Alt 01.11.12, 13:13
Standard Konjunkturdaten geben die Richtung vor
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Die Blicke an der Wall Street sind auf die US-Konjunkturdaten gerichtet. Vor allem der am Freitag anstehende US-Arbeitsmarktbericht für Oktober steht im Fokus. Erste Indikationen geben bereits die wöchentlichen Erstanträge und der ADP-Arbeitsmarktbericht. Überraschend gut ist vor allem der ADP-Bericht mit 158.000 neuen Stellen in der Privatwirtschaft ausgefallen. "Mit der Revision der letzten Monate bin ich aber erst einmal etwas vorsichtig mit der Interpretation", schränkt ein Händler ein. Die Daten sollen nach der neuen Methodik näher an den offiziellen Arbeitsmarktdaten liegen. "Dies wäre auf jeden Fall positiv, da der Markt für die Payrolls mit einem Plus von 125.00 Stellen rechnet", fügt der Teilnehmer hinzu. Auch die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind in der vergangenen Woche überraschend gefallen.

Leichte Unterstützung kommt auch aus Asien. Die chinesische Industrie hat im Oktober auf einen moderaten Erholungskurs eingeschwenkt. Damit setzte sich die jüngste Reihe von Wirtschaftsdaten fort, die darauf hinweisen, dass China nach einer Schwächephase wieder stabilisiert. So hat sich der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe verbessert und auch der endgültige Einkaufsmanagerindex der Großbank HSBC stieg nochmals an.

Als Ergebnis der Nachrichtenlage steigt der Future auf den S&P-500 um 0,2 Prozent, der auf den Nasdaq-100 legt um 0,5 Prozent zu. Im Verlauf stehen zudem eine Reihe weiterer wichtiger Daten an. So der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe Oktober, die Bauausgaben für den September und der Index des Verbrauchervertrauens, ebenfalls für Oktober. Die Arbeitsmarktdaten sind aber auch mit Blick auf die in der kommenden Woche anstehende US-Präsidentschaftswahl von großer Bedeutung, ist die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt doch ein zentraler Punkt für die US-Konjunktur und ein wichtiges Wahlkampfthema.

Doch US-Präsident Barack Obama kann vom US-Arbeitsmarkt wohl keine Unterstützung für seine Kampagne erwarten. Die Erholung wird weitergehen, allerdings nach wie vor mit dem langsamen Tempo der Vormonate, das Mitt Romney dem Amtsinhaber scharf ankreidet. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte rechnen damit, dass es im Oktober außerhalb der Landwirtschaft zu einem Stellenplus von 125.000 gekommen ist. Allerdings schließen der ADP-Bericht und die Erstanträge eine positive Überraschung nicht aus.

Die Auswirkungen von Supersturm Sandy sind derweil weiterhin nicht genau absehbar. "Das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal könnte wegen des Sturms eine kleine Delle verzeichnen", so Fawad Razaqzada von GFT Markets.

Am Devisenmarkt zeigt sich der Dollar weiterhin fest gegenüber Euro und Yen. "Die weitere Entwicklung der Gemeinschaftswährung ist eng an die Meldungen aus Griechenland geknüpft", so ein Devisenhändler. Und hier habe es zuletzt sowohl positive als auch negative Nachrichten gegeben. Der Euro notiert bei 1,2973 Dollar.

Händler verweisen zudem auf Euro-Verkäufe durch die Schweizer Notenbank (SNB). Durch die Festsetzung einer Obergrenze des Franken gegen die Gemeinschaftswährung musste die Notenbank in massivem Umfang Euros kaufen. Die Schweizer haben die Stimmungsverbesserung für den Euro nach dem energischen Eingreifen der EZB genutzt, um Teile dieser Bestände abzubauen. Wie die SNB mitteilte, ist der Euro-Anteil an Fremdreserven Ende September auf 48 von 60 Prozent gefallen.

Der US-Anleihemarkt zeigt sich mit leichten Abgaben. Die positiv ausgefallenen Daten zum ADP-Arbeitsmarktbericht und den Erstanträgen belasten das Sentiment. Zusammen mit den guten Daten aus China nehme die Risikoaversion der Anleger weiter ab, heißt es. Im Gegenzug steigt die Rendite zehnjähriger Titel auf 1,72 Prozent. Der Goldpreis legt leicht zu und notiert bei 1.724 Dollar je Feinunze.

Die Entwicklung des Ölpreises hängt weiterhin an den Auswirkungen die Hurrikan Sandy auf die Raffinerien in den USA und die Nachfrage hat. Die gesunkene Nachfrage nach dem Sturm dürfte nach Ansicht von J.P.Morgan noch einige Tage anhalten. Dagegen sei aufgrund des vermehrten Einsatzes von Notstromaggregaten mit einem Anstieg bei der Dieselnachfrage zu rechnen. Ein Barrel der Sorte WTI kostet 86,15 Dollar, nach 86,24 Dollar am Mittwoch.

Auch die Berichtssaison geht weiter und liefert neue Impulse für den Handel. Die Aktien der Kreditkartengesellschaft Visa klettern vor der Startglocke um 1,9 Prozent. Das bereinigte Ergebnis des vierten Geschäftsquartals übertraf die Konsensschätzung der Analysten. Visa kündigte überdies einen Aktienrückkauf im Volumen von 1,5 Milliarden US-Dollar an.

Der US-Pharmakonzern Pfizer hat weiterhin mit dem Patentverlust des einstigen Blockbusters Lipitor zu kämpfen. Gewinn und Umsatz gingen im dritten Quartal deutlich zurück. Auch die inzwischen deutlich niedrigeren Kosten, die Pfizer zu einem Gutteil bei Forschung und Entwicklung einspart, konnten die Quartalsbilanz nicht retten. Immerhin erreichte Pfizer die Prognosen der Analysten. Die Aktie verliert 1,8 Prozent.

Niedrige Öl- und Gaspreise sowie ein geringeres Förderaufkommen haben den Gewinn des US-Ölkonzerns Exxon Mobil im dritten Quartal geschmälert. Dass das Ergebnis dennoch besser ausfiel als erwartet, ist den glänzenden Gewinnen im Raffineriegeschäft zu verdanken. Das Ergebnis je Aktie betrug 2,09 Dollar, was deutlich über den Analystenerwartungen liegt. Die Titel geben um 0,8 Prozent nach.

Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@dowjones.com

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