hatte in dieser Woche Tagesverluste von über vier Prozent zu verkraften. Der DAX gab am Dienstag über zwei Prozent nach und selbst die Leitbörsen in den USA hatten Verluste zu verzeichnen. Der Euro fiel unter starken Schwankungen bis auf 1,3017 US-Dollar. Die Risikoaufschlag („Spread“) für italienische Anleihen zog gegenüber Bundesanleihen im zehnjährigen Bereich um 337 Punkte an. Die Zehnjahresrendite schnellte um 0,36 Prozent auf 4,8 Prozent nach oben. Bei spanischen (+0,4 auf 5,5 Prozent) und portugiesischen (+0,8 auf 3,7 Prozent) Anleihen, waren die Aufschläge sogar noch höher. Im Gegenzug legte der Bund-Future allein am Dienstag um knapp 100 Basispunkte auf zwischenzeitlich 145,13 Zähler zu.

Doch ist die Reaktion an den Kapitalmärkten in dieser Form gerechtfertigt? Am vergangenen Wochenende haben die Italiener immerhin ihre bereits 64. Nachkriegsregierung gewählt. Fragile politische Konstellationen kennt man in kaum einem Land so gut, wie in Italien. Die beiden jeweils längsten Amtszeiten in den vergangenen 30 Jahren schaffte bezeichnenderweise jeweils Silvio Berlusconi mit seiner 2. Und 4. Amtszeit – sein Vorgänger als längster amtierender Ministerpräsident war mit Bettino Craxi ein, zu insgesamt 28 Jahren Haft verurteilter, mutmaßlicher Mafioso. „Italien wird also kaum an einer fragilen Regierung zerbrechen“ konstatiert Ralf Wiedmann von der Vermögensverwaltung AdVertum. Zudem wird, laut Wiedmann, die (wirtschaftliche) Realität für Italien „schnell Fakten schaffen“ und der „Druck auf Italien wird in den kommenden Wochen weiter steigen“. (das Interview mit Ralf Wiedmann: Hier geht’s zum Video). Bereits jetzt steigen die Refinanzierungskosten wieder in ungesunde Höhen und liegen für die zehnjährige Benchmark-Anleihe nur noch knapp unter fünf Prozent. Ein Verlassen des Reform- und Sparkurses käme, so Wiedmann, einem wirtschaftlichen Selbstmord gleich. Und die Euro-Zone? Professor Thomas Straubhaar, Direktor des Hamburger Weltwirtschaftsinstituts, liefert in einem Gastbeitrag für die „Welt“ die Antwort: „Die Europäische Zentralbank (EZB) kann jederzeit so viel Geld drucken wie nötig, um Italien vor dem Staatsbankrott zu retten […] für den Notfall kann und wird sie das tun.“

USA: (Kleines) „Fiscal Cliff“ mit großen Folgen?

Angesichts der Wahl in Italien geriet fast schon in Vergessenheit, dass die USA mal wieder auf eine (kleine) „fiskalische Klippe“ zusteuern. Von den Medien weitestgehend unbeachtet, drohen den USA am heutigen Freitag automatische Ausgabenkürzungen in Höhe von 85 Milliarden US-Dollar. Die Kürzungen würden nach einem festgelegten Automatismus quer über alle Bundesressorts verteilt werden. Und hierin liegt des Pudels Kern: Da die Kürzungen automatisch und ohne sinnvolle Abstimmung erfolgen würden, drohen den USA halbwegs chaotische Zustände. Die Rede ist bereits von Zwangsurlaub für Staatsbedienstete. In Schulen und Kindergärten fiele der Unterricht aus. Es droht selbst die Streichung von Flügen, da Bedienstete der Flugsicherheit ebenfalls beurlaubt werden müssten. Alles in allem gehen erste Schätzungen davon aus, dass durch die Streichungen bis zu einer Million Jobs verloren gehen könnten.


Anlegertrends

UNVERÄNDERT HOHES VOLUMEN BEI THYSSEN-KRUPP-ANLEIHE

Von der wiederkehrenden Unsicherheit in der Europeripherie profitierten einmal mehr Unternehmensanleihen deutscher DAX-Unternehmen.

Für das mit Abstand höchste Volumen sorgte erneut eine noch recht „junge“ fünfjährige Anleihe von Thyssen-Krupp (A1R08U).

Für ein kumuliert ebenfalls sehr hohes Handelsaufkommen, sorgten zudem gleich drei Anleihen der HeidelbergCement AG mit bis 2014 (A1A6T6), 2017 (A1A6PG) beziehungsweise 2018 (A0TKUU).


bondm-News

Air Berlin PLC

Die zweitgrößte Airline Deutschlands konnte diesen Mittwoch Wandelschuldverschreibungen im Gesamtnennbetrag von 140 Mio. Euro platzieren. Emittiert werden die von Air Berlin PLC garantierten Schuldverschreibungen von der Air Berlin Finance B.V. Diese sind in auf den Namen lautende Stammaktien der Air Berlin PLC wandelbar. Der Emissionserlös der Schuldverschreibungen soll in die Stärkung des Working Capital sowie in allgemeine Unternehmenszwecke fließen. Die Schuldverschreibungen wurden in einer Stückelung von jeweils 100.000 Euro angeboten und zu 100 % des Nennwertes begeben. Ausgestattet sind die Schuldverschreibungen mit einem quartalsweise fälligen Kupon von 6,0 % p.a. und einer Laufzeit von sechs Jahren. Die Emission sowie die Lieferung der Schuldverschreibungen werden voraussichtlich um den 6. März 2013 erfolgen.

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3 W Power S.A.

Einer der weltweit führenden Hersteller von Leistungselektroniksystemen und Stromversorgungslösungen für die Industrie und erneuerbare Energien erhielt von der M and B Switchgears Ltd. einen Auftrag über ein 30 Megawatt Solarkraftwerksprojekt in Madhya Pradesh (Indien). AEG PS (Indien) wird M and B Switchgears Ltd. im ersten Quartal 2013 nach eigenen Angaben mit hochzuverlässigen Wechselrichtern für das Solarkraftwerk beliefern. „Wir freuen uns sehr, diesen Auftrag erhalten zu haben. Wir beginnen das Jahr mit zwei großen Leistungen: diesem Auftrag und einem Auftragsvolumen von über 100 Megawatt im gerade abgeschlossenen letzten Jahr. Der steigende Energiebedarf im Land erfordert eine unterbrechungsfreie Energieversorgung und eine zuverlässige Infrastruktur für industrielle Energieverbraucher. AEG PS bietet ein konsistentes Produktportfolio, das diese Anforderungen perfekt abdeckt“, so Sridhar Murthy, Geschäftsführer von AEG Power Solutions in Indien.

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börse stuttgart tv

BERNANKE UNTER DRUCK: WIE WIRKSAM IST QE III?

Seit Monaten versucht die US-Notenbank mit ihrer lockeren Geldpolitik die US-Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Doch der durchschlagende Erfolg blieb bislang aus, weshalb die Kritiker Ben Bernankes langsam lauter werden. Hat Bernanke versagt? Wie wirksam ist QE III eigentlich? Das Börse Stuttgart Anleihenforum zum Thema.

https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=8639


ITALIEN NACH DER WAHL: WIE GEHT ES JETZT WEITER?

Italien hat gewählt, allerdings ohne klares Ergebnis. Den Südeuropäern droht ein politisches Patt und es droht zudem weiter wertvolle Zeit zu verstreichen. Wie geht es jetzt weiter in Italien? Welche Folgen ergeben sich für die Finanzmärkte, beziehungsweise die Anleger? Ralf Wiedmann, Vermögensverwaltung AdVertum, bei Börse Stuttgart TV.

https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=8625


Neueinführungen an der Börse Stuttgart

ThyssenKrupp AG

Sehr beliebt bei den Anlegern ist die 1,25 Mrd. Euro-Anleihe des größten Stahl- und Technologieunternehmens Deutschlands. Ausgestattet ist die von Fitch mit BBB- geratete Schuldverschreibung mit einem Kupon von 4,00% p.a. und einer Laufzeit von fünf Jahren. Die kleinste handelbare Einheit des Wertpapiers beträgt 1.000 Euro. Bei ThyssenKrupp erwirtschafteten 150.000 Mitarbeiter im Geschäftsjahr 2011/2012 einen Umsatz von 40 Mrd. Euro.

Hier geht’s zur Anleihe: A1R08U

Vodafone Group Plc

Ebenfalls am Anleihemarkt aktiv war das international tätige britische Mobilfunkunternehmen. Vodafone begab eine 3-jährige-Anleihe mit variabler Verzinsung. Zinszahlungen sowie Zinsanpassungen erfolgen jeweils zum 20. Februar, Mai, August und November. Dabei berechnet sich der Zins aus dem Dreimonats US-Libor plus 38,5 Basispunkte. Der Kupon für die ersten drei Monate Laufzeit beträgt 0,675% p.a. Das Emissionsvolumen von 700 Mio. US$ ist in Teilschuldverschreibungen zu 1.000 US$ unterteilt. Die Ratingagentur S&P bewertete die Anleihe mit A-. Im Geschäftsjahr 2011 erzielte Vodafone einen Umsatz von 45,9 Mrd. Pfund.

Hier geht’s zur Anleihe: A1HF9C

European-Bank for Reconstruction and Development

Seit dieser Woche sind zwei Fremdwährungsanleihen der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung an der Börse Stuttgart handelbar. Zum einen wurde eine 8,75 Mrd. INR (Indische Rupien) – Doppelwährungsanleihe begeben, die mit einer 100.000 INR Stückelung sowie einer Restlaufzeit von einem Jahr ausgestattet ist. Die Auszahlung des Kupons sowie die Rückzahlung der Anleihe erfolgt in US-Dollar. Zum anderen wurde eine in 1.000 TRY (Türkische Lira) gestückelte Schuldverschreibung mit einem Volumen von 75 Mio. TRY und einer Laufzeit von vier Jahren platziert. Beide Wertpapiere besitzen einen Kupon in Höhe von 5,25% p.a.

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Hier geht’s zur Anleihe: A1HGGR

Quelle: boerse-stuttgart AG
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