Alt 28.08.15, 12:13
Standard China-Börsen und Nikkei-Index erneut kräftig erholt
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Die Erholung an den chinesischen Börsen nach den desaströsen Verlusten der vergangenen Tage und Wochen scheint Tritt zu fassen. Zumindest ging es am Freitag den zweiten Tag in Folge kräftig aufwärts. Dem 5,3-prozentigen Plus am Donnerstag ließ der Shanghai-Composite zum Wochenschluss einen Anstieg um 4,8 Prozent auf 3.232 Punkte folgen. Auf Wochensicht bedeutet dies dennoch ein Minus von fast 8 Prozent und im Vergleich mit dem Jahreshoch aus dem Juni von über 37 Prozent.

Marktbeobachter in Schanghai machten für die Entspannung vor allem die diversen Maßnahmen der Regierung und der chinesischen Notenbank verantwortlich. Letztere hatte im Wochenverlauf nicht nur die Leitzinsen und den Satz für die Mindestreserven der Banken gesenkt, sondern auch massiv Liquidität in das Bankensystem gepumpt. Die Analysten der UBS merken dazu an: "Chinas Manöver mögen unvorhersehbar sein, aber auf jeden Fall sind sie kräftig und stimulierend".

Teilnehmer vermuteten, dass staatliche Adressen mit für die Käufe am Freitag verantwortlich waren. Ein zusätzliches Motiv dafür könne gewesen sein, vor dem 70. Jahrestag des Endes des zweiten Weltkriegs die Stimmung bei den Anlegern etwas aufzuhellen. Wegen der Feierlichkeiten werden die Börsen in China am 3. und 4. September geschlossen bleiben.

"Wenn das 'Nationalteam' an den Markt zurückgekehrt ist, dann war das schlecht getimed", sagte IG-Analyst Angus Nicholson, und meinte damit staatliche Agenturen, staatlich kontrollierte Unternehmen und Brokerhäuser, die auf den Plan treten, um den Markt zu stabilisieren. "Ein früheres Einschreiten hätte die Rekordverluste seit vergangener Woche womöglich verhindern können. Jetzt könnte das am Markt wieder zu Verwerfungen führen und ihn beim natürlichen Ausloten eines Bodens stören, was langfristig gesünder wäre". Analyst Zheng Chunming von Capital Securities meinte zur Bodenbildung: "Wir glauben, dass der Markt kurzfristig bei 3.000 Punkten einen Boden gefunden hat".

Dass es auch an den anderen Aktienmärkten in der Region weiter aufwärts ging, war guten Konjunkturdaten aus den USA zu verdanken. Sie schürten neuen Konjunkturoptimismus und bestätigen die Anleger in ihrer Einschätzung, dass die jüngsten Ängste vor den Folgen eines langsameren Wachstums in China überzogen waren. Die US-Wirtschaft ist im zweiten Quartal mit annualisiert 3,7 Prozent deutlicher stärker gewachsen war als zunächst gemeldet.

Die guten US-Konjunkturdaten könnten zwar dazu führen, dass die US-Notenbank eher früher als später ihre lange avisierte Zinserhöhung wahr mache, was in der Folge besonders an den Schwellenländern zu Kapitalabflüssen führen könnte. Nach den jüngsten Verwerfungen setze der Markt aber darauf, dass damit eine womöglich von China ausgehende Wirtschaftsschwäche abgewendet werden dürfte, hieß es.

In Tokio zog der Nikkei-Index erneut um 3 Prozent auf 19.136 Punkte kräftig an. Damit belief sich die Wochenbilanz trotz des Kursrutsches zu Wochenbeginn auf lediglich 1,6 Prozent. Eine Flut neuer japanischer Konjunkturdaten, die insgesamt wenig überzeugend ausfielen, wurde von der breiten Erholungsbewegung in den Hintergrund gedrängt und von den Akteuren zunächst nicht weiter thematisiert. Auch an den anderen Plätzen dominierten Pluszeichen die Kurstafeln.

Eine Ausnahme machte allerdings Hongkong. Dort gingen anfänglich deutliche Gewinne im Verlauf verloren. Am Ende des Handels rutschte der HSI dann sogar noch um 1 Prozent ins Minus. Marktteilnehmer taten sich mit Erklärungen dafür schwer, beobachteten aber, dass im System "Stock Connect" mit der Börse in Schanghai plötzlich umgerechnet 374 Millionen Dollar an Kapital abgezogen worden seien. Andere verwiesen auf neue Daten, denen zufolge die Gewinne in der chinesischen Industrie im Juli den zweitgrößten Rückgang im bisherigen Jahresverlauf aufwiesen.

Der von den guten US-Daten ausgehende Konjunkturoptimismus schlug auch auf den Ölpreis durch. Er verzeichnete am Donnerstag mit einem Anstieg um 10 Prozent das größte Tagesplus seit 2009 und behauptete im asiatisch dominierten Geschäft dieses Niveau. Zuletzt kostete das Barrel Brent etwa 47 Dollar. Teilnehmer führten dies auf die Eindeckung von sogenannten Short-Positionen zurück, aber auch Berichte, denen zufolge Venezuela das Erdölkartell Opec um die Einberufung einer außerplanmäßigen Notsitzung ersucht haben soll. Dadurch machten Spekulationen die Runde, die Opec könnte zur Stabilisierung der Preise Fördersenkungen beschließen.

An den Aktienmärkten gehörten Titel aus dem Rohstoffsektor zu den Favoriten. In Sydney legten beispielsweise BHP Billiton und Rio Tinto um knapp 6 bzw 4,6 Prozent zu. Auch die Ölwerte Santos und Oil Search wiesen Gewinne in dieser Größenordnung auf. In Tokio zogen die gestiegen Ölpreise die Kurse von Inpex und der Handelshäuser Itochu, Mitsubishi und Mitsui & Co um bis zu 8 Prozent nach oben.

Autoaktien in Japan erhielten einen zusätzlichen Schub von einer Nomura-Studie. Darin heißt es, die jüngsten Kursverluste aus Sorge vor einer Wachstumsschwäche in China seien überzogen. Sollte die Erholung andauern, dürften die Autowerte davon besonders profitieren. Toyota, Honda und Nissan legten jeweils um rund 4,5 Prozent überdurchschnittlich zu. Honda hatte zudem gemeldet, den Export im Juli im Vorjahresvergleich verdreifacht zu haben.

Auch am Devisenmarkt entspannte sich die Lage weiter. Der malaysische Ringgit legte nach seinem jüngsten 17-Jahrestief zum Dollar weiter zu und auch der koreanische Won, der Australische und der Neuseeländische Dollar stiegen. Gleichzeitig verlor der als Fluchthafen geltende Yen weiter an Attraktivität. Der Dollar ging mit 121,02 Yen um und damit auf dem höchsten Niveau seit Beginn der Woche.

Auch der Goldpreis zog etwas an. Die Feinunze kostete rund 1.129 Dollar und damit 4 Dollar mehr als im späten US-Handel.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/gos/smh

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