Alt 15.10.14, 12:15
Standard Stockendes Übernahmekarussel bremst auch die Börsen
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Kursverluste im Pharmasektor verhindern am Mittwoch eine Erholung der noch immer angezählten europäischen Aktienmärkte. Die 54 Milliarden US-Dollar schwere Übernahme des britischen Pharmaunternehmens Shire durch den US-Konkurrenten AbbVie droht zu scheitern. Shire-Aktien brechen in London um 26 Prozent ein und ziehen den gesamten, ohnehin seit Wochen von Übernahme- und Fusionsgerüchten getriebenen Pharmasektor um 2,2 Prozent mit nach unten. Damit hält der Gesundheitsektor die Schlusslaterne.

Das lässt auch den DAX nicht kalt, der deutsche Leitindex verliert am Mittag 0,6 Prozent auf 8.773 Punkte. Deutsche Pharma-Aktien wie Bayer, FMC, Fresenius und Merck geben etwas stärker nach als der Gesamtmarkt. Der Euro-Stoxx-50 verliert 0,7 Prozent auf 2.981 Punkte. Neben den weichenden Übernahme- und Fusionsfantasien lastet nach wie vor auch die konjunkturelle Schwäche in der Eurozone auf den Börsen.

Grund für die Bedenken bei AbbVie sind neue US-Gesetze, die die im Juli beschlossene Transaktion weniger attraktiv machen. Die Ankündigung von AbbVie ist das bislang deutlichste Anzeichen dafür, dass die neuen Finanzmarktregeln tatsächlich den gewünschten Effekt haben. Sie sollen US-Konzerne entmutigen, ihren Firmensitz aus steuerlichen Gründen ins Ausland zu verlegen.

Der mögliche Rückzug von AbbVie beschert Händlern sogar böse Träume: "Als wir heute Morgen aufgewacht sind und die Nachrichten zu AbbVie und Shire gelesen haben, waren wir uns im ersten Moment nicht ganz im Klaren, ob es sich hier vielleicht um einen bösen Traum handelt", sagt ein Händler. Letztlich sei es aber die Pflicht des Aufsichtsrats, sich nach der geänderten Steuergesetzgebung Gedanken zu machen, ob der Zusammenschluss zum vereinbarten Preis noch sinnvoll ist.

Als Übernahme-Objekt des US-Pharmakonzerns Pfizer wurde an den Börsen immer wieder die britische AstraZeneca gehandelt. Deren Kurs verliert denn auch 3,5 Prozent.

Der fortdauernde Ölpreisverfall treibt derweil die Kurse der Fluggesellschaften nach oben. Der Reisesektor ist mit einem Anstieg von 1,1 Prozent der mit Abstand größte Kursgewinner. Lufthansa, IAG, easyJet und Air France-KLM steigen um bis zu 2 Prozent.

Der Sektor Öl und Gas verliert dagegen 1 Prozent. Die am Vortag gesenkten Prognosen der Internationalen Energieagentur IEA für die Ölnachfrage lasten schwer auf dem Preis. Ein Fass der Nordseesorte Brent ist unter 84 US-Dollar auf den tiefsten Stand seit mehr als vier Jahren eingebrochen. "Solange die OPEC keine Anstalten macht, dem drohenden massiven Überangebot mit einer Produktionskürzung zu begegnen, dürften die Preise weiter fallen", sagt Eugen Weinberg von der Commerzbank.

Von der beginnenden Saison der Quartalsberichte gibt es nach der positiven Überraschung von Daimler am Vortag weitere gute Nachrichten. So sind Umsatzzahlen von Danone und dem Luxuskonzern LVMH gut ausgefallen, beide Kurse legen daraufhin zu. Die Quartalszahlen von Intel vom Vorabend fallen dagegen als Kursstütze für den europäischen Technologiesektor aus, dieser verliert 1,4 Prozent.

Am deutschen Aktienmarkt steigen ProSieben-Aktien um 3,8 Prozent. Der Senderkette ProSiebenSat.1 erfüllt - dank einer günstigen Entwicklung im dritten Quartal vor allem im Digitalgeschäft - schon in diesem Jahr die ursprünglich erst für 2015 angestrebten Ziele.

Aktien von Rio Tinto geben um 1,1 Prozent nach, nachdem der Bergwerkskonzern einen Produktionsbericht für das dritte Quartal veröffentlicht hat. Die Produktion von Kohle zur Verhüttung ist im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent gesunken.

Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@wsj.com

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