Alt 07.11.12, 22:57
Standard Angst vor der Fiskalklippe belastet Aktien
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Nach der Entscheidung um die US-Präsidentschaft haben sich die Blicke an der Wall Street auf eines der wichtigen Probleme des wiedergewählten Barack Obama gerichtet: die sogenannte Fiskalklippe. Sollte es im Kongress bis zum Jahresende keine Einigung geben, treten automatische Steuererhöhungen und Ausgabensenkungen im Volumen von insgesamt 600 Milliarden Dollar in Kraft. Als Konsequenz droht ein Rückfall in die Rezession. Für den Demokrat Obama dürfte die Aufgabe schwierig werden, denn er wird wieder gegen ein republikanisch beherrschtes Repräsentantenhaus regieren müssen.

Die Sorgen um langwierige und schwierige Verhandlungen über Steuern und Ausgaben haben die Aktienkurse zur Wochenmitte auf Talfahrt geschickt. Der Dow-Jones-Index fiel auf den niedrigsten Stand seit drei Monaten. Und auch für den Ölpreis ging es deutlich nach unten. Eine gesunkene Nachfrage in den USA und erneut stark gestiegene Lagerbestände ließen den Preis für ein Barrel Öl der Sorte WTI zum Settlement auf 84,44 Dollar und damit den tiefsten Stand seit Juli fallen.

Der Dow-Jones-Index (DJIA) reduzierte sich um 2,4 Prozent auf 12.933 Punkte, konnte sich allerdings von seinem Tagestief bei 12.877 Punkten wieder etwas lösen. Der S&P-500 verlor 2,4 Prozent auf 1.395 Punkte. Der Nasdaq-Composite fiel um 2,5 Prozent auf 2.937 Punkte zurück. Der Umsatz erhöhte sich auf 0,88 (Dienstag: 0,67) Milliarden Aktien. Dabei standen 578 (2.146) Kursgewinnern 2.497 (883) -verlierer gegenüber, 74 (99) Titel schlossen die Sitzung unverändert.

Sollte die Fiskalklippe nicht gemeistert werden, könnte dies nach Einschätzung der Ratingagentur Fitch zu einem Rückfall der US-Konjunktur in die Rezession und in der Folge zu einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 10 Prozent im kommenden Jahr führen. Auch würde dies wahrscheinlich eine Herunterstufung der Kreditwürdigkeit der USA nach sich ziehen, so die Experten. Wie diese Probleme gelöst werden können, werfe derzeit mehr Fragen auf als es Antworten gebe, sagte Jason Ware von Albion Financial Group. "Und die Uhr tickt".

Aber auch die Eurozone-Schuldenkrise rückte wieder verstärkt in den Blickpunkt. Am Mittwoch entscheidet das griechische Parlament über Sparmaßnahmen. Nur im Fall einer Zustimmung fließen die Rettungsmilliarden. Sonst drohen dem Land die Pleite und der Eurozone neue Anstreckungsgefahren. Aus Deutschland kamen zudem zuletzt schwache Daten zu Auftragseingängen und Industrieproduktion. Und EZB-Präsident Mario Draghi sagte am Mittwoch, die Krisenausläufer erreichten nun auch Deutschland.

Für den Dollar ging es deutlich nach oben, er stieg auf den höchsten Stand seit zwei Monaten. Im Gegenzug fiel der Euro mit den Aussagen von EZB-Präsident Draghi wieder unter 1,28 Dollar. Belastet wurde die Devise vor allem von der Entwicklung in Griechenland. Im späten US-Handel notierte der Euro bei 1,2767 Dollar.

Der Goldpreis zeigte sich dagegen kaum verändert. Der positive Impuls durch den Ausgang der Präsidentschaftswahl wurde durch die Sorgen bezüglich der Schuldenkrise in der Eurozone wieder ausgeglichen, hieß es zur Begründung. Der Wahlsieg Obamas dürfte eine Fortsetzung des Quantitative Easing bedeuten, was wiederum aus Sorge vor einer steigenden Inflation zu Goldkäufen führen dürfte. Der Preis für das Edelmetall lag zum Settlement bei 1.714 Dollar.

Am US-Anleihemarkt zogen die Notierungen stark an, vor allem am langen Ende des Marktes. Die Rendite zehnjähriger Papiere fiel auf 1,64 Prozent. Die Sorge um die anstehenden schwierigen Budgetverhandlungen sorgte für verstärkte Umschichtungen in den sicheren Hafen der US-Anleihen. Etwas gebremst wurde die Aufwärtsdynamik lediglich durch die gesunkene Nachfrage bei der Auktion zehnjähriger Notes. Hier sank die Zeichnungsquote auf 2,59 von 3,26 bei der vorangegangenen Auktion.

Angeführt wurde die Verliererliste von den Energie- und Finanzwerten. Erstere litten unter dem deutlichen Ölpreisrückgang. Hier fielen die Aktien von Exxon Mobil um 3,7 Prozent und Chevron-Titel gaben um 2,6 Prozent nach. Bei den Finanzwerten drückte die Sorge vor strengeren Regeln zur Bankenregulierung. Mit Elizabeth Warren in Massachusetts und Alan Grayson in Florida seien zwei Vertreter in den Kongress gewählt worden, die für eine harte Linie bei der Regulierung stünden. Die Aktien von J.P.Morgan verloren 5,6 Prozent und die Titel der Citigroup fielen um 6,3 Prozent.

Die Aktien von AT&T verloren 3,3 Prozent. Der Telekomkonzern will seine Mobilfunk- und Breitbandnetze in den kommenden drei Jahren mit Investitionen im Volumen von 14 Milliarden Dollar ausbauen. Gleichzeitig hob AT&T aber auch die Quartalsdividende für die Aktionäre um 2,3 Prozent auf 0,45 Dollar an.

Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@dowjones.com

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