Alt 05.05.14, 12:42
Standard Kursverluste in nervösem Handel
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Deutlich im Minus notieren die europäischen Börsen am Montagmittag. "Die Investoren sind extrem nervös", stuft ein Marktteilnehmer die Lage am Aktienmarkt ein. Die Situation in der Ukraine habe sich über das Wochenende deutlich verschärft. Die jüngsten Bilder zeigten bürgerkriegsähnliche Zustände nicht nur in der Ostukraine. Ob die Wahl am 25. Mai mit einer legitimierten Regierung die Lösung liefern werde, bleibe abzuwarten.

Der DAX verliert am Mittag 1,4 Prozent auf 9.425 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gibt um 1,3 Prozent auf 3.135 Zähler nach. Die Börse in Madrid büßt 1 Prozent, die in Paris und Lissabon jeweils 1,2 Prozent ein. Auch die Vorgaben aus Asien belasten leicht. Der HSBC-Einkaufsmanagerindex für China war schwächer ausgefallen als in der ersten Umfrage und verharrt unter der Expansionsschwelle, die Wirtschaftswachstum signalisiert.

Mit kleinen Kursgewinnen reagieren portugiesische Staatsanleihen auf die Nachricht, dass das Land nach dem Ausstieg aus dem internationalen Rettungsprogramm keine weiteren Finanzhilfen mehr in Anspruch nehmen will. Diese Ankündigung der portugiesischen Regierung stellt einen Meilenstein in der finanziellen Erholung der Eurozone dar, aber auch eine riskante Wette, dass eines der am höchsten verschuldetsten Länder des Kontinents nun auf eigenen Füßen stehen kann.

Wie der portugiesische Ministerpräsident Pedro Passos Coelho mitteilte, werde sein Land auf eine Präventivkreditlinie seiner Geldgeber aus EU und Internationalem Währungsfonds verzichten. Nunmehr werde sich Portugal allein auf die Kapitalmärkte stützen, um seinen Finanzbedarf zu decken. Im Juni erhält das Land eine letzte Tranche aus dem insgesamt 78 Milliarden Euro schweren Rettungspaket.

Am Devisenmarkt kann der Dollar nur kurz von dem deutlich über den Erwartungen ausgefallenen US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag profitieren. Am Montag notiert der Euro mit 1,3872 Dollar praktisch unverändert zum Niveau vor Veröffentlichung der Arbeitsdaten. In einer ersten Reaktion auf die Zahlen war der Euro in Richtung 1,38 Dollar gefallen.

Teils kräftige Kursbewegungen gibt es bei ausgesuchten Einzelwerten. Als "schlechte Nachricht" für SAP bezeichnen Händler den Weggang des Technikvorstands. "Das bringt Unruhe in das Unternehmen und damit auch die Aktie, nachdem letztes Jahr schon zwei Vorstände gegangen waren", sagt ein Händler:

Die Societe Generale sieht das ähnlich. Allerdings bewerten sie die operative Bedeutung geringer als die Investoren anscheinend befürchten. Ein Grund sei, dass SAP im Management mehr als bei vielen anderen Software-Herstellern als Kollegialorgan arbeite. Der Weggang werde daher nicht gleich die gesamte Organisation destabilisieren. Zudem seien auch die benannten Nachfolger schon lange bei SAP, so dass deren Lernkurve nur kurz werden dürfte. SAP-Papiere verlieren um 2,4 Prozent.

Leicht positiv für Merck KGaA werten Händler die erfolgreiche Übernahme von AZ Electronic, einem ehemaligen Teil der alten Hoechst AG. "Damit ist die Geschichte nach einigen Verlängerungen endlich durch und Merck kann sich nun um die Eingliederung kümmern", sagt ein Händler. Merck wurden über 81 Prozent angedient, die Mindestquote lag bei 75 Prozent. Merck-Aktien verlieren "nur" 0,2 Prozent. BASF zahlt am Montag eine Dividende von 2,70 Euro aus. Die Aktien verliert daher nur optisch 4,4 Prozent oder 3,80 Euro auf 80,44.

Kräftig nach unten geht es für Wincor-Nixdorf-Papiere nach der Veröffentlichung von Geschäftszahlen. Die DZ-Bank macht eine ungünstige Währungsentwicklung in den Schwellenländern als Belastung aus. Die Analysten von equinet bemängeln besonders die Ertragsseite. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser sieht vor allem ein Rückgang in Osteuropa, der durch die Krimkrise verursacht worden sei. Die Aktie stürzt im MDAX um 6,5 Prozent ab.

Den Umsatz von Wacker Chemie im ersten Quartal bewerten die Analysten von Hauck & Aufhäuser als positive Entwicklung. Doch mehr Lobenswertes finden sie nicht in dem Zahlenwerk. Insgesamt überwiegt Enttäuschung: Die Ergebniskennziffern verfehlen die Schätzungen der Experten sowie die Konsensschätzungen. Die ehrgeizige Bewertung setze eine nachhaltige Erholung der Preise auf dem Polysiliziummarkt voraus - dieses Szenario erscheine aber sehr unwahrscheinlich, so Hauck & Aufhäuser. Die Aktien notieren knapp 4 Prozent schwächer.

Aktien von Fuchs Petrolub geben 3,3 Prozent nach. Die Geschäftszahlen lagen im Rahmen der Erwartungen. Die insgesamt gesunden Aussichten spiegeln sich jedoch nach Einschätzung der Analysten Hauck & Aufhäuser bereits in der aktuellen Bewertung wider. Einen operative Wachstumstreiber können sie jedoch derzeit nicht auszumachen. Die Aktie verliert um 3,1 Prozent, der MDAX notiert 1,5 Prozent schwächer.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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