Alt 31.08.12, 13:49
Standard Rentenreport KW 35: Rentenhandel: Draghi fehlt in Jackson Hole
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Mit Spannung hatten die Finanzmärkte auf das große Treffen der internationalen Notenbanker im US-amerikanischen Jackson Hole gewartet. Von möglichen konzertierten Aktionen der großen Notenbanken war die Rede, davon also, dass die FED, die EZB, die Bank of Japan und möglicherweise auch die Chinesen gemeinsam gegen die Wachstumsschwäche und die Verschuldungskrise vorgehen könnten. Doch plötzlich war die Luft raus, noch bevor das Treffen überhaupt begonnen hatte. Mario Draghi, Chef der EZB, teilte mit, dass er nicht an dem Meeting in Jackson Hole teilnehmen werde. Grund dafür sei seine hohe Arbeitsbelastung.

Kommt die EZB mit einem Krisenprogramm?

Auch andere Mitglieder des EZB-Direktoriums würden nicht nach Jackson Hole reisen. Nach einer kurzen Irritation akzeptierten die Börsen diese Meldung, zumal gleichzeitig in der Presse zu lesen war, dass die EZB mit Hochdruck an einem Programm zur Stabilisierung der Krisenstaaten arbeitet, das sie am Donnerstag kommender Woche im Anschluss an ihre Zentralbankratssitzung vorstellen will. Teil des Programms sollen Käufe kurz laufender Staatsanleihen aus Spanien und Italien sein. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass diese Länder vorher um Hilfe bei den Euro-Rettungsfonds gebeten haben.

Italien platziert erfolgreich neue Anleihen

Die Lage für die Krisenländer an den internationalen Rentenmärkten hat sich zuletzt entspannt. Mehrfach konnten die Italiener neue Anleihen und kurz laufende Schuldpapiere am Markt platzieren. Teilweise waren diese Papiere auch mehrfach überzeichnet, das bedeutet, dass die Nachfrage das Angebot deutlich überstieg. So platzierte Italien beispielsweise am Dienstag Schuldtitel im Wert von drei Milliarden Euro mit einer Laufzeit bis 2014 zu einem Zinssatz von 3,06 Prozent – das ist die niedrigste Rendite seit März. Am Mittwoch legte man noch mal nach: Gleich neun Milliarden Euro frisches Geld wurden aufgenommen. Nur 1,58 Prozent musste der italienische Finanzminister dafür bezahlen – allerdings handelt es sich auch um Papiere, die nur bis zum Februar nächsten Jahres laufen. Zuletzt lag die Rendite für vergleichbare Papiere noch bei 2,45 Prozent.

Aussichten für die Konjunktur verdüstern sich

Unterdessen verdüstern sich die Aussichten für die Konjunktur. Der ifo-Geschäftsklimaindex ist in der vergangenen Woche bereits zum vierten Mal in Folge gesunken. Eine solche Bewegung wird von den Experten normalerweise als Bote einer konjunkturellen Trendwende interpretiert. In den USA sieht es nicht viel besser aus. Das Vertrauen der US-Verbraucher in die Konjunktur ist im August regelrecht abgestürzt. Statt eines leichten Anstiegs des entsprechenden Indikators wie von Experten erwartet, gab es einen deutlichen Rücksetzer auf 60,6 Punkte. Experten sehen darin den Vorboten für eine Rezession.

Wirtschaftliche Abwärtsspirale in Spanien setzt sich fort

In Spanien ist die Rezession schon längst da – viele sprechen sogar von einer Depression. Im zweiten Quartal sank das Bruttoinlandsprodukt um weitere 0,4 Prozent gegenüber dem Jahresanfang. Die Binnennachfrage leidet unter der Rekordarbeitslosigkeit: Jeder vierte Spanier hat keinen Job. Das wiederum erschwert es der spanischen Regierung, ihre Konsolidierungsziele für den Staatshaushalt einzuhalten. Ohnehin sind die Ziele für die Sanierung des Haushalts auf den ersten Blick bescheiden: Nach einem Defizit von 8,9 Prozent im vergangenen Jahr peilt man in diesem Jahr eine Unterdeckung von 6,3 Prozent an. Doch angesichts der konjunkturellen Abwärtsspirale auf der iberischen Halbinsel werden auch solche Ziele fast schon zu einer Herkulesaufgabe. Umso gespannter darf man sein, was Mario Draghi und die EZB in der kommenden Woche für die Krisenländer im Köcher haben.

Anlegertrends

Q-CELLS WIRD KOREANISCH – Insolvenzquote bei mindestens 20 Prozent

Der Ausklang der Ferienzeit hat die Umsätze an der Börse Stuttgart ausgedünnt. Händler sprachen sogar von der ruhigsten Wochen des bisherigen Jahres. Für Aufsehen sorgte allerdings der Überlebenskampf des ostdeutschen Solarkonzerns Q-Cells. Die Gläubiger des insolventen Unternehmens mussten in dieser Woche entscheiden, an wen das operative Geschäft verkauft werden sollte. Das Rennen machte der koreanische Mischkonzern Hanwha, der Schulden im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich übernimmt und zusätzlich einen zweistelligen Millionenbetrag an die Gläubiger bezahlt. In der Summe wird sich nach Aussagen des Insolvenzverwalters für die Anleihegläubiger eine Quote in Höhe von mindestens 20 Prozent ergeben. Dies lag über den Erwartungen der meisten Anleger.

Die beiden an der Börse Stuttgart notierten Wandelanleihen von Q-Cells legten daraufhin im Kurs deutlich zu. Sowohl das Papier mit Laufzeit bis 2014 (A1AGZ0) als auch das Papier mit Laufzeit bis 2015 (A1E8HF) stiegen um mehr als ein Viertel.

Eine leichte Enttäuschung stellten für den Markt die Halbjahreszahlen des Autozulieferers Schaeffler dar. Der Großaktionär von Continental meldete einen Rückgang des Betriebsergebnisses um acht Prozent und schließt Kurzarbeit nicht aus. Grund sind unter anderem die Schwierigkeiten des Autobauers Opel, der ein wichtiger Schäffler-Kunde ist. Auch das Geschäft mit Komponenten für Windkraftanlagen und den Maschinenbau lahmt derzeit. Die liquideste Anleihe von Schäffler, die an der Börse Stuttgart gehandelt wird, verlor daraufhin leicht an Boden. Das Papier mit Laufzeit 2017 (A1G6WT) handelt derzeit bei 104,75 Prozent und weist damit eine Rendite von 5,59 Prozent auf.

Bondm-News

German Pellets GmbH

Der Produzent von Holzpellets und Produkten für die Tierhygiene konnte im Geschäftsjahr 2011 seinen Umsatz und Ertrag deutlich steigern. Die Gesamt-leistung der German Pellets-Gruppe lag in 2011 bei 292,90 Mio. Euro (Geschäftsjahr 2010: 165,40 Mio. Euro). Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) in Höhe von 29,60 Mio. Euro lag damit 4,7 Mio. Euro über dem Vorjahr. In den Zahlen des Geschäftsjahres 2011 spiegeln sich u. a. die Übernahme der FireStixx-Unternehmensgruppe und die erste Anleiheemission wider. Ein weiterer Meilenstein in 2011 war für das Unternehmen der Bau des Pelletwerkes in den USA. Ab 2013 soll jährlich in Texas eine halbe Million Tonnen Holzpellets produziert werden.
Laut Pressemitteilung rechnet die German Pellets-Gruppe für das Geschäftsjahr 2012 mit einem wei-terhin positiven Geschäftsverlauf.

Hier geht’s zur Anleihe WKN A1H3J6

Dürr AG

Die Volkswagen de México zeichnet die mexikanische Konzerngesellschaft Dürr de México mit einem der begehrten Volkswagen Group Awards für her-vorragende Leistungen aus. Im VW-Werk Puebla hat Dürr de México mit Kollegen aus Deutschland in 2010 und 2011 über 100 Lackierroboter installiert. Insgesamt 18 Lieferanten aus Nordamerika erhielten von Volkswagen in diesem Jahr den Volkswagen Group Award.

Hier geht’s zur Anleihe WKN A1EWGX

KTG Agrar AG

Aktionäre und Aktionärsvertreter der KTG Agrar AG entlasteten auf der ordentlichen Hauptversammlung den Vorstand und den Ausichtrat und stimmten einer Dividendenerhöhung um 20 Prozent zu. Laut dem Vorstandsvorsitzenden Siegfried Hofreiter habe das Unternehmen den Spagat zwischen profitablem Wachstum und massiven Investitionen in die Zukunft erneut gemeistert. „Das erfolgreiche Investitionsjahr 2011 ist eine hervorragende Basis für weiter steigende Gewinne in den kommenden Jahren“, so Siegfried Hofreiter.

Hier geht’s zur Anleihe WKN A1ELQU

IFO-GESCHÄFTSKLIMA: STIMMUNG SCHLECHT – INDEX FÄLLT ERNEUT

Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist erneut gesunken, und zwar von 103,3 Punkten im Juli auf nun 102,3 Punkten im August. Das teilte das Münchner Ifo-Institut am Montag mit. Ein Grund ist offenbar die anhaltende Euro-Schuldenkrise. Fragen dazu von Börse Stuttgart an Dietmar Zantke, Fondsmanager und Geschäftsführer von Zantke Asset Management.

https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=7742

US-NOTENBANK: ZWISCHEN BEIGE BOOK UND JACKSON HOLE

Die globalen Finanzmärkte schauen dieser Tage ins beschauliche Wyoming, genauer gesagt zum Treffen der US-Notenbank-Elite nach Jackson Hole. Die Frage aller Fragen lautet: werden sich Ben Bernanke und seine Kollegen auf ein neues Programm zum Ankauf von Anleihen, das sogenannte „quantitative easing 3“, festlegen? Fakt ist: die amerikanische Wirtschaft kommt nicht so recht in Schwung. Fragen dazu von Börse Stuttgart TV an Michael Stegmüller von performance IMC.

https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=7762

Neueinführungen an der Börse Stuttgart

VOLKSWAGEN MIT ZWEI NEUEMISSIONEN

Der August ist traditionell ein Monat, in dem das Emissionsgeschäft eher dünn ausfällt. Mit Volkswagen ist jedoch wieder einmal ein Emittent auf dem Plan, der auch zuletzt sehr aktiv war. Diesmal ist es die VW Leasing GmbH, die mit einer 1-Mrd. EUR-Emission (WKN A0JCCW) aufwartet. Leider ist die Stückelung mit 100.000 EUR eher sperrig und damit kaum für private Anleger geeignet. Das Papier hat eine Laufzeit von zehn Jahren und kommt mit einem Coupon von 2,375 Prozent.

Eine andere VW-Tochter, nämlich die VW International Finance, kommt mit einer Anleihe, die auch das kleinere Spardepot anspricht. Das Papier (WKN A1G8RJ) lautet auf Australische Dollar, die Mindeststückelung liegt bei 2000 AUD. Da die Zinsen in Down Under insgesamt höher liegen, hat die Anleihe trotz der vergleichsweise kurzen Laufzeit von vier Jahren einen attraktiven Coupon von 4,625 Prozent.

Quelle: boerse-stuttgart AG
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