Alt 09.05.14, 12:43
Standard DAX scheitert erneut an der 9.600er-Marke
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Die Marke von 9.600 Punkten bremst den deutschen Aktienmarkt in seinem Aufwärtsdrang seit einem Monat aus. Immer wenn der Index an der Marke anklopft, dreht er wieder nach unten weg. Bereits zweimal war dies zu beobachten - so auch am Freitag. Den Grund liefern schwache Daten aus China, die für einsetzende Verkäufe sorgten. Die chinesischen Verbraucherpreise stiegen im April überraschend nur um 1,8 Prozent. Überdies gehen vor dem illegitimen Referendum am Wochenende in der Ostukraine zur Sezession der Region einige Anleger in Deckung. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte sich zwar gegen den Zeitpunkt des Referendums ausgesprochen, die prorussischen Separatisten ignorieren dies jedoch.

Der DAX notiert am Mittag 0,4 Prozent leichter bei 9.570 Punkten, der Euro-Stoxx-50 verliert 0,7 Prozent auf 3.182 Zähler. Die größten Abschläge verbuchen zum Wochenschluss die Börsen in Südeuropa. Die Börse in Athen verliert um 1,5 Prozent, Mailand 1,1 Prozent und Spanien 0,6 Prozent.

Für Diskussionsstoff sorgen die EZB-Aussagen des Vortages. Vor allem im Devisenhandel hatten sie massive Ausschläge nach sich gezogen. Nachdem der Euro während der EZB-Sitzung fast auf 1,40 Dollar gestiegen ist, stürzte er in der Folge um über einen Cent ab und fällt nun weiter - auf aktuell 1,3799 Dollar.

EZB-Präsident Mario Draghi hatte gesagt, er könne sich geldpolitische Lockerungen falls nötig ab dem Juni vorstellen. Dies sei "aggressiv taubenhaft" gewesen, sagt George Dowd, Leiter des Forex-Handels bei Newedge. Für Aktienmärkte sind das keine schlechten Nachrichten: Der Zusammenhang zwischen Eurokurs und Inflation lasse der EZB nur die Option, auf dem Juni-Treffen weitere Lockerungsmaßnahmen ins Auge zu fassen, heißt es im Handel. Ökonomen drängen die EZB schon länger dazu, mit einer noch lockeren Geldpolitik deflationären Tendenzen vorzubeugen. "Für den DAX und CAC40 ist das gut, wenn man an die export- und industriegetriebenen Volkswirtschaften der Länder denkt", sagt Evan Lucas, Marktstratege bei IG.

Die Auswirkungen sind bereits erkennbar, denn die deutschen Exporte sind im März abermals geschrumpft. Zum einen trifft die wirtschaftliche Schwäche einiger Schwellenländer die Exportwirtschaft, zum anderen könnte die Krise in der Ukraine potenzielle Investoren zur Vorsicht veranlasst haben. "Die schwachen März-Daten zu Warenausfuhr, Produktion und Auftragseingang deuten darauf hin, dass das zweite Quartal spürbar schwächer ausfallen wird als das erste", erwartet BayernLB-Ökonom Stefan Kipar.

Etwas Ernüchterung kehrt im Bereich der Unternehmensübernahmen (M&A) ein. Hier ist die geplante Fusion von Omnicom und Publicis geplatzt. Das amerikanische und das französische Unternehmen wollten eine der größten Werbeagenturen der Welt gründen. Das Volumen hätte bei immerhin 35 Milliarden Dollar gelegen. Publicis notieren 1,1 Prozent leichter bei 59,99 Euro.

Eine Pause legt zum Wochenausklang die Berichtssaison ein, nur wenige Geschäftsberichte sind am Freitag veröffentlicht worden. Salzgitter konnte mit einer positiven Ergebnisentwicklung überzeugen, die Aktien springen im MDAX um 4,3 Prozent nach oben. Der Stahlkonzern befindet sich im ersten Quartal auf dem Weg der versprochenen Erholung.

Die Aktie des im TecDAX gelisteten Medizintechnikanbieters Carl Zeiss Meditec steigt um 3,6 Prozent, nachdem der Umsatz im zweiten Geschäftsquartal gesteigert worden ist. Der Konzern aus Jena profitierte von einer fortgesetzt hohen Nachfrage nach Intraokularlinsen und einer Erholung in der Mikrochirurgie. Stärkste Umsatzträger waren Operationsmikroskope für den Bereich Neuro- und HNO-Chirurgie.

Als eher schwach werden die Quartalszahlen der spanischen Telefonica beurteilt; sie drücken die Titel um 3,4 Prozent. Der Telekommunikationskonzern litt im ersten Quartal unter negativen Währungseffekten in Lateinamerika und rückläufigen Umsätzen in Spanien und Deutschland, der Nettogewinn sank um rund 23 Prozent.

Die Daten von ArcelorMittal liegen im erwarteten Rahmen, die Aktien fallen 2,8 Prozent. Der Stahlhersteller hat seinen Verlust im ersten Quartal zwar deutlich verringert und operativ zugelegt. Die Börse hatte aber auf bessere Geschäftszahlen gesetzt.

Für Kursbewegungen sorgen auch zahlreiche Analystenkommentare. So hat Jefferies das Kursziel für Klöckner auf 13 nach 11 Euro erhöht, die Aktien steigen um 0,9 Prozent. J.P. Morgan rät bei der Aktie von K+S nun zum Kauf und treibt die Titel damit an die DAX-Spitze mit 1,1 Prozent Plus. Credit Suisse äußert sich leicht positiv zu Lanxess und nimmt ihre Verkaufsempfehlung zurück, danach geht es für Lanxess um 0,4 Prozent nach oben.

Insgesamt wenig erfolgreich verläuft der Börsengang von SLM Solutions. Die Aktie ist mit einem ersten Kurs von 18,20 Euro an der Frankfurter Börse gestartet und notiert aktuell bei 18,40 Euro. Gegenüber dem Ausgabepreis bedeutet das ein mageres Plus von 0,40 Euro. Der Anbieter metallbasierter 3D-Druckverfahren hatte seine Aktien in einer Spanne von 18 bis 23 Euro angeboten, konnte sie letztlich aber schon nur zu einem Ausgabepreis von 18 Euro an den Mann bringen. Optisch hohe Kursabschläge verursachen daneben einige Dividendenauszahlungen, unter anderem bei Adidas, Bilfinger, Leoni, Talanx und MTU Aero.

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