Alt 05.11.12, 21:27
Standard Schlussrally sorgt für steigende Aktienkurse
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Nach überwiegender Zurückhaltung im Vorfeld der anstehenden US-Präsidentschaftswahl haben die Kurse an Wall Street mit einer Schlussrally noch den Sprung ins Plus geschafft. Als Bremse für den Markt erwiesen sich allerdings ein etwas schwächer als erwartet ausgefallener ISM-Index für den Dienstleistungssektor und die weiter anhaltenden Sorgen bezüglich Griechenland. Trotz der Aufschläge im späten Handel waren die Umsätze vergleichsweise niedrig. "Die Wahl hält die Leute an der Seitenlinie", sagte ein Analyst. Es werde versucht abzuwägen, welches Wahlergebnis welche Reaktionen hervorrufen könnte. Leicht positiv wurde die verbesserte Beschäftigungskomponente des ISM-Index aufgenommen, die sich nahtlos an die guten US-Arbeitsmarktdaten vom vergangenen Freitag anfügte.

Der Dow-Jones-Index (DJIA) stieg um 0,1 Prozent auf 13.112 Punkte und schloss damit in der Nähe seines Tageshochs. Der S&P-500 erhöhte sich um 0,2 Prozent auf 1.417 Punkte. Der Nasdaq-Composite legte um 0,6 Prozent auf 2.999 Punkte zu. Der Umsatz fiel auf 0,60 (Freitag: 0,79) Milliarden Aktien. Dabei standen den 1.518 (903) Kursgewinnern 1.511 (2.101) -verlierer gegenüber, 99 (120) Titel schlossen die Sitzung unverändert.

Kurz vor dem Urnengang in den USA zeichnet sich weiterhin ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Präsident Barack Obama und Herausforderer Mitt Romney ab, was die Unsicherheit der Anleger noch verstärkte. Doch die Mehrzahl der Experten rechnet mit einer Wiederwahl des Amtsinhabers. Nach der Wahl könnte es nach Meinung von Banken-Strategen zu einer positiven Reaktion an den Börsen kommen, unabhängig davon, wer am Ende den Einzug ins Weiße Haus schafft. Im Anschluss an die Wahl des Präsidenten hätten die Aktienmärkte seit 1940 im Schnitt um 3 Prozent zugelegt, merkte Thomas Lee von J.P.Morgan an. So dürften die risikoreicheren Sektoren Bau, Finanzen und Energie von einem Romney-Sieg profitieren. Dagegen dürften Unternehmen mit einer hohen Dividendenrendite und global tätige Konzerne von einem Obama-Sieg beflügelt werden.

Gerade die Aktien aus dem Bau-, Finanz- und Energiesektor hätten am Freitag zu den Verlierern im S&P-500 gehört, da die guten Arbeitsmarktdaten als positiv für Obama gewertet worden seien. Daher habe es möglicherweise hier schon Anpassungen gegeben, so ein weiterer Teilnehmer.

Doch nach der Wahl dürften sich die Märkte rasch dem nächsten wichtigen Thema, der sogenannten "Fiskalklippe" zuwenden. Denn Ende des Jahres laufen in den USA Steuererleichterungen aus der Ära Bush aus. Zugleich treten automatische Budgetkürzungen in Kraft. Ohne Kompromiss im Kongress droht den USA damit im kommenden Jahr der Rückfall in die Rezession. Und hier liegt eines der großen Probleme. Ein wiedergewählter Präsident Obama dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach einem von den Republikanern kontrolliertem Repräsentantenhaus gegenüber stehen.

Für leichte Enttäuschung am Markt sorgte der ISM-Index für den Dienstleistungssektor. Es wurde hier ein Rückgang auf 54,2 vermeldet, während Volkswirte einen Stand von 54,5 erwartet hatten. "Die wichtigste Komponente von allen - die Beschäftigung - ist aber gestiegen", ergänzte ein Händler. Die Dienstleister machen rund 80 Prozent der US-Wirtschaft aus. Dennoch blieben die Daten vor dem Wahltermin insgesamt ohne größeren Einfluss auf den Markt.

Der Dollar zeigte sich weiter sehr fest. Im Gegenzug fiel der Euro erstmals seit zwei Monaten wieder unter die Marke von 1,28 Dollar. Als Belastungsfaktor wurde auf die am Mittwoch anstehende Abstimmung im griechischen Parlament zum Sparpaket verwiesen. Es ist nicht sicher, ob dort den Sparauflagen der Troika zugestimmt wird. Im späten US-Handel notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,2790 Dollar. Der Goldpreis tendierte seitwärts um die Marke von 1.680 Dollar je Feinunze, nachdem er in der vergangenen Woche wegen des festen Dollar auf dieses Niveau zurückgefallen war.

Der Ölpreis legte leicht zu. Ein Barrel der Sorte WTI kostete zum Settlement 85,65 Dollar, ein Plus von 0,9 Prozent. Händler verwiesen auf eine leichte Erholung nach den jüngsten deutlichen Abgaben. Allerdings habe auch am Ölmarkt Zurückhaltung im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl geherrscht. "Der Markt wartet auf eine Richtung", so Rich Ilczyszyn von iiTrader. Die US-Anleihen verzeichneten leichte Aufschläge. Der Markt sei zwischen der Wahl in den USA und den anstehenden Entscheidungen in Griechenland hin- und hergerissen gewesen, sagte ein Teilnehmer. Mit der Frage, ob Griechenland eine weitere Hilfstranche ausgezahlt bekomme, habe die Nachfrage für den sicheren Hafen der US-Anleihen etwa zugenommen, so ein Teilnehmer. Die Rendite zehnjähriger Papiere fiel auf 1,68 Prozent.

Bei den Sektoren waren vor allem Aktien aus dem Technologie- und Hardwarebereich sowie aus dem Halbleitersektor gesucht. Stärkster Wert im Dow-Jones-Index waren Hewlett-Packard mit einem Plus von 1,8 Prozent. Gestützt wurde der Dow aber vor allem von den Aufschlägen der Aktien von IBM und Caterpillar, die rund 70 Prozent des Index-Plus verantwortlich waren. Die Aktien von IBM erhöhten sich um 0,4 Prozent und die Titel von Caterpillar kletterten um 1,1 Prozent. Die Aktien von Time Warner verloren dagegen 0,7 Prozent, nachdem die Ergebnisse des Unternehmens für das dritte Quartal unter den Erwartungen des Marktes ausgefallen waren.

Die Aktien von Boeing gewannen 0,5 Prozent. Der Air Force zufolge hat sich Indien für Boeing als Lieferanten von Hubschraubern im Auftragswert von 2,4 Milliarden Dollar entschieden. Die Titel von Kraft Foods verbesserten sich um 0,5 Prozent. Das Unternehmen hat nach der Abspaltung von der früheren Mutter Mondelez International ein Restrukturierungsprogramm über 650 Millionen Dollar beschlossen.

Der US-Autohersteller General Motors (GM) hat seinen finanziellen Spielraum kräftig erweitert und seine derzeitige Kreditlinie auf 11 Milliarden US-Dollar mehr als verdoppelt. Mit der neuen Kreditlinie, die dem Autobauer von insgesamt 35 Instituten zur Verfügung gestellt wird, löst GM die 2015 auslaufende Kreditfazilität über 5 Milliarden Dollar ab, wie der Konzern mitteilte. Für die Aktie ging es um 0,8 Prozent nach unten.

Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@dowjones.com

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